Das Institut für Wirtschaftsforschung Halle ist Mitglied
der Leibniz-Gemeinschaft
Medienecho des IWH
Editorial
Ulricht Blum
Gesundheitsreform: Einnahmenerhöhung statt Strukturreform
Ingmar Kumpmann
>>Die Regierungskoalition hat die Eckpunkte für eine neue
Gesundheitsreform vorgelegt. Die wichtigsten Maßnahmen sind die Erhöhung
der Krankenkassenbeiträge um ca. 0,5 Prozentpunkte, die Erhöhung der
Steuerzuschüsse für die Krankenkassen, die Verteilung der Beiträge
und Steuerzuschüsse auf die Krankenkassen durch einen Gesundheitsfonds
und die Schaffung der Möglichkeit für die Krankenkassen, daneben noch
Zusatzbeiträge zu erheben.
Es dominieren somit Maßnahmen zur Erhöhung der Einnahmen. Die enge
Bindung der Beiträge an die Beschäftigung von Arbeitskräften
wird nicht überwunden. Zugleich wird durch die Zusatzbeiträge ein
erster Schritt zur Einführung der Kopfpauschale getan. Denn die Erhebungsform
der Zusatzbeiträge ist den Krankenkassen zwar freigestellt, im Wettbewerb
dürfte sich aber die Kopfpauschale gegenüber einkommensabhängigen
Beiträgen durchsetzen. Sollte die Bedeutung dieser Zusatzbeiträge
und damit der Kopfpauschale langfristig zunehmen, hätte dies für das
System weitreichende Konsequenzen. Eine Einbeziehung der Zusatzbeiträge
in den Risikostrukturausgleich der Krankenkassen und steuerfinanzierte Ausgleichszahlungen
für Geringverdiener müßten dann konsequenterweise zusätzlich
in Betracht gezogen werden.
Es fehlen weitgehend Schritte zur Steigerung der Effizienz des Gesundheitssystems,
etwa durch Qualitätsverbesserung oder Kostendämpfung. Somit bleibt
die Reform insgesamt unzureichend, um strukturelle Probleme des deutschen Gesundheitssystems
zu lösen. ...<<
Wachsende Heterogenität in der Humankapitalausstattung der Bundesländer
Bianca Brandenburg
>>Die Unterschiede in der Qualifikation der erwerbsfähigen Bevölkerung
in den deutschen Bundesländern sind in der Zeit von 1991 bis 2002 größer
geworden. Die günstigste Qualifikationsstruktur weisen momentan die ostdeutschen
Bundesländer, Berlin sowie Hamburg, Hessen und Baden-Württemberg auf.
Mit Ausnahme der fünf neuen Bundesländer wird dies auch zukünftig
so bleiben. Zu den qualifikationsschwachen Bundesländern gehören das
Saarland und Niedersachsen sowie zukünftig auch Sachsen-Anhalt und Brandenburg.
Eine Annäherung der formalen Qualifikation hat zwischen den ost- und westdeutschen
Bundesländern stattgefunden. Die selektive Abwanderung von Hochqualifizierten
und die teilweise stark gesunkene Bildungsbeteiligung haben in Ostdeutschland
zu Verlusten in der formalen Qualifikation der erwerbsfähigen Bevölkerung
geführt, während in allen westdeutschen Bundesländern ein Trend
zu höheren Bildungsabschlüssen zu verzeichnen ist und einige auch
von der Zuwanderung Hochqualifizierter aus den neuen Bundesländern profitierten.
Es besteht ein Zusammenhang zwischen der wirtschaftlichen Entwicklung einer
Region und dem Anteil der Hochqualifizierten an der Bevölkerung im erwerbsfähigen
Alter. Eine geringe Arbeitslosigkeit und hohe Löhne sind meist mit der
Zuwanderung Hochqualifizierter und einer starken Bildungsbeteiligung verbunden.
Allerdings ist dieser Zusammenhang nicht zwingend. Es finden sich ebenso Beispiele,
in denen ein hoher Anteil an Hochqualifizierten mit relativ geringen Löhnen
und einer hohen Arbeitslosigkeit einhergeht. Dies ist insbesondere dann der
Fall, wenn die betreffende Region über eine reichhaltige Bildungslandschaft
im tertiären Bereich verfügt.
