Auch der Osten ist im Aufschwung – Implikationen der Gemeinschaftsdiagnose Herbst 2016 für Ostdeutschland

Für das Jahr 2016 prognostiziert das Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) einen Anstieg des ostdeutschen Bruttoinlandsprodukts um 1,8% (Gemeinschaftsdiagnose für Deutschland insgesamt: 1,9%). Maßgeblicher Treiber ist wie in Deutschland insgesamt die Binnennachfrage. Insbesondere profitiert die Wirtschaft von der hohen Dynamik in Berlin, Brandenburg und Sachsen. Die Arbeitsproduktivität dürfte in diesem Jahr im Osten wohl etwas schneller als im Westen steigen; somit wird ein kleiner Fortschritt bei der ökonomischen Konvergenz erreicht.

Autoren Oliver Holtemöller

Die ostdeutsche Wirtschaft hat im ersten Halbjahr 2016 etwa so stark zugelegt wie die westdeutsche. Der Zuwachs des Bruttoinlandsprodukts betrug im ersten Halbjahr 2016 gegenüber dem ersten Halbjahr 2015 2,4%. Dabei ist die Entwicklung durchaus heterogen. Die Zugpferde sind Berlin (2,6%), Brandenburg (2,9%) und Sachsen (2,5%). Den schwächsten ostdeutschen Wert weist Sachsen-Anhalt mit 1,7% auf; dies hängt vor allem mit der ungünstigen Entwicklung des Erwerbspersonenpotenzials zusammen.

Im dritten Quartal dürfte die ostdeutsche Wirtschaft nochmals so kräftig expandiert haben wie im Quartal zuvor. Das Baugewerbe profitiert ähnlich wie in ganz Deutschland von den insgesamt guten Rahmenbedingungen und der steigenden Wohnraum-nachfrage in größeren Städten wie Berlin, Leipzig, Dresden und anderen Universi-tätsstädten. Zudem gehen Impulse von öffentlichen Infrastrukturinvestitionen aus. Zusätzliche Wertschöpfung dürfte aufgrund der Flüchtlingsmigration insbesondere bei den öffentlichen Verwaltungen und bei Bildungseinrichtungen entstanden sein. Die ostdeutsche Industrie ist wohl etwas weniger als westdeutsche Betriebe von der nur moderaten Auslandsnachfrage beeinträchtigt. Für die konsumnahen Branchen in Ostdeutschland wirkt allerdings die ungünstigere demographische Entwicklung im Trend dämpfend.

„Insgesamt dürfte die ostdeutsche Wirtschaft im Jahr 2016 mit 1,8% vor allem angesichts der kräftigen Entwicklung in Berlin, Brandenburg und Sachsen in etwa so stark expandieren wie die westdeutsche“, so Oliver Holtemöller, Leiter der Abteilung Makroökonomik und stellvertretender Präsident des IWH. Die Impulse kommen wie in Deutschland insgesamt von den Dienstleistungen (konsumnahe Branchen wie Handel, Gastgewerbe sowie Staatsverbrauch) und dem Baugewerbe. Die Arbeitsproduktivität steigt in diesem Jahr im Osten etwas schneller als im Westen; somit ist ein kleiner Fortschritt bei der ökonomischen Konvergenz zu verzeichnen.

Im weiteren Verlauf des Jahres 2016 wird auch die Beschäftigung zunehmen, allerdings schwächer als in Westdeutschland. Getragen wird der Beschäftigungsaufbau weiterhin von der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung. Die registrierte Arbeitslosigkeit nimmt weiter ab; sie dürfte im Jahresdurchschnitt 710 000 Personen betragen. Der Rückgang des Erwerbspersonenpotenzials setzt sich fort.

Insgesamt dürfte die ostdeutsche Wirtschaft im Jahr 2016 mit 1,8% vor allem angesichts der kräftigen Entwicklung in Berlin, Brandenburg und Sachsen in etwa so stark expandieren wie die westdeutsche

Hintergrund: Das IWH hat im Sommer 2016 seine Konjunkturprognose für Ostdeutschland vorgelegt, gegenüber dem Sommer wird die Prognose für die Zunahme des Bruttoinlandsprodukts hiermit um einen Zehntel Prozentpunkt angehoben. Am 29.09.2016 stellen die Wirtschaftsforschungsinstitute unter Beteiligung des IWH ihre aktualisierte Konjunkturprognose für Deutschland insgesamt vor, vgl. Projektgruppe Gemeinschaftsdiagnose (2016): Deutsche Wirtschaft gut ausgelastet – Wirtschaftspolitik neu ausrichten. In dieser Pressemitteilung wird beschrieben, welche Implikationen sich aus der aktuellen Prognose für Deutschland insgesamt für Ostdeutschland ergeben.

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