Ostdeutsche Wirtschaft: Wachstum der Produktion bleibt erneut im Ost-West-Vergleich zurück
Wirtschaft im Wandel,
Nr. 7,
2006
Abstract
Das vergangene Jahr war kein gutes Jahr für die ostdeutsche Wirtschaft. Während im früheren Bundesgebiet der konjunkturelle Aufschwung einsetzte, stagnierte die gesamtwirtschaftliche Produktionsaktivität im Osten, ging die Beschäftigung zurück, und der Aufholprozeß kam trotz sinkender Einwohnerzahl nicht voran. Maßgeblich waren altbekannte Strukturschwächen, die im Jahr 2005 besonders stark zum Durchbruch kamen: der Wegfall der flutbedingten Sonderentwicklung in der Bauwirtschaft, die bis zum Vorjahr für zusätzliche Aufträge gesorgt hatte, und der Abbau der Beschäftigung im Staatssektor. Auch in diesem Jahr fordern die Strukturschwächen ihren Tribut, ihr Einfluß auf die Gesamtwirtschaft läßt jedoch nach. So verschaffen sich die Fortschritte bei Produktivität und Kosten im Unternehmenssektor mehr gesamtwirtschaftliche Geltung. Die noch im Jahr 2000 vorhandenen Nachteile, gemessen an den Lohnstückkosten, wurden in der Folgezeit durch moderate Lohnanstiege und Beschäftigungsrückgang abgebaut. Allerdings werden die geringen Lohnstückkosten durch das Ausscheren vieler Unternehmen aus der Tarifbindung und einen hohen Anteil des Niedriglohnsektors mitbestimmt. Trotzdem sind von der Kostenseite Voraussetzungen für das Ankoppeln an den konjunkturellen Aufschwung gegeben. Auch das Produktionspotential hat sich erhöht und läßt auf Wachstumsreserven schließen. Freilich sind die Finanzierungsmöglichkeiten überdurchschnittlich stark von der aktuellen Einkommenssituation und Fördermitteln abhängig. Die vorteilhaften Rahmenbedingungen auf der Angebotsseite werden jedoch im Prognosezeitraum nicht ausgeschöpft. Zwar werden die Warenlieferungen in das Ausland aufgrund der günstigen Länderstruktur überdurchschnittlich steigen und Unternehmensinvestitionen anregen, die Binnennachfrage in Ostdeutschland insgesamt wird jedoch angesichts der schwachen Einkommensperspektiven der privaten Haushalte gedrückt bleiben. Auch von den vorgezogenen Käufen an hochwertigen Gebrauchsgütern im Vorfeld der Anhebung der Mehrwertsteuer dürfte die ostdeutsche Wirtschaft in diesem Jahr aus strukturellen Gründen wenig profitieren. Eine Wende am Arbeitsmarkt ist nicht in Sicht. Die Beschäftigung sinkt weiterhin, obwohl die Arbeitsmarktpolitik stärker als im Westen stützend wirkt. Das Produktionswachstum resultiert vollständig aus der Steigerung der Arbeitsproduktivität. Der Produktivitätsabstand zum Westen stagniert. Die registrierte Arbeitslosigkeit steigt trotz des anhaltenden Beschäftigungsabbaus nicht, da das – an der Zahl der Erwerbsfähigen gemessene – Arbeitsangebot weiter abnimmt.
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Sind ältere Beschäftigte weniger produktiv? Eine empirische Analyse anhand des LIAB
Lutz Schneider
IWH Discussion Papers,
Nr. 13,
2006
Abstract
Vor dem Hintergrund der sich abzeichnenden Alterung der Erwerbsfähigen in Deutschland und der unzureichenden Arbeitsmarktchancen Älterer geht der vorliegende Beitrag anhand eines neuen Linked-Employer-Employee-Datensatzes der Frage nach, ob sich verschiedene Altersgruppen in ihrem Produktivitätsniveau unterscheiden. Für das Verarbeitende Gewerbe zeigen die realisierten Querschnittsschätzungen für die Jahre 2000 und 2003 klare Belege einer höheren Produktivität der Beschäftigten im mittleren Alter. Die Resultate für den Dienstleistungssektor erweisen sich hingegen als wenig aussagekräftig.
