Inhalt
Seite 1
Der Zweck von Umfragen unter ökonomischen Laien
Seite 2
Vertrauensindikatoren der Europäischen Kommission
Seite 3
Der PRIMA-Indikator
Seite 4
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Vertrauensindikatoren der Europäischen Kommission

Eine solche Kombination findet sich in den Umfragen, welche die Europäische Kommission monatlich zur Einschätzung der wirtschaftlichen Lage in allen Mitgliedsländern durchführen lässt.3 Auf der Grundlage der Antworten berechnet die Kommission Vertrauensindikatoren für einzelne Wirtschaftszweige wie Industrie, Einzelhandel und Baugewerbe, für Konsumenten und mit dem Economic Sentiment Indicator für die gesamte Volkswirtschaft. Die Indikatoren werden von vielen Prognostikern insbesondere für die Bestimmung der aktuellen wirtschaftlichen Lage benutzt, auch weil Daten zur gesamtwirtschaftlichen Produktion erst mit einiger Verzögerung verfügbar sind. In den Indikator für das Konsumentenvertrauen fließen europaweit Antworten auf folgende Fragen ein:

  • Wie wird sich Ihrer Ansicht nach die finanzielle Lage Ihres Haushaltes in den kommenden zwölf Monaten entwickeln?
  • Wie wird sich Ihrer Ansicht nach die allgemeine Wirtschaftslage in Deutschland in den kommenden zwölf Monaten entwickeln?
  • Wie wird sich Ihrer Ansicht nach die Zahl der Arbeitslosen in Deutschland in den kommenden zwölf Monaten entwickeln?
  • Wie wahrscheinlich ist es, dass Sie in den kommenden zwölf Monaten Geld sparen werden?

Für jede der vier Fragen wird ein eigener Indikator berechnet, indem von der Zahl der positiven Antworten die der negativen abgezogen und das Ergebnis durch die Gesamtzahl der Antworten dividiert wird.4 Den Indikator des Konsumentenvertrauens ermittelt die Kommission als saisonbereinigten Durchschnitt der vier Einzelindikatoren. Es lohnt sich, die auf den ersten beiden Fragen basierenden Indikatoren näher zu betrachten.5 In Abbildung 1 sind die aus ihnen abgeleiteten Indikatoren für den Zeitraum von 1995 bis heute in standardisierter Form abgebildet. Bis etwa zum Jahr 2003 laufen sie fast parallel, danach gibt es allerdings erhebliche Abweichungen. Wie ist zu erklären, dass der Indikator für die Einschätzung der Haushalte hinsichtlich der gesamtwirtschaftlichen Aussichten in den vergangenen 20 Jahren viel deutlicher schwankte als der Indikator, der sich auf die eigenen wirtschaftlichen Aussichten bezieht?

Private und öffentliche Information dürften für die Antworten je nach Fragestellung unterschiedlich wichtig sein

Den Unterschied dürfte die private Information ausmachen. Es scheint plausibel, dass diese für die Erwartungen hinsichtlich der eigenen wirtschaftlichen Zukunft wichtiger ist als hinsichtlich der gesamtwirtschaftlichen Zukunft. Wenn sich also aus Frage 1 ein stabilerer Indikator als aus Frage 2 ableiten lässt, deutet das darauf hin, dass private Informationen aus dem unmittelbaren Umfeld im Schnitt der befragten Haushalte im Zeitverlauf stabiler sind als die öffentlich zugängliche Information über die Gesamtwirtschaft. So verschlechterte sich in Deutschland der Indikator für die privaten Aussichten in der weltweiten Finanzkrise der Jahre 2008 und 2009 viel weniger als der für die gesamtwirtschaftlichen Aussichten (vgl. Abbildung 2a und 2b). Zu dieser Zeit gingen von den meisten öffentlich verfügbaren Daten, etwa von Aktienkursen, stark negative Signale aus. Vermutlich waren die Signale, die die Menschen in Deutschland aus ihrem privaten Umfeld bekamen, etwa in den Unternehmen, wo sie arbeiteten, deutlich günstiger. Tatsächlich war die gesamtwirtschaftliche Erholung ab dem Sommer 2009 auch viel kräftiger, als die allermeisten Prognosen beinhaltet hatten.

Außerdem in diesem Heft

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Kommentar: Alter Wein in neuen Schläuchen: Das Bürgergeld

Reint E. Gropp

in: Wirtschaft im Wandel, Nr. 4, 2022

Abstract

Am 1. Januar 2023 wird Hartz IV durch das Bürgergeld ersetzt. Der neue Name reduziert das Stigma, Grundsicherung zu erhalten. Aber nach wie vor fehlen Anreize, eine Arbeit aufzunehmen, weil Hinzuverdienst angerechnet wird. Auch das unwürdige Sanktionsregime bleibt im Kern bestehen. Ein bedingungsloses Grundeinkommen wäre die bessere Alternative.

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Aktuelle Trends: Hohe Umsätze in gasintensiven Industrien – aber niedrige Produktion

Oliver Holtemöller

in: Wirtschaft im Wandel, Nr. 4, 2022

Abstract

Die gasintensiven Wirtschaftszweige wie die Chemie oder die Herstellung von Holz- und Papierwaren konnten ihre Umsätze im Jahr 2022 deutlich ausweiten. Zugleich haben sie aber die Produktion erheblich reduziert.

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Wie stark beeinflussen menschliche Entscheidungen im Forschungsprozess die Qualität der empirischen Ergebnisse?

Michael Koetter Shuo Xia

in: Wirtschaft im Wandel, Nr. 4, 2022

Abstract

Wie bedeutend ist das menschliche Element für die Genauigkeit empirischer Erkenntnisse in den Wirtschaftswissenschaften? Die Unsicherheit empirischer Schätzungen wird üblicherweise als ein statistisches Phänomen betrachtet. Unbekannte Parameter einer Grundgesamtheit werden anhand einer Stichprobe geschätzt, deren Erzeugung zu so genannten Standardfehlern führt. Forschende treffen jedoch viele unbeobachtete Entscheidungen, die nicht per se richtig oder falsch sind, sich aber auf das Ergebnis der Schätzung auswirken. Beispiele hierfür sind die Wahl der Software, die Art der Datenbereinigung oder die Spezifikation der Kontrollvariablen, um nur einige zu nennen. Wir haben an einem großen crowd-basierten Feldexperiment teilgenommen, bei dem sich herausstellte, dass dieser evidenzgenerierende Prozess von Forscher zu Forscher stark variiert, wodurch eine neue Art von Unsicherheit entsteht: so genannte Nicht-Standardfehler (NSE). 164 Teams von Finanzökonominnen und Finanzökonomen testeten sechs Hypothesen an einer identischen Stichprobe von Finanzmarktdaten. Das wichtigste Ergebnis ist, dass die Nicht-Standardfehler beträchtlich sind und die gleiche Größenordnung haben wie die Standardfehler, dass sie aber nach einem anonymen Begutachtungsprozess deutlich abnehmen. Wer sich von Wirtschaftsforschern beraten lässt, sollte sich daher darüber im Klaren sein, dass die Entscheidungen der einzelnen Forschenden die empirische Evidenz mit einer nicht unerheblichen Unsicherheit behaften. Gleichzeitig scheint eine der Veröffentlichung vorausgehende Begutachtung der Ergebnisse durch wissenschaftliche Kollegen (peer-review) die Anfälligkeit für diese Art von Unsicherheit zu verringern.

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