Editorial
Axel Lindner
Wirtschaft im Wandel,
Nr. 6,
2009
Abstract
Laien ist die Ratio wirtschaftspolitischer Maßnahmen zur Eindämmung der Finanzkrise oft nur schwer zu vermitteln. Ein Beispiel dafür sind die Mitte Mai von der Bundesregierung beschlossenen Eckpunkte für das geplante Konsolidierungs- oder „Bad“-Bank-Modell. Kaum geringere Verständnisschwierigkeiten haben damit freilich auch geschulte Ökonomen. Welches Problem angegangen werden soll, ist immerhin klar: Die Finanzmarktkrise droht nach wie vor, die Kreditversorgung der Wirtschaft zu drosseln. Denn die Banken müssen damit rechnen, weiterhin in erheblichem Umfang Abschreibungen auf ihr Portfolio aus strukturierten Wertpapieren vornehmen zu müssen. Das zur Absicherung dieser Risiken zu hinterlegende Eigenkapital steht den Banken dann nicht mehr für die Kreditvergabe zur Verfügung. Die Eckpunkte des Bad-Bank-Modells sehen nun vor, dass den Finanzinstituten die Möglichkeit gegeben wird, die Problem-Papiere aus ihren Bankbilanzen in institutsspezifische Zweckgesellschaften (bad banks) auszulagern. Im Gegenzug erhalten sie von den Zweckgesellschaften herausgegebene Schuldverschreibungen. Durch die staatliche Garantie dieser Titel erledigt sich der Abschreibungsbedarf.
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Exportweltmeister trotz Euro-Höhenflug: Zum Einfluss der Wechselkurse auf die deutschen Ausfuhren
Götz Zeddies
Wirtschaft im Wandel,
Nr. 6,
2009
Abstract
Trotz anfänglicher Skepsis hat sich der Euro in den ersten zehn Jahren nach seiner Einführung an den Devisenmärkten behauptet und gegenüber wichtigen Fremdwährungen deutlich an Wert gewonnen. Obgleich ein Großteil des Außenhandels der EWU-Mitgliedstaaten seit der Euro-Einführung keinem Wechselkursrisiko mehr unterliegt, birgt ein starker Euro für exportorientierte Länder wie Deutschland dennoch Gefahren.
Der vorliegende Beitrag untersucht die Auswirkungen von Wechselkursveränderungen auf die deutschen Exporte im Zeitverlauf. Die Analysen bestätigen, dass insbesondere die nominalen Wechselkurse an Einfluss verloren haben. Allerdings gilt dies nicht nur in Bezug auf den Gesamtexport, der allein durch die Verwirklichung der Währungsunion weniger anfällig gegenüber Wechselkursschwankungen geworden sein dürfte, sondern auch für die Warenlieferungen in Länder außerhalb des Euroraums. Ein zunehmender Ausgleich nominaler Wechselkursveränderungen durch Preisanpassungen findet zwar statt, kann aber sicherlich nicht als alleiniger Erklärungsansatz für die schwindende Wechselkursreagibilität der Ausfuhren dienen, sodass weitere Faktoren in Betracht zu ziehen sind.
So zeigt sich etwa, dass die Exporte auch auf Veränderungen der realen Wechselkurse und damit der internationalen Preisrelationen immer weniger reagieren. Stattdessen werden die Ausfuhren zunehmend durch die konjunkturelle Entwicklung in den Handelspartnerländern determiniert. In diesem Zusammenhang konnte Deutschland aufgrund seiner geographischen Lage sicherlich stärker als andere Länder von der kräftigen Nachfrageausweitung der mittel- und osteuropäischen Staaten profitieren, die die Euro-Aufwertung überlagert hat. Zudem haben die Kursgewinne des Euro den deutschen Exportgüterproduzenten auch wegen des auf Investitions- und qualitativ hochwertige Industriegüter ausgerichteten Warenangebots kaum geschadet.
