Disinflation trotz Mehrwertsteuererhöhung 1998
Silke Tober
Wirtschaft im Wandel,
Nr. 5,
1998
Abstract
Trotz verschiedener Angebotsschocks, die tendenziell einen Preisniveauschub erzeugen, war der Anstieg des Preisindex der Lebenshaltung in der Bundesrepublik 1997 niedrig und blieb mit 1,8 vH im mittleren Bereich der von der Bundesbank anvisierten Inflationsspanne. In diesem Jahr wird sich der Anstieg des Preisniveaus trotz der Mehrwertsteuererhöhung nicht beschleunigen, sondern verlangsamen. Ausschlaggebend sind die erneut sinkenden Lohnstückkosten infolge eines Zurückbleibens der Lohnentwicklung hinter dem Produktivitätszuwachs. Der daraus resultierende Anstieg der internationalen Wettbewerbsfähigkeit ist stärker, als durch die Inflationsdifferenz gegenüber dem Ausland angezeigt ist, weil die Mehrwertsteuer, die sich 1998 mit etwa 0,3 Prozentpunkten auf den Preisniveauanstieg niederschlägt, nicht auf Exportgüter, wohl aber auf Importgüter erhoben wird. Trotz der Abschwächung des Preisniveauanstiegs, einer Disinflation, besteht bei unveränderter Wechselkursentwicklung angesichts der gefestigten Konjunktur im gesamten künftigen Euroraum derzeit kein geldpolitischer Handlungsbedarf. In den neuen Ländern wurde der Anstieg des Preisindex der Lebenshaltungskosten 1997 stärker von den Sonderfaktoren beeinflußt, die auch die westdeutsche Entwicklung prägten. Insbesondere der Anstieg der administrierten Preise bewirkte, daß das Preisniveau hier mit 2,1 vH deutlich kräftiger stieg. In diesem Jahr ist eine weitere Angleichung der Preisniveauentwicklung zu erwarten. Da die Mehrwertsteuererhöhung in Ostdeutschland etwas stärker zu Buche schlägt, wird der Anstieg des Preisindex für die Lebenshaltung jedoch leicht über der westdeutschen Rate liegen.
Artikel Lesen
Ostdeutsches Textil- und Bekleidungsgewerbe: Trotz verhaltener Tariflohnsteigerung hoher Lohnkostendruck
Hans-Ulrich Brautzsch
Wirtschaft im Wandel,
Nr. 3,
1998
Abstract
Der Beitrag untersucht die Entwicklung von Produktion, Beschäftigung, Tarif- und Effektiv-löhnen im ostdeutschen Textil- und Bekleidungsgewerbe, wobei die westdeutsche Branche als Vergleichsmaßstab herangezogen wird. Trotz der relativ geringen Tariflohnangleichung an den westdeutschen Vergleichswert überstiegen die Personalkosten im ostdeutschen Textil- und Bekleidungsgewerbe 1996 noch immer die Bruttowertschöpfung. Die begrenzten Mög-lichkeiten der Produktionsausdehnung sowie die hohe Lohnkostenbelastung lassen erwarten, dass die Unternehmen ihren Personalbestand weiter zurückführen werden.
Artikel Lesen
Die wirtschaftliche Lage Rußlands (Elfter Bericht des DIW Berlin, IfW Kiel und IWH Halle)
Forschungsreihe,
Nr. 9,
1997
Abstract
Der elfte Bericht in der Reihe der Rußland-Analysen, die das IWH zusammen mit dem DIW, Berlin, und dem IfW, Kiel, seit 1992 regelmäßig veröffentlicht, enthält wie in den Vorjahren eine Prognose der laufenden wirtschaftlichen Entwicklung 1997 und 1998 sowie tiefergehende Untersuchungen von Teilaspekten. Die Institute erwarten für 1997 keinen weiteren Rückgang des Bruttoinlandsprodukts und für 1998 ein Wirtschaftswachstum von 2 vH. Damit würde Rußland das erste Mal seit 1992 keine weitere Schrumpfung seiner Wirtschaftsleistung aufweisen. Aber auch diese Prognose ist konditioniert. Die Institute haben bereits in ihren früheren Veröffentlichungen auf die zentrale Rolle institutioneller Reformen für die wirtschaftliche Entwicklung hingewiesen. Zwar sind im Jahre 1997 Fortschritte auf diesem Gebiete gemacht worden. Allerdings bleiben nach wie vor erhebliche institutionelle Defizite. Der elfte Rußland-Bericht untersucht eines der traditionell besonders schwierigen Bereiche: die Mängel des Insolvenzrechts und den fehlenden politischen Willen in der Anwendung bestehender Regelungen. Mit den institutionellen Reformen im Bereich der Kapitalmarktliberalisierung sind sogar neue Herausforderungen auf die russische Wirtschaftspolitik hinzugekommen. Die erstmals temporär positiven Kapitalzuflüsse und die sich gegen Ende des Jahres wieder abzeichnende Umkehr der Kapitalströme war Anlaß, die Gefahr einer Zahlungsbilanzkrise und die Notwendigkeit einer geeigneten Bankenreform zu analysieren. Schließlich werden die Beziehungen Rußlands zur Europäischen Union einer weitergehenden Analyse unterzogen, wobei vor allem die institutionelle und rechtliche Anpassung an EU-Normen und Gemeinschaftsrecht im Vordergrund stehen.
