Editorial
Ulrich Blum
Wirtschaft im Wandel,
Nr. 11,
2006
Abstract
Die Debatte zur Reform der Erbschaftsteuer wird trotz neuer Kabinettsentscheidung nicht zur Ruhe kommen. Die Erhebungskosten sind beträchtlich. Die Hälfte der Erbfälle geschieht „spontan“, also aufgrund persönlicher Tragödien, mit oft schwerwiegenden Konsequenzen, falls Unternehmen betroffen sind. Kann ein Unternehmer die Erbschaft planen, so wird er Investitionen im Vorfeld unterlassen, denn diese erfolgen aus versteuertem Einkommen, verbreitern die Bemessungsgrundlage, vermindern die Liquidität – die man aber benötigt, um die Steuerlast zu finanzieren. Ziel der Reformbemühungen und des in diesem Kontext avisierten Abschreibungsmodells ist es daher, betriebliche Vermögen zu schonen. Erreicht wird dies aber nur begrenzt, weil Freibeträge sinken und Abzugsmöglichkeiten entfallen. Die Anforderungen an eine Strukturkontinuität der Unternehmen sind weltfremd vor dem Hintergrund offener Märkte und einer dynamischen Wirtschaft.
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Revision des neoklassischen Wachstumsmodells - Sind alle Lehrbücher falsch?
Wolfgang Cezanne, Mirko Titze, Lars Weber
WiSt - Wirtschaftswissenschaftliches Studium,
Nr. 9,
2006
Abstract
Das neoklassische Wachstumsmodell von Solow aus dem Jahr 1956 gehört heute immer noch zu den wichtigsten Wachstumstheorien. Die heute gelehrten Formen, die sich in nahezu allen volkswirtschaftlichen Lehrbüchern befinden, verletzen jedoch einen wichtigen Zusammenhang aus der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung: die Identität von Nettoinvestitionen und Ersparnis. Die Lösungen der Lehrbuchmodelle widersprechen damit der ursprünglichen Solow-Lösung. Der vorliegende Beitrag zeigt die Konsequenzen dieser Ungenauigkeiten auf. Darüber hinaus wird ein Modell präsentiert, das die Identität von Nettoinvestitionen und Ersparnis wahrt und folglich mit der Solow-Lösung vereinbar ist.
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Das Grundeinkommen - Potenziale und Grenzen eines Reformvorschlags
Ingmar Kumpmann
Wirtschaftsdienst,
Nr. 9,
2006
Abstract
Der Vorschlag zur Einführung eines Grundeinkommens ist in letzter Zeit verstärkt in der politischen Diskussion. Ein Grundeinkommen ist „ein Einkommen, das von einem politischen Gemeinwesen an alle seine Mitglieder ohne Bedürftigkeitsprüfung und ohne Gegenleistung ausgezahlt wird“ (Vanderborght/Van Parijs) und würde an die Stelle vorhandener steuerlicher und sozialer Instrumente der Existenzsicherung treten. Mit dem Grundeinkommen würden Armut umfassend verhindert, das Sozial- und Steuersystem erheblich vereinfacht und der Produktionsfaktor Arbeit von den Kosten der sozialen Sicherung entlastet werden. Es wäre das Ende der problematischen staatlichen Kontrollen von Arbeitsfähigkeit und -bereitschaft von Arbeitslosen. Probleme des Vorschlags sind die Finanzierungsschwierigkeiten und die Gefahr verringerter Arbeitsanreize, die der Umsetzung des Modells in Reinform Grenzen setzen.
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Vielfältigkeit eines Hybridberufes: Mechatronikfacharbeiter nach der Ausbildung
Simone Scharfe, K. Tautenhahn
Externe Publikationen,
Nr. 8,
2006
Abstract
Im Rahmen des Modellprojektes „Verbundausbildung in neuen Berufen der Hochtechnologie“, das vom Sächsischen Staatsministerium für Wirtschaft und Arbeit initiiert wurde, schlossen im Zeitraum von 2002 bis 2004 insgesamt 302 Facharbeiter in den Berufen Mechatroniker, Mikrotechnologe, Chemie-, Physik- und Lacklaborant ihre Ausbildung erfolgreich ab. Das Modellprojekt und die wissenschaftliche Begleitung wurden aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds und komplementären Landesmitteln des Freistaates Sachsen gefördert.
Zur Evaluierung des Modellprojektes befragte die wissenschaftliche Begleitung (vgl. Blum/ Scharfe/ Tautenhahn 2005) die Absolventen einige Monate nach Ausbildungsende zu verschiedenen Aspekten, wie bspw.
§ der rückblickenden Einschätzung der Ausbildung und des Modellprojektes,
§ der Bewertung ihrer Arbeitsmarktchancen,
§ dem beruflichen Verbleib sowie
§ der Bewertung der Praxistauglichkeit des erlernten Wissens.