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Sind Innovatoren erfolgreicher als Nicht-Innovatoren? Eine empirische Analyse für das Verarbeitende Gewerbe in Deutschland
A. Crimmann, K. Evers, Jutta Günther, Katja Guhr, Marco Sunder
Wirtschaft im Wandel,
Nr. 10,
2010
Abstract
Innovationen gelten als Triebfeder der wirtschaftlichen Entwicklung und der betrieblichen Wettbewerbsfähigkeit. Von besonderem Interesse sind Produkte, die ein Unternehmen erstmals in den Markt einführt bzw. für die das Unternehmen einen neuen Markt erschließen muss. Diese Innovationen bezeichnet man als Marktneuheiten. Aus ökonomischer Sicht stellt sich die Frage, ob Unternehmen, die solche Marktneuheiten hervorbringen, erfolgreicher sind als nicht innovierende Unternehmen. Als Erfolgsindikatoren lassen sich die Entwicklung der Beschäftigung, des Umsatzes, des Gewinns und der Ertragslage heranziehen. Die zu vergleichenden innovierenden und nicht innovierenden Unternehmen sollten aber in ihren sonstigen betrieblichen Merkmalen (wie der Größe oder Branche) auch tatsächlich miteinander vergleichbar sein. Dies wird mit einem Matching-Verfahren erreicht. Die Ergebnisse der mit dem IAB-Betriebspanel für das Verarbeitende Gewerbe durchgeführten Analyse zeigen, dass sich im Durchschnitt die innovierenden Betriebe in den Neuen Ländern im Vergleich zu nicht innovierenden Betrieben durch einen Vorsprung bei der Entwicklung von Beschäftigung und Umsatz auszeichnen. Dieser Abstand ist bei Betrieben in Ostdeutschland etwas größer als bei Betrieben in den Alten Bundesländern. Mit Blick auf die Produktivitätsentwicklung und die Ertragslage finden sich keine statistisch belastbaren Unterschiede zwischen Innovatoren und Nicht-Innovatoren. Die Ergebnisse stellen die hohe Bedeutung von Innovationen für die wirtschaftliche Entwicklung und Wettbewerbsfähigkeit nicht infrage. Sie liefern aber einen Hinweis darauf, dass – bezogen auf Marktneuheiten – auch nicht innovierende Unternehmen (zumindest mittelfristig) Wege finden, sich in ihrer betrieblichen Performance zu behaupten.
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Soziale Armut im Alter
Herbert S. Buscher, Ingmar Kumpmann, Li Huan
Wirtschaft im Wandel,
Nr. 10,
2010
Abstract
Relative Armut in unterschiedlichen Bevölkerungsschichten rückt seit einigen Jahren verstärkt in die öffentliche Diskussion – sei es als Armut von Kindern, Langzeitarbeitslosen oder Geringverdienern, Alleinerziehenden oder Rentnern. Bei der Festlegung, wer arm ist, hat das persönliche Einkommen einen sehr hohen Stellenwert. Materielle Armut ist aber nur eine Seite der Medaille; die andere Seite besteht darin, dass von Armut betroffene oder bedrohte Personen häufig auch nur eingeschränkt am gesellschaftlichen Leben teilhaben können – sei es, dass sie ausgegrenzt werden, sei es, dass sie sich selbst vom gesellschaftlichen Leben zurückziehen. Andererseits muss ein niedriges Einkommen nicht zwangsläufig mit Armut gleichgesetzt werden. Es ist ebenso gut denkbar, dass aktive soziale Teilhabe in unterschiedlichster Form einen Mangel an Einkommen durch „Zufriedenheit mit dem Leben“ teilweise kompensieren kann. Der Beitrag untersucht für Deutschland und die Jahre 2003 und 2008 auf der Grundlage der Daten des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP), ob insbesondere ältere Menschen, die von Armut betroffen sind, durch zusätzliche gesundheitliche Probleme betroffen sind bzw. weniger als nicht arme Ältere am gesellschaftlichen Leben teilhaben können. Erwartungsgemäß sind ältere Menschen zu einem höheren Anteil mit ihrem Gesundheitszustand unzufrieden als jüngere. Unter den Personen, deren Einkommen unterhalb der einkommensbezogenen Armutsgefährdungsschwelle liegt, ist ebenfalls ein signifikant höherer Anteil mit ihrer Gesundheit unzufrieden. Dass Einkommensarmut auch ein Gesundheitsrisiko darstellt, wird dadurch bestätigt. Entsprechende Befunde lassen sich für die Zufriedenheit mit der Freizeit nicht finden: Unter den älteren Menschen sind signifikant mehr mit ihrer Freizeit zufrieden als unter den Befragten im Erwerbsalter. Auch Einkommensarmut geht danach nicht mit größerer Unzufriedenheit mit der Freizeit einher.