Gleichzeitig wurde offenbar, daß zukünftig mit einem höheren
Anteil von Hoch- aber auch von Geringqualifizierten zu rechnen ist. Die Bedeutung
des dualen Ausbildungssystems in der beruflichen Bildung hat im betrachteten
Zeitraum stark abgenommen. Der steigende Anteil von Geringqualifizierten ist
im Hinblick auf die verminderten Erwerbschancen und starken Einkommensunsicherheiten
in diesem Bereich bedenklich. ...<<
Verbundvorteile für den Börsengang der Deutschen Bahn ausreichend
berücksichtigt?
Christian Growitsch, Heike Wetzel
>>Die aktuelle Diskussion um den Umfang des Börsengangs der Deutschen Bahn – unter Einbeziehung des Schienennetzes oder nicht – konzentriert sich im wesentlichen auf Fragen der Wettbewerbswirkung und der zukünftigen Belastung des Staatshaushaltes. Eventuelle Vorteile der bestehenden Organisationsform der Deutschen Bahn, also eines vertikal integrierten Eisenbahnunternehmens, das sowohl den Infrastrukturzugang als auch Transportdienstleistungen anbietet, blieben trotz ihrer Bestätigung in einer Vielzahl theoretischer Analysen weitgehend unberücksichtigt. Die Deutsche Bahn äußerte nun die Befürchtung, daß eine solche Separierung Vorteile der vertikalen Integration (sogenannte Verbundvorteile) vermindern würde und somit nicht geeignet sei, die gesamtgesellschaftliche Wohlfahrt zu erhöhen. In einer pan-europäischen Analyse der Produktivität europäischer Eisenbahnunternehmen wird mit dem Fokus der Untersuchung auf etwaige Verbundvorteile überprüft, ob integrierte Eisenbahnunternehmen eine höhere technische Effizienz aufweisen als vertikal separierte Unternehmen. Dazu wird ein Modell erstellt, das die Effizienz der integrierten Produktionstechnologie im Verhältnis zu einer Referenzgruppe virtueller, aus den separierten Unternehmen konstruierter Beobachtungseinheiten berechnet. Die Ergebnisse weisen auf existierende Verbundvorteile für die Mehrzahl der europäischen Eisenbahnunternehmen hin. Dies sollte in der Entscheidung hinsichtlich des Börsengangs der Deutschen Bahn explizite Berücksichtigung finden. ...<<
IWH-Signalansatz: Das gegenwärtige Finanzkrisenpotential in ausgewählten
Ländern Mittel- und Osteuropas und der Türkei
Hubert Gabrisch, Simone Lösel
>>Der hohe Anstieg der Rohölpreise, Gefahren im Zusammenhang mit
dem Atomprogramm Irans sowie die Ungewißheit über die künftige
Richtung der Politik der großen Zentralbanken haben in den zurückliegenden
Monaten auf den internationalen Finanzmärkten eine größere Unsicherheit
bei den Anlegern hervorgerufen. Das führte sowohl zu einer höheren
Volatilität als auch zu einem Verfall der Kurse an den wichtigen Aktienmärkten.
Auch einige wichtige Aktienindizes mittel- und osteuropäischer Länder
folgten dem allgemeinen Abwärtstrend, während Staatstitel relativ
konstant blieben. Da über mögliche Portfoliokorrekturen internationaler
Anleger auch umfangreiche Kapitalabflüsse in den mittel- und osteuropäischen
Ländern ausgelöst werden könnten, stellt sich die Frage, ob aus
diesen Entwicklungen für die mittel- und osteuropäischen Länder
ein erhöhtes Potential für eine Finanzkrise entsteht.
Mit Hilfe des IWH-Signalansatzes zur Analyse und Bewertung des Risikos von Finanzkrisen
wurde überprüft, ob dies der Fall ist. Wie die Analyse der Frühwarnindikatoren
zeigt, ist für die betrachteten Länder der Ausbruch einer Finanzkrise
in den nächsten Monaten wenig wahrscheinlich. Durch eine stabile Wirtschaftspolitik
und hohe Wachstumsraten, ein robustes Finanzsystem sowie günstige Wechselkursmechanismen
sind diese Länder vor externen Angriffen geschützt. Anstiege des Indikators,
die beispielsweise bei den baltischen Ländern zu beobachten sind, fielen
allenfalls leicht aus. Im Falle der Slowakische Republik und Sloweniens signalisiert
der Gesamtindikator sogar eine Entspannung. Für die Tschechische Republik,
Polen und Ungarn weisen die Ergebnisse noch auf Probleme im Bankensektor hin.