Im vorliegenden Beitrag werden vor allem die Ergebnisse zu den letzten beiden Gesichtspunkten für die Mechatroniker, die mit 180 Absolventen die größte Gruppe im Modellprojekt stellten, thematisiert. Da der Beruf des Mechatronikers eine Brücke zwischen den Teilgebieten der Mechanik und der Elektronik schlagen sollte, wird im zweiten Teil der Ergebnisdarstellung untersucht, inwieweit sich dieser Brückenschlag in den tatsächlichen Einsatzgebieten der ehemaligen Auszubildenden widerspiegelt.
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Verbundvorteile für den Börsengang der Deutschen Bahn ausreichend berücksichtigt?
Christian Growitsch, Heike Wetzel
Wirtschaft im Wandel,
Nr. 8,
2006
Abstract
Die aktuelle Diskussion um den Umfang des Börsengangs der Deutschen Bahn – unter Einbeziehung des Schienennetzes oder nicht – konzentriert sich im wesentlichen auf Fragen der Wettbewerbswirkung und der zukünftigen Belastung des Staatshaushaltes. Eventuelle Vorteile der bestehenden Organisationsform der Deutschen Bahn, also eines vertikal integrierten Eisenbahnunternehmens, das sowohl den Infrastrukturzugang als auch Transportdienstleistungen anbietet, blieben trotz ihrer Bestätigung in einer Vielzahl theoretischer Analysen weitgehend unberücksichtigt. Die Deutsche Bahn äußerte nun die Befürchtung, daß eine solche Separierung Vorteile der vertikalen Integration (sogenannte Verbundvorteile) vermindern würde und somit nicht geeignet sei, die gesamtgesellschaftliche Wohlfahrt zu erhöhen. In einer paneuropäischen Analyse der Produktivität europäischer Eisenbahnunternehmen wird mit dem Fokus der Untersuchung auf etwaige Verbundvorteile überprüft, ob integrierte Eisenbahnunternehmen eine höhere technische Effizienz aufweisen als vertikal separierte Unternehmen. Dazu wird ein Modell erstellt, das die Effizienz der integrierten Produktionstechnologie im Verhältnis zu einer Referenzgruppe virtueller, aus den separierten Unternehmen konstruierter Beobachtungseinheiten berechnet. Die Ergebnisse weisen auf existierende Verbundvorteile für die Mehrzahl der europäischen Eisenbahnunternehmen hin. Dies sollte in der Entscheidung hinsichtlich des Börsengangs der Deutschen Bahn explizite Berücksichtigung finden.
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Gesamtwirtschaftliche Effekte der Förderung regenerativer Energien, insbesondere der Biomasse - Eine kritische Beurteilung vor dem Hintergrund modelltheoretischer Konzeptionen
Götz Zeddies
Zeitschrift für Umweltpolitik und Umweltrecht 2/2006,
Nr. 2,
2006
Abstract
Erneuerbare Energieträger werden in der Bundesrepublik Deutschland derzeit durch politische Instrumente von Bund und Ländern in großem Umfang gefördert. Die Auswirkungen der Förderpolitik auf Konjunktur und Beschäftigung sind jedoch politisch sehr umstritten. Von wissenschaftlicher Seite her sind die makroökonomischen Effekte der Fördermaßnahmen bereits in zahlreichen Studien verschiedenster Autoren beurteilt worden. Auf den ersten Blick lassen jedoch auch die wissenschaftlichen Ergebnisse aufgrund erheblicher Diskrepanzen keine eindeutigen Schlüsse zu. Die Ursachen hierfür sind in der Verschiedenartigkeit der verwendeten Prognosemodelle hinsichtlich ihrer Geschlossenheit und der Modellannahmen zu sehen. Vor diesem Hintergrund soll das Ziel des folgenden Beitrags darin liegen, die generelle Problematik makroökonomischer Politikanalysen zu erörtern, modelltheoretische Anforderungen zu formulieren und wichtige zu diesem Zeitpunkt vorliegende Studien hinsichtlich dieser Anforderungen zu überprüfen und ihre Ergebnisse zu bewerten.
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Editorial
Hubert Gabrisch
Wirtschaft im Wandel,
Nr. 7,
2006
Abstract
Herr Trichet hat die Europäer auf Zinserhöhungen ab Anfang August eingestellt. Die Ankündigung weiterer Zinsanhebungen wird mit den gestiegenen Inflationsrisiken im Euro-Raum begründet. Die Furcht vor einer höheren Inflation haben die Zentralbanker ausschließlich aus der monetären Analyse gewonnen, d. h. aus der Betrachtung der Geldmengen- und Kreditentwicklung im Euro-Raum. Sie wird quantitativ mit einem Modell unterlegt, welches einen engen Zusammenhang zwischen Geldmengenwachstum und folgender Inflation postuliert. Das Prognosemodell hat in der Vergangenheit die tatsächliche Inflationsrate aber meistens überzeichnet, manchmal auch unterzeichnet. Die Abweichungen liegen zwischen -0,2 und 0,5 Prozentpunkte, was bei einem Inflationsziel von 2% eine durchaus beträchtliche Fehlerquote ist und damit zu Fehlentscheidungen beitragen kann.