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Who Invests in Training if Contracts are Temporary? - Empirical Evidence for Germany Using Selection Correction
Jan Sauermann
IWH Discussion Papers,
Nr. 14,
2006
Abstract
This study deals with the effect of fixed-term contracts on work-related training. Though previous studies found a negative effect of fixed-term contracts on the participation in training, from the theoretical point of view it is not clear whether workers with fixed-term contracts receive less or more training, compared to workers with permanent contracts. In addition to the existing strand of literature, we especially distinguish between employer- and employee-financed training in order to allow for diverging investment patterns of worker and firm. Using data from the German Socio-Economic Panel (GSOEP), we estimate a bivariate probit model to control for selection effects that may arise from unobservable factors, affecting both participation in training and holding fixed-term contracts. Finding negative effects for employer-sponsored, as well as for employee-sponsored training, leads us to conclude that workers with fixed-term contracts do not compensate for lower firm investments.
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11.07.2006 • 22/2006
Freiberg und Halle vereinbaren Zusammenarbeit in Forschung und Lehre
Die Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät der TU Bergakademie Freiberg und das Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) arbeiten zukünftig in Lehre und Forschung enger zusammen. Dies legten beide Institutionen in einem Kooperationsvertrag fest, den der Rektor der TU Bergakademie Freiberg, Prof. Georg Unland, der Dekan der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät, Prof. Bruno Schönfelder, und der Präsident des IWH, Prof. Ulrich Blum, am 4. Juli 2006 in Freiberg unterzeichneten.
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Determinanten des Sozialhilfebezugs – Ökonometrische Studien zu Anreizethik und Simultanität in der sozialen Grundsicherung
Joachim Wilde
Schriften des IWH,
Nr. 23,
2006
Abstract
In der wirtschaftswissenschaftlichen Diskussion wird die hohe Zahl von Sozialhilfeempfängern vor allem damit begründet, dass der Lohnabstand zwischen Erwerbstätigkeit und Sozialhilfe zu gering sei. Folglich lohne es sich nicht zu arbeiten. Eine statistische Absicherung dieser Aussage fehlt jedoch ebenso wie die Einbeziehung alternativer Anreizfaktoren in eine multiple Analyse. Darüber hinaus kann das Argument nicht erklären, warum ein hoher Anteil derjenigen Haushalte, die einen Anspruch auf Sozialhilfe haben, diesen nicht geltend macht. Die vorliegende Untersuchung schließt diese Lücken. Zum einen wird ein neues theoretisches Konzept der Anreizethik entwickelt und gemeinsam mit der Lohnabstandshypothese geprüft. Zum anderen werden bei der Analyse der Nichtinanspruchnahme methodische Schwächen der bisherigen Analysen beseitigt. Übertragen auf die Hartz IV-Reform lassen die Ergebnisse erwarten, dass die Nichtinanspruchnahme der Sozialleistung zurückgehen wird, während sich die Anreize zur Überwindung des Bezugs z. T. sogar verschlechtert haben.
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Einführung in das Thema
Ulrich Blum
Beitrag in IWH-Sammelwerk,
aus: Menschenwürdige Wirtschaftsordnung – Beiträge zur Tagung 2005 in Tutzing
2006
Abstract
Die Idee einer Sozialen Marktwirtschaft oder die Idee einer menschenwürdigen Wirtschaftsordnung basiert nach unserer Vorstellung auf fünf Dingen: (1) dem Primat des Individuums, also einer grundlegenden Individualorientierung, die auf einer Wertorientierung basiert, (2) der Forderung nach Kreativität und (3) Innovationsbereitschaft der Menschen, (4) der Sinnerfüllung von Arbeit und (5) dem Erfordernis von Fairneß im Umgang miteinander.
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03.07.2006 • 20/2006
Jeder zweite Zusatzjob wird im Osten angeboten
Dem Mangel an Beschäftigungsmöglichkeiten für Arbeitslose in Ostdeutschland begegnet die Bundesagentur für Arbeit mit einem überproportional hohen Angebot an Arbeitsgelegenheiten. Fast die Hälfe der im Juni 2006 in Deutschland angebotenen ca. 280 000 Arbeitsgelegenheiten stehen in Ostdeutschland zur Verfügung. Etwa 95% der Arbeitsgelegenheiten werden dabei in der sogenannten Mehraufwandsvariante (Zusatz- bzw. Ein-Euro-Jobs) bereitgestellt. Bei ca. 5% handelt es sich um die sogenannte Entgeltvariante, bei der ein sozialversicherungspflichtiges Beschäftigungsverhältnis begründet wird und bei der Hilfebedürftige an Stelle des Arbeitslosengeldes II das übliche Arbeitsentgelt erhalten. Je 100 Arbeitslose im Rechtskreis des SGB II wurden im Jahr 2005 in Ostdeutschland 15,9 und in Westdeutschland 8,6 Arbeitsgelegenheiten der Mehraufwands- und der Entgeltvariante gefördert.