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Aktuelle Trends: IWH-Konjunkturbarometer Ostdeutschland
Udo Ludwig, Franziska Exß
Wirtschaft im Wandel,
Nr. 10,
2010
Abstract
Nach der Stagnation in den ersten Monaten des Jahres ist die Produktion in den ostdeutschen Flächenländern im Frühjahr 2010 sprunghaft gestiegen. Das Bruttoinlandsprodukt, Ausdruck für die gesamtwirtschaftliche Leistung, nahm nach Berechnungen des IWH in den Monaten April bis Juni gegenüber dem ersten Quartal 2010 um 1,7% zu. Dies bedeutete gegenüber dem Tiefpunkt der Wirtschaftskrise Anfang 2009 einen Zuwachs von 4,6%. Damit hat die Produktion den Stand vom Jahr 2007 erreicht und sich dem Höchststand vor der Krise bis auf 1,4% angenähert.
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Bevölkerungsentwicklung in Deutschland: Uneinheitliches Bild in den Neuen Ländern
Alexander Kubis, Lutz Schneider
Wirtschaft im Wandel,
Nr. 10,
2010
Abstract
Die Bevölkerungsentwicklung ist in vielen Regionen Deutschlands durch zwei Phänomene gekennzeichnet: Schrumpfung und Alterung. Der Rückgang der Bevölkerung und die Zunahme des Anteils älterer Personen weisen dabei in Ausmaß und Geschwindigkeit eine sehr starke regionale Heterogenität auf. Ganz generell treten die Prozesse der Bevölkerungsveränderungen im Osten der Republik erstens früher, massiver und abrupter auf als im westlichen Teil des Landes. Dies ist vor allem den mit der politischen, sozialen und ökonomischen Transformation einhergehenden demographischen Verwerfungen mit Blick auf Fertilität und Wanderungsbewegungen geschuldet. Zweitens konnte in der vorstehenden Analyse aber auch eine hohe Variation der Bevölkerungsveränderungen innerhalb von Ostdeutschland nachgewiesen werden. Demgegenüber stellt sich die Lage in den Alten Bundesländern erheblich homogener dar. In der Heterogenität der Bevölkerungsentwicklung in Ostdeutschland spiegelt sich vornehmlich der ähnlich disparate ökonomische Aufholprozess der post-sozialistischen Regionen. Dass die demographischen Problemlagen häufig mit einer bestimmten Siedlungsstruktur assoziiert sind, dass vornehmlich der ländliche Raum von starken Schrumpfungserscheinungen betroffen ist – für diese Hypothese fanden sich in der Unterschung zwar Belege. Indes ist die Evidenz nicht so stark, dass ein notwendiger Zusammenhang von Siedlungsstruktur und Bevölkerungsentwicklung konstruiert werden kann. So weisen auch Regionen im verdichteten und im ländlichen Umland entsprechend ungünstige demographische Charakteristika auf, und wichtiger noch eine Vielzahl von Regionen im ländlichen Raum fällt eben nicht in die Gruppe der Kreise mit besonders schwieriger Bevölkerungsentwicklung. Derart positive Perspektiven in einigen Regionen dürfen jedoch nicht den Blick auf die Kreise im ländlichen Raum verstellen, in denen die Gefahr einer demographischen Abwärtsspirale aus Abwanderung und Geburtenrückgang ganz real ist und eine Abkopplung von gesamtgesellschaftlichen Entwicklungsprozessen droht.