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Who Invests in Training if Contracts are Temporary? - Empirical Evidence for Germany Using Selection Correction
Jan Sauermann
IWH Discussion Papers,
Nr. 14,
2006
Abstract
This study deals with the effect of fixed-term contracts on work-related training. Though previous studies found a negative effect of fixed-term contracts on the participation in training, from the theoretical point of view it is not clear whether workers with fixed-term contracts receive less or more training, compared to workers with permanent contracts. In addition to the existing strand of literature, we especially distinguish between employer- and employee-financed training in order to allow for diverging investment patterns of worker and firm. Using data from the German Socio-Economic Panel (GSOEP), we estimate a bivariate probit model to control for selection effects that may arise from unobservable factors, affecting both participation in training and holding fixed-term contracts. Finding negative effects for employer-sponsored, as well as for employee-sponsored training, leads us to conclude that workers with fixed-term contracts do not compensate for lower firm investments.
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Export und Beschäftigung in der ostdeutschen Industrie – ein betrieblicher Längsschnitt
Brigitte Loose, Udo Ludwig
Beitrag in IWH-Sammelwerk,
aus: Beschäftigungsanalysen mit den Daten des IAB-Betriebspanels – Tagungsband zum Workshop des IAB und IWH 2005
2006
Abstract
Gestützt auf verschiedene Erklärungsansätze der traditionellen und neueren Außenhandelstheorien wird untersucht, warum Betriebe des ostdeutschen Verarbeitenden Gewerbes im Exportgeschäft Fuß gefasst haben und welchen Einfluss dieser Geschäftsbereich auf Umsatz und Beschäftigung hat. Im Rahmen einer Längsschnittanalyse der Daten aus den Befragungswellen des IAB-Betriebspanels von 1999 bis 2004 wird dazu zwischen Betrieben unterschieden, die dauerhaft Exportgeschäfte betreiben, gelegentlich exportieren oder nur in Deutschland aktiv sind. Es zeigt sich, dass der Umsatz der dauerhaft oder gelegentlich exportierenden Betriebe kräftig expandierte und diese Betriebe die Beschäftigtenzahl erhöht haben, während die ausschließlich im Inland agierenden Betriebe ihre Umsätze wegen der schwachen Binnenkonjunktur in Deutschland nicht steigern konnten und die Beschäftigung stagnierte. Die Exporteure heben sich von den anderen Betrieben, wie aus der Untersuchung der betrieblichen Determinanten der Exportentwicklung mit einem binären und multinomialen Logit-Modell hervorgeht, durch eine größere Investitions- und Innovationsaktivität sowie einen höheren Qualifikationsgrad der Beschäftigten ab. Sie waren zugleich überdurchschnittlich groß und häufiger im Besitz ausländischer Investoren.
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Eine Methode zur Bewertung peripherer Einzelhandelsstandorte dargestellt am Beispiel des Einkaufsparks Nova Eventis
Alexander Kubis, Maria Hartmann
Wirtschaft im Wandel,
Nr. 6,
2006
Abstract
Der Strukturwandel im Einzelhandelsbereich führt zur Entstehung peripherer großflächiger Einzelhandelszentren. Deren Genehmigungsfähigkeit bedingt die Notwendigkeit einer sachlichen Prüfung ökonomischer Auswirkungen potentieller (neuer) Standorte. Mit diesem Beitrag wird eine geeignete Methodik zur Beantwortung dieser Problematik vorgestellt. Das entsprechende Vorgehen, das auf einem probabilistischen Gravitationsmodell beruht, wird eingehend am Beispiel einer Analyse für den Standort Nova Eventis in der Region Halle-Leipzig illustriert. Die empirische Basis stellen 1. eine Erhebung der Einzugsbereiche mittels „Licence Plate Analysis“ (PKW-Erhebung), 2. die einzelhandelsrelevanten Kaufkraft (GfK), 3. eine Distanzmatrix zwischen Kauf- und Wohnorten sowie 4. Angaben der Verkaufsfläche und absoluten Besucherzahl der einzelnen peripheren Einkaufszentren der Region dar. Aus der Analyse wird deutlich, daß die Lage (Distanz vom Kunden) und Größe (Verkaufsfläche) entscheidende Determinanten für die Einkaufswahrscheinlichkeit sind. Unter den gesetzten Annahmen kann ein Kaufkraftabfluß von rund 250 Mio. Euro p. a. aus den umliegenden Landkeisen nach Nova Eventis bestimmt werden. Mit der im Beitrag vorgestellten allgemeinen Methode wird die Möglichkeit eröffnet, ökonomische Auswirkungen der Ansiedlung peripherer Einzelhandelsstätten hinsichtlich der Verlagerung von Kaufkraftflüssen zu prognostizieren. Ausgehend von der Analyse der Kaufkraftströme der bereits bestehenden Einzelhandelsstätten wird auf die Auswirkungen des potentiellen Standortes geschlossen. Damit stellt das hier vom IWH vorgestellte Instrumentarium eine praktikable Entscheidungshilfe sowohl für die Genehmigungsbehörde als auch für das sich ansiedelnde Unternehmen dar.
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