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Auswärtige Betriebe und Innovationstätigkeit in Ostdeutschland
Oliver Gebhardt, Jutta Günther
Beitrag in IWH-Sammelwerk,
aus: Beschäftigungsanalysen mit den Daten des IAB-Betriebspanels – Tagungsband zum Workshop des IAB und IWH 2005
2006
Abstract
Im vorliegenden Beitrag wird unter Verwendung mehrerer Wellen des IAB-Betriebspanels die Rolle ausländischer und westdeutscher Betriebe im Innovationsprozess des ostdeutschen Verarbeitenden Gewerbes untersucht. Die deskriptive Analyse kommt unter Berücksichtigung verschiedener Kennzahlen des Innovationsinputs und -outputs sowie der Arbeitsproduktivität zu dem Ergebnis, dass auswärtige Betriebe durch eine deutlich höhere technologische Leistungsfähigkeit gekennzeichnet sind als ostdeutsche Betriebe. Die regressionsanalytische Untersuchung zeigt jedoch, dass die betriebliche Innovationsneigung vorrangig durch allgemeine Firmencharakteristika determiniert wird, insbesondere FuE, Betriebsgröße, Exportintensität und Modernität der Anlagen. Ein signifikanter Einfluss von Faktoren, die exklusiv auswärtigen Investoren zugeschrieben werden, kann hingegen nicht nachgewiesen werden. Aufgrund der Tatsache, dass diejenigen Einflussfaktoren, die die Innovationsneigung am stärksten befördern, besonders häufig in auswärtigen Betrieben anzutreffen sind, kann jedoch davon ausgegangen werden, dass auswärtige Investoren auf diesem Weg einen positiven Einfluss auf die Innovationsfähigkeit des ostdeutschen Verarbeitenden Gewerbes ausüben.
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Beschäftigungsanalysen mit den Daten des IAB-Betriebspanels – Tagungsband zum Workshop des IAB und IWH 2005
IWH-Sonderhefte,
Nr. 1,
2006
Abstract
Mit dem 8. Forschungstreffen der am IAB-Betriebspanel beteiligten ostdeutschen Länderministerien am 27. und 28. Juli 2005 in Halle (Saale) hat die Projektgruppe „IAB-Betriebspanel“ die Tradition der seit 1998 regelmäßig stattfindenden Tagungen fortgesetzt. Der Workshop in Halle wurde gemeinsam vom IAB und dem Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) vorbereitet. Das IWH beteiligt sich seit 1998 mit der Finanzierung einer Aufstockungsstichprobe am IAB-Betriebspanel, um im Bereich des Produzierenden Gewerbes eigene wissenschaftliche Untersuchungen durchführen zu können. Im Übrigen ist es erst das dritte Mal, dass die Tagungsergebnisse in Form eines Tagungsbandes publiziert werden. Das letzte Mal geschah dies nach der Tagung im Jahre 2001 in Magdeburg, bei der die Stellung der ostdeutschen Betriebe in der internationalen Arbeitsteilung das Thema war. Eine Reihe von Beiträgen, die auf dem 8. Forschungstreffen 2005 in Halle präsentiert wurden, knüpfen daran an.
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Signaling currency crises in South Africa
Tobias Knedlik
South African Reserve Bank: Macroeconomic Policy Challenges for South Africa Conference, South African Reserve Bank,
2006
Abstract
Diese Arbeit betrachtet die südafrikanischen Währungskrisenepisoden von 1996, 1998 und 2001, um gemeinsame länderspezifische Ursachen für Währungskrisen in Südafrika zu ermitteln. Die Identifikation der Währungskrisen erfolgt mittels des Exchange Market Pressure Indexes, welcher von Eichengreen, Rose und Wyplosz (1996) entwickelt wurde. Dann wird ein Signalansatz, basierend auf Kaminsky und Reinhart (1996, 1998) verwendet, um mit dessen Hilfe das Risiko für Währungskrisen in Südafrika zu evaluieren. Die Arbeit berücksichtigt als potentielle Einflussgrößen die üblichen Variablen aus der Währungskrisentheorie sowie länderspezifische Faktoren, welche sich aus dem Bericht der Myburgh Commission (2002) und aktueller Literatur ergeben.
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