Deutlicher Anstieg rechtsextremistisch motivierter Gewalttaten in Ostdeutschland auch wirtschaftlich bedenklich

Wie man die globale Migration als Chance begreifen kann, darauf gehen heute Experten und Expertinnen im Rahmen der Podiumsdiskussion „Potenziale von Zuwanderern nutzen – Verantwortung übernehmen“ an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU) ein. An der Diskussion nimmt auch Professor Dr. Oliver Holtemöller teil. Er ist Leiter der Abteilung Makroökonomik und stellvertretender Präsident des Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) sowie Universitätsprofessor für Volkswirtschaftslehre, insbesondere Makroökonomik an der MLU.

Autoren Oliver Holtemöller

Gerade der Osten müsse die Migration nicht als Bedrohung, sondern als Bereicherung wahrnehmen, denn ohne Zuwanderer und Zuwanderinnen kann die Wirtschaft in den Neuen Ländern den Anschluss nicht schaffen, ist sich Oliver Holtemöller sicher. Ostdeutschland steht mit anderen Regionen im Wettbewerb um gut qualifizierte Arbeitskräfte. Insbesondere wissensintensive Bereiche (z. B. Universitäten, Forschungseinrichtungen und technologieorientierte Unternehmen) können ohne qualifizierte Fachkräfte aus der ganzen Welt nicht erfolgreich bestehen. Allerdings gibt es in Ostdeutschland nachweislich besonders viele rechtsextremistisch motivierte Gewalttaten; die darin zum Ausdruck kommende Fremdenfeindlichkeit dürfte ausländische Fachkräfte abschrecken und die Attraktivität des Standorts Ostdeutschland beeinträchtigen.

Zahlen der Verfassungsschutzberichte 2013 und 2015 belegen, dass Gewalttaten mit rechtsextremistischem Hintergrund in Ostdeutschland besonders ausgeprägt sind. Die Anzahl der Straftaten je eine Million Einwohner und Einwohnerinen ist in den ostdeutschen Bundesländern insgesamt höher als in Westdeutschland. Noch bedenklicher erscheint jedoch die Entwicklung dieser Kennziffer im Jahr 2015. Obwohl auch die Anzahl von Gewalttaten in Westdeutschland vielerorts gestiegen ist, zeichnet sich vor allem in Ostdeutschland ein düsteres Bild. Die auf die Einwohner und Einwohnerinnen bezogene Zahl rechtsextremistisch motivierter Gewalttaten hat sich in Ostdeutschland von 2012 bis 2015 mehr als verdoppelt.

Obwohl sich bisher noch keine Auswirkungen auf die Wirtschaft belegen lassen, ist zu befürchten, dass die zunehmende Gewalt den wirtschaftlichen Aufholprozess in Ostdeutschland gefährdet.

An der Podiumsdiskussion nehmen außerdem teil: Dr. Karamba Diaby, Abgeordneter des Bundestags und ehemaliger Student der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Susi Möbbeck, Staatssekretärin im Ministerium für Arbeit, Soziales und Integration des Landes Sachsen-Anhalt, Professor Dr. Thomas Brockmeier, Hauptgeschäftsführer der IHK Halle-Dessau, Professor Dr. Gesine Foljanty-Jost, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg und Oliver Paulsen, Referent des Oberbürgermeisters der Stadt Halle (Saale)/Leiter des Dienstleistungszentrums Migration und Integration.

Die Veranstaltung findet um 17:00 Uhr im Löwengebäude der Universität (Universitätsplatz 11) statt.

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