Artikel Lesen
Zum Konjunkturverbund in Westeuropa
Michael Seifert
Wirtschaft im Wandel,
Nr. 14,
1997
Abstract
Mit der für 1999 vorgesehenen dritten Stufe auf dem Weg zur Europäischen Währungsunion wird
die Geldpolitik aus der nationalen Zuständigkeit herausgelöst und auf die gemeinsame Europäische Zentralbank übertragen. Mit den dann für alle an der Währungsunion teilnehmenden Länder identischen monetären Rahmenbedingungen (z.B. einheitlicher
Diskontsatz) verknüpft sich die Erwartung, daß sich die konjunkturellen Verläufe annähern
und eine zunehmend gleichgerichtete Entwicklung zeigen werden. Am Beispiel der vier
größten westeuropäischen Volkswirtschaften zeigt sich rückblickend, daß eine solche Annäherung
erst beobachtet werden kann, nachdem die Länder innerhalb des Europäischen Währungssystems in ihrer Geldpolitik zu einem stabilitätsorientierten Kurs übergegangen waren. Zu Beginn der 90er Jahre wurde dieser Prozeß durch die infolge der deutschen Vereinigung wieder unterschiedlichen wirtschaftspolitischen Prioritäten unterbrochen. Diese Erfahrungen deuten darauf hin, daß eine nicht abgestimmte Wirtschaftspolitik – vor allem beim Auftreten symmetrischer Schocks – die Stabilität der Europäischen Wirtschafts- und Währungsunion
gefährden kann, wenn divergierende nationale wirtschaftspolitische Zielvorstellungen
die auf Stabilität verpflichtete europäische Geldpolitik konterkarieren.
Artikel Lesen
Deutschland 1997/98: Aufschwung mit Schieflage - Ostdeutschland 1997/98: Fortsetzung der gespaltenen Konjunktur
Udo Ludwig, Silke Tober, Ruth Grunert, Ingrid Haschke, Martin Snelting, Hans-Ulrich Brautzsch, Brigitte Loose, Christian Schumacher, Michael Seifert
Wirtschaft im Wandel,
Nr. 10,
1997
Abstract
Der Aufsatz analysiert und prognostiziert die konjunkturelle Entwicklung in Deutschland in ausführlicher Form für das laufende Jahr 1997 und das Folgejahr 1998. Die Aufwärtsbewegung 1997 folgt zögerlich dem sich seit Mitte 1996 abzeichnenden Grundmuster: Kräftige Ausfuhrimpulse treiben die Produktion in Deutschland an. Dagegen belebt sich die Inlandsnachfrage erst wenig. 1998 wird sich die Expansion der gesamtwirtschaftlichen Produktion mit 2,5 % leicht beschleunigen. Die Unternehmensinvestitionen dürften zulegen, nachdem der durch die Exporte ausgelöste Nachfrageschub auch die im heimischen Markt aktiven Produzenten erreicht hat. Eine Wende am Arbeitsmarkt ist erst 1998 zu erwarten, wenn die Produktion im Jahresverlauf an Tempo zulegt.
Artikel Lesen
EU-Strukturfonds: Mittelvergabe an neue Mitglieder ist kein Atomatismus
Martina Kämpfe
Wirtschaft im Wandel,
Nr. 10,
1997
Abstract
Der absehbare Beitritt mittelosteuropäischer Transformationsländer zur EU läßt nach den bisherigen Schätzungen zur finanziellen Förderung hohe Kosten für den Gemeinschaftshaushalt erwarten. Die Förderung ist jedoch kein Automatismus, sondern war auch bisher das Ergebnis eines Verhandlungsprozesses. Bei der Schätzung zukünftiger Transfers müssen sowohl die flexibel gestaltbaren Richtlinien der EU zur Mittelvergabe als auch die Absorptionsfähigkeit der neuen Mitgliedsländer berücksichtigt werden. Unter diesen Voraussetzungen könnten die zu erwartenden Ausgaben bereits im Rahmen der gegenwärtigen Strukturpolitik sehr viel geringer ausfallen als bisher öffentlich diskutiert wurde. Eine entsprechende Schätzung für Polen ergibt, daß die Ausgaben anstelle von bisher geschätzten 5 bis 7 Mrd. ECU pro Jahr nur 1,5 bis 3 Mrd. ECU betragen könnten.
