EZB-Strategie: Ist die reine Geldmengensteuerung eine realistische Option?
Die Europäische Zentralbank (EZB) verfolgt eine geldpolitische Strategie, die in der Literatur als Inflations-Targeting bezeichnet wird. Einige Autoren betrachten dies als eine vorübergehende Notlösung, auf die die EZB angesichts verschiedener Unsicherheiten in der Anfangsphase der Europäischen Währungsunion zurückgreifen muß, und plädieren für einen baldigen geldpolitischen Strategiewechsel hin zur Geldmengensteuerung. Hier wird die Auffassung vertreten, daß die Strategie der EZB, die im Rahmen des Inflations-Targeting der Geldmenge eine bedeutende Rolle zumißt, auch für die Zukunft die geeignete geldpolitische Strategie zur Wahrung der Geldwertstabilität ist. Eine reine Geldmengensteuerung ist nicht zweckmäßig. Diese Schlußfolgerung ergibt sich bereits aus den theoretischen Überlegungen und empirischen Erfahrungen der vergangenen 25 Jahre. Ein Grund ist die kurzfristige Volatilität der Geldnachfrage. Die hier vorgestellte empirische Untersuchung deutet, wie auch frühere Studien, darauf hin, daß die Geldnachfrage im Euroraum eine langfristige Stabilität aufweisen wird. Es wird jedoch gezeigt, daß in der kurzen Frist Abweichungen der Geldnachfrage von dem langfristig stabilen Pfad auftreten, so daß sich die Zentralbank schon aus diesem Grund kurzfristig nicht allein an der Geldmenge orientieren kann. Zweitens spricht gegen eine reine Geldmengensteuerung, daß die Geldmenge bestenfalls ein adäquater Frühindikator dafür sein kann, ob von der Geldpolitik eine destabilisierende Wirkung auf den Geldwert ausgeht. Störungen, die ihren Ursprung in der realen Sphäre haben, zeigt die Geldmenge erst an, wenn sie bereits realwirtschaftliche Wirkungen entfaltet haben und damit zu spät für einen frühzeitigen stabilisierenden Eingriff der Geldpolitik.