Kommentar: Einen kühlen Kopf und einen Plan – IWH-Präsident Reint E. Gropp zur EZB-Zinsentscheidung
Die Inflation ist nach einer langen Durststrecke in den letzten Monaten endlich bis an die Zielmarke von 2% geklettert. Und sofort werden die Stimmen lauter, die EZB möge nun endlich die Kehrtwende einleiten. Doch ob der aktuelle Inflationsstand nachhaltig ist, muss aktuell noch bezweifelt werden. Der Ölpreisanstieg hat einen zu großen Einfluss auf die Inflation, als dass hier voreilige Schlüsse gezogen werden sollten. „Zunächst bleibt es wichtig, einen kühlen Kopf zu bewahren und weitere Zahlen abzuwarten“, so Gropp. Denn noch ist die Situation äußerst instabil. „Ein voreiliger Ausstieg aus der Niedrigzinspolitik könnte das zarte Pflänzchen Inflation und Wachstum zertreten“, so der IWH-Präsident.
„Wenn die Dinge sich verstetigen, wäre im Sommer dann der richtige Zeitpunkt, um die ersten Zinsschritte einzuleiten“, erläutert Gropp.
Eine zweite Baustelle bleibt das Anleihekaufprogramm. Spätestens die Erfahrung durch die Federal Reserve hat gezeigt, dass man einen klugen Fahrplan braucht, um aus den Anleihekäufen auszusteigen. „Entscheidend ist jetzt das Erwartungsmanagement. Die EZB muss ihre Pläne transparent darstellen, genau kommunizieren, wie die nächsten Schritte aussehen, und Überraschungen vermeiden. Nur so kann sie reibungslos aus der Niedrigzinspolitik aussteigen. Da hat sie heute eine Gelegenheit verpasst.“
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