Evaluierung des Programms des Sächsischen Staatsministeriums für Wissenschaft und Kunst (SMWK) zur Förderung von Projekten im Forschungsbereich
Die vorliegende Studie des Instituts für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) im Auftrag des Sächsischen Staatsministeriums für Wissenschaft und Kunst (SMWK) evaluiert das Programm „Förderung von Projekten im Forschungsbereich“ des Ministeriums. Das Programm richtet sich an Wissenschaftseinrichtungen in Sachsen. Es zielt auf die Stärkung der Spitzenforschung, der Profilbildung, der Drittmittelfähigkeit, der Internationalisierung sowie der Vernetzung der Wissenschaftseinrichtungen untereinander und mit der Wirtschaft. Gefördert werden grundlagenorientierte Projekte, Geräteausstattungen, Aufenthalte von Gastwissenschaftlern sowie wissenschaftliche Tagungen. Die Finanzierung des Programms erfolgt ausschließlich aus Landesmitteln.
Im Zeitraum 2002 bis 2008 wurden insgesamt 745 Vorhaben mit einem Gesamtvolumen von 20,51 Mio. Euro in 41 Wissenschaftseinrichtungen gefördert. Über 90% der Mittel entfielen auf die Fördergegenstände Projektförderung sowie Geräteausstattung. Befragt wurden 311 für die Fördervorhaben zuständige Wissenschaftler, von denen sich 69% an der Befragung beteiligten. Hinsichtlich der erreichten Effekte nannten die meisten Fördermittelempfänger die „Stärkung der Profilbildung“ (82%, über alle Förderlinien). Bei der Projektförderung sowie der Förderung der Geräteausstattung hoben die Befragten die hohe Wirkung auf die „Stärkung der Drittmittelfähigkeit“ hervor (über 90%). Damit wurden in der Einschätzung der Fördermittelempfänger wesentliche Zielvorgaben des Programms erreicht. Die Erhöhung der Verbundfähigkeit mit der Wirtschaft spielte aus Sicht der Befragten eine untergeordnete Rolle (54% Zustimmung). Der Grund für diesen relativ niedrigen Wert dürfte darin liegen, dass das Förderprogramm vor allem auf grundlagenorientierte Forschung abzielt. Die wissenschaftlichen Tagungen haben einen starken Effekt auf die Vernetzung der Wissenschaftseinrichtungen untereinander, insbesondere mit solchen im Ausland. Damit ist ein weiteres wesentliches Ziel des Programms erreicht worden.
05. August 2010
Erfolgsindikatoren (Publikationen und Präsentationen, Weiterqualifikation der Projektmitarbeiter) legen den Schluss nahe, dass die Vorhaben wissenschaftlich erfolgreich waren. Dabei dominieren einige sehr erfolgreiche Vorhaben die Gesamtsicht.
Die Befragungsergebnisse zeigen, dass durch die Förderung des SMWK Anstoßeffekte für weitere Drittmittel erzielt werden konnten. In 30% der Fälle wird die Forschungsthematik mit Eigenmitteln der Einrichtung weiter verfolgt, bei 21% kommen Mittel des SMWK zum Einsatz, bei 12% Mittel der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) und bei 16% Mittel der Europäischen Union (EU).
In der Untersuchung fanden sich lediglich geringe Anzeichen für Mitnahmeeffekte. Nur 7% der Vorhaben wären bei einer Ablehnung des Projektantrags in gleichem Umfang realisiert worden.
Den Aufwand zur Beantragung der Fördermittel bewerten die Autoren der Studie als angemessen. Die Beantragung erforderte im Mittel zwischen zwei und zehn Tagen. Auch die Dauer der Antragsbearbeitung seitens des SMWK wird als angemessen bewertet. Sie betrug in der Projektförderung drei Monate und bei Anträgen auf Geräteausstattung einen Monat. Allein im Bereich der Gastwissenschaftler und wissenschaftlichen Tagungen erscheint die Bearbeitungsdauer der Anträge mit drei Monaten relativ hoch.
Das Programm „Förderung von Projekten im Forschungsbereich“ passt sich sinnvoll in die vom SMWK praktizierte Wissenschafts- und Technologieförderung ein. Klare Alleinstellungsmerkmale des Programms sind: (i) die Förderung von Grundlagenforschung, (ii) die Förderung von Vorhaben auch in den Sozial- und Geisteswissenschaften und (iii) die Stärkung der Drittmittelfähigkeit. Hervorzuheben ist die hohe Komplementarität zur „FuE-Verbundprojektförderung“ des SMWK, welche angewandte, marktorientierte Forschungsprojekte zwischen Wissenschaft und Industrie unterstützt.
Die vorliegende Studie zeigt, dass das Programm „Förderung von Projekten im Forschungsbereich“ seine Zielvorgaben weitgehend erfüllt hat. Allein die Vernetzung mit der Wirtschaft spielte eine untergeordnete Rolle, was der Grundlagenorientierung des Programms geschuldet ist. Die Studie empfiehlt daher, die in der Richtlinie genannte Zielsetzung „Vernetzung der Einrichtungen mit der Wirtschaft“, auch mit Blick auf die deutliche Komplementarität zur „FuE-Verbundprojektförderung“, zu streichen. Bei der Bearbeitungsdauer der Anträge für wissenschaftliche Tagungen und Gastwissenschaftler sollte nach Ansicht der Autoren der Studie angesichts des Umfangs der Anträge und des Verzichts auf externe Fachgutachten eine Verkürzung des Verfahrens möglich sein. Trotz der im Wesentlichen zufriedenstellenden Beurteilung der Transparenz der Vergabe und des dabei angewandten Begutachtungsverfahrens durch die Fördermittelempfänger könnte hier eine Optimierung vorgenommen werden, wie z. B. die grundsätzliche Offenlegung wesentlicher Inhalte der Gutachten für alle Antragsteller.
Insgesamt kommt die Studie zu dem Ergebnis, dass das Programm „Förderung von Projekten im Forschungsbereich“ des SMWK einen wichtigen Beitrag zur Weiterentwicklung des Innovationssystems in Sachsen leistet. Es trifft wesentliche Engpässe der Forschungseinrichtungen, weist im Vergleich zu anderen Förderprogrammen für Wissenschaftseinrichtungen klare Alleinstellungsmerkmale auf und ermöglicht aufgrund der ausschließlichen Finanzierung aus Landesmitteln im Gegensatz zu einer Ko-Finanzierung mit Mitteln der EU eine höhere Flexibilität, beispielsweise hinsichtlich der Widmung der Mittel. Aufgrund der durchweg als positiv beurteilten Effekte der Förderung, der hohen Zufriedenheitswerte der Fördermittelempfänger, der Komplementarität des Programms in der Förderlandschaft und nicht zuletzt aufgrund der hohen Bedeutung von Forschung und Entwicklung in einer wissensbasierten Ökonomie empfehlen die IWH-Forscher, das Programm „Förderung von Projekten im Forschungsbereich“ mindestens im bestehenden Umfang weiterzuführen.