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Wirtschaft in Deutschland (Forts.) Auf einer Seite lesenDie Aussichten für die Weltkonjunktur haben sich zuletzt zwar etwas verbessert, die wirtschaftliche Expansion dürfte aber moderat bleiben. Im Euroraum werden höhere Reallöhne den privaten Konsum stärken, und die Konjunktur wird sich spürbar beleben. Ein kräftiger Aufschwung ist indes nicht zu erwarten, denn die durch den Wegfall russischen Gases höheren Energiekosten haben die internationale Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen verringert. Für die USA kann zwar die Tatsache optimistisch stimmen, dass die restriktive Geldpolitik dort bisher überraschend wenig gedämpft hat, zumal der Restriktionsgrad ab der Jahresmitte sinken dürfte. Allerdings dürfte die Expansion des privaten Konsums an Schwung verlieren, weil die zu Pandemiezeiten angehäuften Extra-Ersparnisse allmählich zur Neige gehen. Auch gibt es keine weiteren Impulse durch die Finanzpolitik, so dass für das nächste Jahr nur noch mit einem Produktionsanstieg zu rechnen ist, der in etwa der Wachstumsrate des Produktionspotenzials entspricht. In den Schwellenländern insgesamt dürfte die Wirtschaftsleistung in diesem und im nächsten Jahr in einem wenig veränderten Tempo zunehmen. In China belasten hartnäckige Probleme im Immobiliensektor, eine auch deshalb weiter gedämpfte Konsumneigung, deflationäre Tendenzen sowie die an- haltenden handelspolitischen Spannungen mit den USA; das Expansionstempo dürfte auf unter 5 % fallen.
Alles in allem rechnen die Institute mit einem Zuwachs der Weltproduktion um 2,5 % im Jahr 2024 und um 2,6 % im Jahr darauf. Die Revision der Prognose für die Weltproduktion beläuft sich für das Jahr 2024 auf 0,2 Prozentpunkte nach oben und für 2025 um
0,1 Prozentpunkt nach unten. In den fortgeschrittenen Volkswirtschaften verändert sich der Produktionsanstieg im Jahresdurchschnitt mit Raten von 1,6 % im laufenden Jahr und 1,7 % im kommenden Jahr ebenfalls nur wenig. Während die Zuwachsraten der gesamtwirtschaftlichen Produktion in etwa konstant bleiben, wird das Konjunkturgefälle zwischen den USA und Europa geringer, und die Dynamik im Verhältnis zwischen Dienstleistungen und Industrie dürfte sich wieder zugunsten der Industrie verschieben. Die Unternehmensinvestitionen, die auch im vergangenen Jahr weltweit spürbar ausgeweitet wurden, dürften noch etwas an Schwung gewinnen; die Investitionen im Wohnungsbau sogar deutlich anziehen.
Nach dem deutlichen Rückgang im vergangenen Jahr wird der weltweite Warenhandel im laufenden Jahr voraussichtlich um 1,3% zunehmen. Im Jahr 2025 dürfte der Welthandel mit 2,2% wieder in etwa so stark steigen wie im längerfristigen Trend. Die Inflation dürfte im Jahresdurchschnitt 2024 von 4,7% auf 2,6% zurückgehen und im Jahr 2025 in die Nähe der 2%-Marke sinken.
Die Weltwirtschaft ist gegenwärtig großen geopolitischen Risiken ausgesetzt. Aktuelle Kriege könnten eskalieren und in der Folge neuerliche Energiekrisen oder eine starke Fluchtmigration verursachen. Das Ausbrechen schwelender geopolitischer Konflikte in Asien würde Welthandel und Wertschöpfungsketten empfindlich stören und die Weltwirtschaft stressen.
Ein wesentliches Risiko für die Weltwirtschaft im Jahr 2024 besteht außerdem darin, dass die Inflation in den fortgeschrittenen Volkswirtschaften hartnäckiger sein könnte als erwartet, mit der Folge, dass die Zentralbanken ihre Politik nicht so rasch lockern würden, wie von den Finanzmärkten und auch in der vorliegenden Prognose unterstellt. Spürbar gebremst würde die weltwirtschaftliche Aktivität auch, wenn die in vielen Ländern zu verzeichnende Krise bei Gewerbeimmobilien zu Stress im Bankensektor führen würde, der die Finanzierungsbedingungen für Unternehmen und Haushalte insgesamt beeinträchtigt.
Zunehmende handelspolitische Spannungen bilden ein weiteres Risiko für die Weltkonjunktur. Nachdem sich das Verhältnis zwischen den USA und China durch neue US-Restriktionen im Hochtechnologiebereich durch die US-Regierung im vergangenen Jahr verschlechtert hat, zeichnet sich nun auch zwischen China und der EU ein handelspolitischer Streit ab, seit in der EU über Strafzölle auf die Einfuhr industriepolitisch sensibler Güter wie E-Autos oder Windanlagen aus China diskutiert wird. Schließlich gibt es erhebliche Unsicherheit im Zusammenhang mit der im Herbst anstehenden US-Präsidentschaftswahl, insbesondere im Hinblick auf die Implikationen für die Außen-, Handels- und Umweltpolitik.