Diese Einschätzung gilt jedoch nicht für Rumänien und insbesondere
nicht für die Türkei. Hier deutet der Gesamtindikator auf einen starken
Anstieg des Risikopotentials und somit auf einen noch erheblichen wirtschaftspolitischen
Handlungsbedarf hin. ...<<
IWH-Industrieumfrage im Juli 2006: Geschäftslage stabil, Geschäftserwartungen
leicht eingetrübt
Cornelia Lang
Externe Publikationen
Hans-Ulrich Brautzsch, Cornelia Lang: Ist die Frauenbeschäftigung
im Osten höher als im Westen?,
in: Bundesarbeitsblatt Nr. 7, 2006, S. 4-8.
>>Die Partizipation von ostdeutschen Frauen am Erwerbsleben wird in der öffentlichen Diskussion unterschiedlich beurteilt: Zum einen wird behauptet, die ostdeutschen Frauen würden deutlich stärker am Erwerbsleben teilnehmen als die westdeutschen. Dem steht die Auffassung gegenüber, daß sich die Erwerbsbeteiligung ostdeutscher Frauen weitgehend an die Verhältnisse im Westen angeglichen hat. Im Beitrag wird untersucht, mit Hilfe welcher Indikatoren die Erwerbsbeteiligung der ost- und westdeutschen Frauen gemessen werden kann. Es zeigt sich, daß je nach Wahl des Indikators der Stand der Annäherung der Erwerbsbeteiligung unterschiedlich bewertet werden kann. Die in etwa gleich hohe Erwerbstätigenquote in Ost- und Westdeutschland signalisiert, daß in Ost- und Westdeutschland in etwa gleich viele Frauen in den Arbeitsmarkt integriert sind. Aus diesem Blickwinkel ist in Ostdeutschland die Frauenbeschäftigung so hoch wie in Westdeutschland. Betrachtet man allerdings das geleistete Arbeitsvolumen, das je erwerbsfähiger Frau zur Verfügung steht, so liegt Ostdeutschland vor den alten Bundsländern. Die Erwerbsquote der Frauen liegt in Ostdeutschland über der in Westdeutschland. Sie weist darauf hin, daß unter den gegenwärtigen Bedingungen im Osten nach wie vor mehr Frauen den Wunsch haben, erwerbstätig zu sein, als im Westen.<<
Joachim Ragnitz: Zur Verwendung der Solidarpakt-Mittel durch
die ostdeutschen Länder,
in: Deutschland-Archiv, Nr. 4/2006, S. 581-585.
>>In dem Beitrag wird das zwischen Bund und ostdeutschen Ländern veränderte Berichtsschema zum Solidarpakt II einer kritischen Analyse unterzogen. Es wird argumentiert, daß eine am Wachstumsbeitrag der Ausgaben orientierte Mittelverwendung sinnvoller ist als eine allein auf Investitionen abzielende Verwendung der Solidarpakt-Gelder. Hierzu werden konkrete Vorschläge unterbreitet.<<
IWH-Diskussionspapiere
IWH-Diskussionspapiere 16/2006
Marian Berneburg: Excess Volatility in European Equity Style Indices - New Evidence
>>Are financial markets efficient? One proposition that seems to contradict this is Shiller’s finding of excess volatility in asset prices and its resulting rejection of the discounted cash flow model. This paper replicates Shiller’s approach for a different data set and extends his analysis by testing for a long-run relationship by means of a cointegration analysis. Contrary to previous studies, monthly data for an integrated European stock market is being used, with special attention to equity style investment strategies. On the basis of this analysis’ results, Shiller’s findings seem questionable. While a long-run relationship between prices and dividends can be observed for all equity styles, a certain degree, but to a much smaller extent than in Shiller’s approach, of excess volatility cannot be rejected. But it seems that a further relaxation of Shiller’s assumptions would completely eliminate the finding of an overly strong reaction of prices to changes in dividends. Two interesting side results are, that all three investment styles seem to have equal performance when adjusting for risk, which by itself is an indication for efficiency and that market participants seem to use current dividend payments from one company as an indication for future dividend payments by other firms. Overall the results of this paper lead to the conclusion that efficiency cannot be rejected for an integrated European equity market.<<
