Gutachten bescheinigt Projektionen der Bundesregierung insgesamt gute Qualität

Die Projektgruppe Gemeinschaftsdiagnose hat untersucht, wie treffsicher die ökonomischen Vorhersagen der Bundesregierung in den vergangenen vier Jahren waren. Demnach schätzte der Bund die Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts im Durchschnitt zu optimistisch ein, die der Staatseinnahmen zu vorsichtig. Allerdings haben die Prognosen laut Gutachten keine systematische Schwäche. Der Hauptgrund für Fehler liegt in der Corona-Pandemie.

Autoren Oliver Holtemöller

Die Bundesregierung veröffentlicht mehrmals im Jahr Prognosen zur Entwicklung der Gesamtwirtschaft und des öffentlichen Haushalts. Sie bilden eine wichtige Grundlage für wirtschaftspolitische Entscheidungen, zum Beispiel über die Ausgaben des Staates. Deshalb sollten die Prognosen im Durchschnitt möglichst genau und unverzerrt sein, also dauerhaft weder zu positiv noch zu negativ. Diesem Anspruch werden die Berechnungen der Bundesregierung gerecht, wie ein Gutachten der Projektgruppe Gemeinschaftsdiagnose belegt. Die Projektgruppe Gemeinschaftsdiagnose, der DIW, ifo, IfW, IWH und RWI angehören, hat die Projektionen des Bundes aus den Jahren 2017 bis 2020 anhand statistischer Kriterien evaluiert und mit den eigenen Prognosen verglichen. Demnach zeigen die Vorhersagen von Bundeswirtschafts- und Bundesfinanzministerium keine Anzeichen für systematische Verzerrungen.

„Im Rückblick waren die Prognosen für den Vierjahreszeitraum 2017 bis 2020 für das preisbereinigte Bruttoinlandsprodukt im Durchschnitt zu optimistisch, was jedoch im Wesentlichen an der nicht vorhersehbaren Corona-Krise liegt“, sagt Oliver Holtemöller, Vizepräsident und Leiter der Abteilung Makroökonomik am IWH. „Insgesamt gibt es an den makroökonomischen Projektionen der Bundesregierung wenig zu kritisieren.“ Die Erwerbstätigkeit wurde für längere Prognosehorizonte im Durchschnitt unterschätzt, die Arbeitslosenquote überschätzt.Sowohl Staatseinnahmen als auch -ausgaben wurden unterschätzt.

Hauptgrund für Prognosefehler war der wirtschaftliche Einbruch infolge der Corona-Pandemie, die nicht vorhersehbar war. Weitere Unsicherheitsfaktoren lagen im protektionistischeren Kurs der USA sowie im Brexit-Votum. Lässt man das Krisen-Jahr 2020 unberücksichtigt, stellt man sowohl positive als auch negative Prognosefehler fest, die nicht besonders auffällig sind, ähnlich wie bei den Prognosen der Gemeinschaftsdiagnose.

Anlage
Projektgruppe Gemeinschaftsdiagnose: Ex-post-Bewertung der gesamtwirtschaftlichen Projektion der Bundesregierung und der Haushaltsprognose des Bundesministeriums der Finanzen für die Jahre 2017 bis 2020. Halle (Saale), 2021.

Über die Gemeinschaftsdiagnose
Der Projektgruppe Gemeinschaftsdiagnose gehören folgende Institute an:

  • Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin)
  • ifo Institut – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung an der Universität München e.V. in Kooperation mit der KOF Konjunkturforschungsstelle der ETH Zürich
  • Kiel Institut für Weltwirtschaft (IfW Kiel)
  • Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH)
  • RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung in Kooperation mit dem Institut für Höhere Studien Wien 

Wissenschaftlicher Anspechpartner

Professor Dr. Oliver Holtemöller
Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH)
Tel +49 345 7753 800
Oliver.Holtemoeller@iwh-halle.de

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