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Aktuelle Trends: Hohe Umsätze in gasintensiven Industrien – aber niedrige Produktion

Die gasintensiven Wirtschaftszweige wie die Chemie oder die Herstellung von Holz- und Papierwaren konnten ihre Umsätze im Jahr 2022 deutlich ausweiten. Zugleich haben sie aber die Produktion erheblich reduziert.

23. Dezember 2022

Autoren Oliver Holtemöller

Die Wirtschaftszweige1 des Verarbeitenden Gewerbes sind unterschiedlich gasintensiv.Während die Chemische Industrie (WZ 20) im mehrjährigen Mittel über acht Megajoule je Euro Bruttowertschöpfung an Erdgas verbraucht, sind es bei der Herstellung von elektronischen Geräten (WZ 26, 27) unter 0,2. Die gasintensiven Wirtschaftszweige, zu denen neben der Chemischen Industrie etwa die Herstellung von Holz- und Papierwaren (WZ 16, 17, 18) zählt, konnten ihre Umsätze gegenüber dem Vorjahr überwiegend deutlich ausweiten (vgl. untere Abbildung). Zugleich haben sie die Produktion erheblich reduziert (vgl. obere Abbildung). Eine mögliche Ursache dieser Divergenz könnte sein, dass die Unternehmen gasintensive Vorprodukte aus dem Ausland beziehen, statt sie selbst zu produzieren, und die höheren Beschaffungskosten auf die Preise überwälzen können.

1 Vgl. Statistisches Bundesamt: Klassifikation der Wirtschaftszweige, Ausgabe 2008. Wiesbaden 2008. Die Nummern und Namen der hier dargestellten 24 Wirtschaftszweige des Verarbeitenden Gewerbes finden sich auch in dieser Kurzübersicht auf Wikipedia.

Außerdem in diesem Heft

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Kommentar: Alter Wein in neuen Schläuchen: Das Bürgergeld

Reint E. Gropp

in: Wirtschaft im Wandel, Nr. 4, 2022

Abstract

Am 1. Januar 2023 wird Hartz IV durch das Bürgergeld ersetzt. Der neue Name reduziert das Stigma, Grundsicherung zu erhalten. Aber nach wie vor fehlen Anreize, eine Arbeit aufzunehmen, weil Hinzuverdienst angerechnet wird. Auch das unwürdige Sanktionsregime bleibt im Kern bestehen. Ein bedingungsloses Grundeinkommen wäre die bessere Alternative.

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Ein neues Instrument für die Prognose der Wirtschaftsaktivität in Deutschland: der PRIMA-Indikator

Katja Heinisch Axel Lindner

in: Wirtschaft im Wandel, Nr. 4, 2022

Abstract

Umfragen zur Einschätzung der wirtschaftlichen Lage sind wichtige Instrumente für die Erstellung von Konjunkturprognosen. Denn ein großer Teil des Wissens über den Zustand einer Wirtschaft liegt nicht gebündelt vor, sondern verteilt sich auf eine Vielzahl von Unternehmen und Haushalten. Allerdings werden die Antworten auf Umfragen auch von öffentlich verfügbaren Informationen beeinflusst, welche Prognostiker besser kennen und beurteilen können als private Haushalte. Im Folgenden wird ein Verfahren vorgeschlagen, mit dessen Hilfe die Einflüsse öffentlicher Informationen aus den privaten Umfrageergebnissen herausgefiltert werden können. Die Ergebnisse zeigen, dass Prognosen der deutschen Konjunktur mit Hilfe eines so erstellten Frühindikators verbessert werden können.

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Wie stark beeinflussen menschliche Entscheidungen im Forschungsprozess die Qualität der empirischen Ergebnisse?

Michael Koetter Shuo Xia

in: Wirtschaft im Wandel, Nr. 4, 2022

Abstract

Wie bedeutend ist das menschliche Element für die Genauigkeit empirischer Erkenntnisse in den Wirtschaftswissenschaften? Die Unsicherheit empirischer Schätzungen wird üblicherweise als ein statistisches Phänomen betrachtet. Unbekannte Parameter einer Grundgesamtheit werden anhand einer Stichprobe geschätzt, deren Erzeugung zu so genannten Standardfehlern führt. Forschende treffen jedoch viele unbeobachtete Entscheidungen, die nicht per se richtig oder falsch sind, sich aber auf das Ergebnis der Schätzung auswirken. Beispiele hierfür sind die Wahl der Software, die Art der Datenbereinigung oder die Spezifikation der Kontrollvariablen, um nur einige zu nennen. Wir haben an einem großen crowd-basierten Feldexperiment teilgenommen, bei dem sich herausstellte, dass dieser evidenzgenerierende Prozess von Forscher zu Forscher stark variiert, wodurch eine neue Art von Unsicherheit entsteht: so genannte Nicht-Standardfehler (NSE). 164 Teams von Finanzökonominnen und Finanzökonomen testeten sechs Hypothesen an einer identischen Stichprobe von Finanzmarktdaten. Das wichtigste Ergebnis ist, dass die Nicht-Standardfehler beträchtlich sind und die gleiche Größenordnung haben wie die Standardfehler, dass sie aber nach einem anonymen Begutachtungsprozess deutlich abnehmen. Wer sich von Wirtschaftsforschern beraten lässt, sollte sich daher darüber im Klaren sein, dass die Entscheidungen der einzelnen Forschenden die empirische Evidenz mit einer nicht unerheblichen Unsicherheit behaften. Gleichzeitig scheint eine der Veröffentlichung vorausgehende Begutachtung der Ergebnisse durch wissenschaftliche Kollegen (peer-review) die Anfälligkeit für diese Art von Unsicherheit zu verringern.

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