Ausstellung "WandelHalle - Stadt als Ansichtssache"
Die Abteilung Stadtökonomik des IWH ist seit dem 12. Juni 2006 mit einem Exponat "Vision zur Wirtschaftslandschaft in der Region Leipzig-Halle" in der Ausstellung "WandelHalle - Stadt als Ansichtssache" vertreten. Die Ausstellung findet im Rahmen der 1200-Jahr-Feier der Stadt Halle in der Großsiedehalle der ehemaligen Königlichen Saline zu Halle statt (Mansfelder Straße, auf der Saline-Halbinsel; noch bis zum 10. September 2006 täglich geöffnet von 10-18 Uhr) und hat das Ziel, am Beispiel von bisherigen Entwicklungen und Entwicklungsszenarien für die Zukunft der Stadt Halle zur allgemeinen Diskussion über das Wachsen und Schrumpfen der europäischen Städte beizutragen. Insbesondere soll der Besucher der Ausstellung über die allgemeine Herausforderung des Stadtumbaus informiert werden. Weitere Informationen zur Ausstellung finden sich im Internet unter www.wandel.halle.de
Vorankündigungen:
3. IAB-IWH-Workshop „Arbeitsmärkte und Mobilität“
>>Das Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH)
und das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung Nürnberg (IAB)
veranstalten einen gemeinsamen zweitägigen Workshop zum Thema „Arbeitsmärkte
und Mobilität“, der am 9. und 10. November 2006 in Halle (Saale)
stattfindet. Auf dem Workshop sollen Arbeitsmarktprobleme vorgestellt und diskutiert
werden, die in einem inhaltlichen Zusammenhang zur regionalen Mobilität,
zur Einkommensmobilität und zur beruflichen Mobilität stehen. Besonderer
Wert wird auf die Darstellung der politischen Implikationen der jeweiligen Resultate
gelegt.
Call for Papers
Tagung "Halle Forum on Urban Economic Growth"
>>Das IWH veranstaltet am 23. November 2006 die Tagung "Halle Forum
on Urban Economic Growth". Das Forum bietet sowohl Wissenschaftlern als
auch Praktikern die Möglichkeit, theoretische und empirische Fortschritte
der Stadtökonomik und Determinanten städtischen Wachstums zu diskutieren.<<
Call
for papers
Vorträge
Prof. Dr. Ulrich Blum, Dr. Christian Growitsch, Niels Krap: "Network investment and the threat of regulation -preventing monopoly exploitation or infrastructure construction?" Vortrag auf dem 17th ITS (International Telecommunication Society) European Regional Conference. 22. bis 24. August 2006, Amsterdam.
Dr. Christian Growitsch: "Economies of Scope in European Railways: An Efficiency Analysis." Vortrag auf der 33rd Conference of the European Association for Research in Industrial Economics (EARIE). 25. bis 27. August 2006, Amsterdam.
Franz Kronthaler, Dr. Johannes Stephan: "Proliferation of competition law: an empirical analysis." Vortrag auf der 33rd Conference of the European Association for Research in Industrial Economics (EARIE). 25. bis 27. August 2006, Amsterdam.
Alexander Kubis, Dr. Constanze Kreis, Dr. Joachim Ragnitz: "Zur formalen und effektiven Inzidenz von Bundesmitteln." Vortrag anläßlich eines Experten-Workshops des Bundesamtes für Bauwesen und Raumordnung (BBR). 22. August 2006, Bonn.
Dr. Birger Nerré: "Dynamic Federal Transfer Mechanism and Optimal Incentives for Local Modernization." Korreferat zu Martin Alemayer-Bartscher und Daniel Becker auf dem 62nd Congress of the International Institute of Public Finance (IIPF). 28. bis 31. August 2006, Paphos, Zypern.
Dr. Birger Nerré, Dr. Peter Haug: "Local Public Utilities' Profits and Municipal Expenses in Germany: An Empirical Analysis." Vortrag auf dem 62nd Congress of the International Institute of Public Finance (IIPF). 28. bis 31. August 2006, Paphos, Zypern.
Aktivitäten
Dr. Diemo Dietrich hatte vom 10. bis zum 30. Juli 2006 einen Forschungsaufenthalt beim Deutsche Bundesbank Economic Research Centre (Frankfurt/Main). Gemeinsam mit Dr. Falko Fecht (Deutsche Bundesbank) forschte er hier unter der Leitung von Professor Dr. Heinz Herrmann zum Thema "Multinationale Banken und Finanzstabilität".
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