Dienstleistungsmetropole Berlin gibt ostdeutscher Wirtschaft Auftrieb – Implikationen der Gemeinschaftsdiagnose Frühjahr 2019 und amtlicher Daten für die ostdeutsche Wirtschaft im Jahr 2018
„Dass die Produktion in Ostdeutschland insgesamt mit 1,6% etwas höher ausfiel als in Gesamtdeutschland, liegt am starken Zuwachs der Dienstleistungsmetropole Berlin (3,1%)“, erklärt Oliver Holtemöller, Leiter der Abteilung Makroökonomik und Vizepräsident am Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH). Generell ist für den Aufschwung der vergangenen Jahre festzustellen, dass die ostdeutsche Wirtschaft aufgrund der hohen Wachstumsdynamik in Berlin etwas rascher als die gesamtdeutsche expandiert hat.
Für Jahr 2019 prognostizieren die Institute in ihrem Frühjahrsgutachten aufgrund der Eintrübung der internationalen Absatzperspektiven einen Zuwachs des deutschen Bruttoinlandsprodukts von nur 0,8%. Gestützt wird die Konjunktur durch die konsumnahen Dienstleistungsbereiche, die von den deutlich steigenden verfügbaren Einkommen profitieren. Das gilt für Ostdeutschland in besonderem Maß, auch weil die Arbeitslosigkeit hier im Trend schneller fällt als im Westen. Zudem dürfte die Wachstumsdynamik in Berlin anhalten. Allerdings fällt es gerade vielen ostdeutschen Unternehmen immer schwerer, die Produktion auszuweiten, denn hier ist die Knappheit von Fachkräften aus demographischen Gründen besonders groß. Wohl auch deshalb hat der Zuwachs an sozialversicherungspflichtiger Beschäftigung in Ostdeutschland zuletzt deutlich schneller an Fahrt verloren als in Gesamtdeutschland.
Alles in allem prognostiziert das IWH für das Jahr 2019 einen Anstieg des ostdeutschen Bruttoinlandsprodukts mit Berlin um 1,0% (Gemeinschaftsdiagnose für Deutschland insgesamt: 0,8%), nach 1,6% im Jahr 2018 (Deutschland: 1,4%). Im Folgejahr dürfte die ostdeutsche Produktion um 1,6% (Deutschland: 1,8%) expandieren. Die Arbeitslosenquote nach der Definition der Bundesagentur für Arbeit dürfte von 6,9% im Jahr 2018 auf 6,4% im Jahr 2019 und 6,3% im Jahr 2020 sinken (Deutschland insgesamt 2018: 5,2%, 2019: 4,8%, 2020: 4,6%).
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Zugehörige Publikationen
Konjunktur deutlich abgekühlt – Politische Risiken hoch: Gemeinschaftsdiagnose Frühjahr 2019
in: Dienstleistungsauftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie, 1, 2019
Abstract
Die Konjunktur in Deutschland hat sich seit Mitte des Jahres 2018 merklich abgekühlt. Der langjährige Aufschwung ist damit offenbar zu einem Ende gekommen. Die schwächere Dynamik wurde sowohl vom internationalen Umfeld als auch von branchenspezifischen Ereignissen ausgelöst. Die weltwirtschaftlichen Rahmenbedingungen haben sich – auch aufgrund politischer Risiken – eingetrübt, und das Verarbeitende Gewerbe hat mit Produktionshemmnissen zu kämpfen. Die deutsche Wirtschaft durchläuft nunmehr eine Abkühlungsphase, in der die gesamtwirtschaftliche Überauslastung zurückgeht. Die Institute erwarten für das Jahr 2019 nur noch ein Wirtschaftswachstum von 0,8% und damit mehr als einen Prozentpunkt weniger als noch im Herbst 2018. Die Gefahr einer ausgeprägten Rezession mit negativen Veränderungsraten des Bruttoinlandsprodukts über mehrere Quartale halten die Institute jedoch bislang für gering, jedenfalls solange sich die politischen Risiken nicht weiter zuspitzen. Für das Jahr 2020 bestätigen die Institute ihre Prognose aus dem vergangenen Herbst: Das Bruttoinlandsprodukt dürfte im Jahr 2020 um 1,8% zunehmen.