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Das Energiekonzept für Deutschland – ein Kommentar
Wilfried Ehrenfeld
Wirtschaft im Wandel,
Nr. 10,
2010
Abstract
Am 28. September dieses Jahres hat das Bundeskabinett das Energiekonzept beschlossen. Inhalt dieses Konzeptes ist die Zukunft der Energieversorgung in Deutschland allgemein und die Zukunft der erneuerbaren Energien im Speziellen. Der Plan ist dabei in neun Handlungsfelder unterteilt. Diese reichen von der Rolle erneuerbarer Energien allgemein über Energieeffizienz, Mobilität, Energieversorgung im europäischen und internationalen Kontext bis hin zu energetischer Gebäudesanierung , Klimaschutz und zur Rolle der Kernkraft. So ist in diesem Konzept beispielsweise vorgesehen, die Treibhausgasemissionen bis 2020 um 40% und bis 2050 um mindestens 80% gegenüber 1990 zu reduzieren, was als ambitioniertes Ziel gewertet werden kann.
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Editorial
Ulrich Blum
Wirtschaft im Wandel,
Nr. 10,
2010
Abstract
Viele wichtige Wirtschaftsindikatoren weisen die Neuen Länder seit nunmehr über zehn Jahren als eine „70%-Ökonomie“ im Vergleich zum Westen aus. In einer ersten Aufschwungphase bis Mitte der 1990er Jahre wurde eine Angleichung bei Produktivitäten und Wirtschaftsleistung auf etwas über 60% innerhalb kurzer Zeit erreicht. In der anschließenden Anpassungsphase schrumpfte die überdimensionierte Bauwirtschaft infolge des Platzens der ostdeutschen Immobilienblase, aber zweistellige Zuwachsraten der Industrie verhinderten den Absturz: Die Angleichung an den Westen schritt langsam voran. Nun, im zwanzigsten Jahr der Einheit: Geht dem Osten die Luft aus?
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Im Fokus: Sanktionen gegen Hartz-IV-Empfänger: Zielgenaue Disziplinierung oder allgemeine Drohkulisse?
Ingmar Kumpmann
Wirtschaft im Wandel,
Nr. 6,
2009
Abstract
Ein zentrales Ziel der Hartz-IV-Reform war es, die Förderung der Langzeitarbeitslosen durch arbeitsmarktpolitische Leistungen um eine Komponente verstärkten Forderns zu erweitern. In diesem Sinne sind die im Gesetz vorgesehenen und 2007 verschärften Sanktionsmöglichkeiten als ein Kernelement der Arbeitsmarktreform anzusehen. Angesichts der bei Hartz IV nur geringen Hinzuverdienstmöglichkeiten fungieren die Sanktionen auch als Ersatz für fehlende finanzielle Arbeitsanreize. Inzwischen wird die Verhängung von Sanktionen bei der Bundesagentur für Arbeit (BA) umfangreich statistisch erfasst.
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Aktuelle Trends: Gemeinsam statt einsam: Forschungskooperationen auswärtiger Investoren in Ostdeutschland
Jutta Günther, Björn Jindra, Johannes Stephan
Wirtschaft im Wandel,
Nr. 5,
2009
Abstract
Auswärtige Investoren, das heißt Tochtergesellschaften ausländischer und westdeutscher multinationaler Unternehmen mit Sitz in den Neuen Bundesländern (NBL), bilden mit ca. 3 500 Gesellschaften und über 500 000 Beschäftigten im Produzierenden Gewerbe und in ausgewählten Dienstleistungsbranchen einen wichtigen Bestandteil der ostdeutschen Wirtschaft (einschließlich Berlin). Nicht selten finden sich in dieser Gruppe große und technologieorientierte Unternehmen mit strukturbestimmendem Charakter. Das IWH befragt diese Unternehmen daher jährlich insbesondere zu ihren Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten.
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