Artikel Lesen
Kapitalausstattung und Produktivitätsrückstand im ostdeutschen Unternehmenssektor
Vera Dietrich
Wirtschaft im Wandel,
Nr. 7,
1997
Abstract
Die realisierte Arbeitsproduktivität wird wesentlich von der Kapitalausstattung der Unternehmen
sowie der Auslastung der Kapazitäten bestimmt. Eine zentrale Ursache für die Produktivitätsdifferenz zu westdeutschen Unternehmen ist in dem Umstand zu suchen, daß in Ostdeutschland weniger kapitalintensiv produziert wird. Das Anlagevermögen ist dabei im Durchschnitt moderner als das der westdeutschen Unternehmen und durch eine hohe Auslastung der Ausrüstungen gekennzeichnet. Die geringere Kapitalintensität der Produktion ist primär als Folge transformationsbedingt unterschiedlicher Wirtschaftsstrukturen einzuordnen und läßt zunächst keine Schlussfolgerungen im Hinblick auf die technische Effizienz der Produktion zu. Eine weitere Angleichung der Faktoreinsatzrelationen an westdeutsche Verhältnisse ist dennoch zu erwarten. Sie muß von einer entsprechenden Erhöhung der gesamtwirtschaftlichen Produktionsmöglichkeiten und einer realistischen Lohnpolitik begleitet werden, um negative Auswirkungen auf die Beschäftigung auszuschließen. Der Spielraum für beschäftigungsneutrale Einkommenssteigerungen wird dabei immer von der erzielten Arbeitsproduktivität vorgegeben.
Artikel Lesen
Die wirtschaftliche Lage in Mittel- und Osteuropa - Ergebnisse 1996 und Prognose 1997 -
Klaus Werner
Wirtschaft im Wandel,
Nr. 5,
1997
Abstract
Die Ergebnisse des Jahres 1996 zeigen eine weiterhin starke Differenziertheit der wirtschaftlichen Entwicklung, zunehmend genutzte Chancen, aber auch die überwiegend von Niveaurückständen und institutionellen Mängeln verursachten Schwächen des Transformationsprozesses in den Volkswirtschaften Mittel- und Osteuropas: In den mitteleuropäischen Reformländern verlangsamte sich das Wachstumstempo gegenüber dem Vorjahr, auch wenn man berücksichtigt, daß die Durchschnittsrate durch den Einbruch in Bulgarien negativ beeinflußt wurde. Im Baltikum stabilisierte sich die wirtschaftliche Entwicklung auf niedrigem Niveau. In den europäischen GUS-Ländern setzte sich außer in Weißrußland der Produktionsrückgang fort, in Rußland sogar in erhöhtem Ausmaß. Das Inflationstempo verringerte sich überall mit Ausnahme von Rumänien und Bulgarien, während die Arbeitslosigkeit in etwa auf dem vorjährigen Niveau verharrte. Für 1997 ist bei den mitteleuropäischen Reformländern mit einer Fortsetzung der wirtschaftlichen Erholung bei Wachstumsraten des Bruttoinlandsprodukts zwischen drei und sechs Prozent zu rechnen. In den baltischen Ländern dürfte sich das moderate Expansionstempo fortsetzen, und in den GUS-Ländern wird voraussichtlich der Produktionsrückgang zum Stillstand gebracht werden können. Eine weiterhin hohe Zunahme der deutschen Exporte nach Mittel- und Osteuropa zwischen 10 und 15 vH ist auch für 1997 zu erwarten, da sich der wirtschaftliche Aufschwung vor allem in den Ländern fortsetzt, wo Deutschland bereits starke Marktpositionen innehat. Zudem wird besonders die Nachfrage nach Investitionsgütern – einer traditionellen Stärke deutscher Produzenten – wachsen und sich die reale Aufwertung der meisten mittel- und osteuropäischen Währungen gegenüber der Deutschen Mark fortsetzen.
Artikel Lesen
Die Bevölkerungsentwicklung in Ostdeutschland bis zum Jahr 2010
Anja Landwehrkamp
Wirtschaft im Wandel,
Nr. 3,
1997
Abstract
Seit 1989 hat sich die Einwohnerzahl in den neuen Ländern um weit über eine Million durch Abwanderungen verringert. Auch die Zahl der Geburten hat seit 1989 in großem Umfang abgenommen. Demzufolge muß für die Zukunft mit sinkenden Schülerzahlen und einem abnehmenden Bedarf an Schul- und Kindergartenplätzen gerechnet werden. Der seit 1995 eingetretene Anstieg der Geburtenzahlen läßt jedoch vermuten, daß die Talsohle durchschritten ist. Im Projektionszeitraum bis 2010 werden die Geburtenzahlen weiter ansteigen. Darüber hinaus ist zu erwarten, daß sich langfristig eine Angleichung zwischen den wesentlichen Bestimmungsfaktoren der ostdeutschen und der westdeutschen Bevölkerungsentwicklung einstellt.
Artikel Lesen
Tendenzen der Abwanderung ins Umland ostdeutscher Städte: die Beispiele Halle und Leipzig
Peter Franz
Wirtschaft im Wandel,
Nr. 11,
1995
Abstract
In Ostdeutschland haben Suburbanisierungsprozesse eingesetzt, die auch in der Region Halle-Leipzig von einer wachsenden Dynamik gekennzeichnet sind. Bei weiter zunehmender Abwanderung ins Umland sind vermehrt Verkehrsprobleme, zunehmende soziale Segregation in den Großsiedlungen sowie politische Konflikte zwischen Kernstadt und Umlandgemeinden zu erwarten.
Artikel Lesen