Inflationssorgen wirken sich negativ auf nachhaltiges Konsumverhalten aus

Studie untersuchte Einflussfaktoren für den Kauf umweltfreundlicher Produkte

Autoren Sabrina Jeworrek

Der Kampf gegen den Klimawandel erfordert die „grüne Transformation“ von Unternehmen ebenso wie einen nachhaltigeren Konsum von Haushalten. Umweltfreundliche Produkte sind in der Regel teurer, Konsumenten haben begrenzte Budgets. Ergebnisse einer neuen Studie zeigen, dass sich Haushalte in Zeiten hoher Inflationsraten vermehrt Sorgen über steigende Preise machen und folglich ihren nachhaltigen Konsum reduzieren. Die Bereitstellung eines größeren finanziellen Budgets sowie der Verweis auf soziale Normen zur Stabilisierung des nachhaltigen Einkaufsverhaltens erreichen hauptsächlich Personen mit bereits ausgeprägtem Umweltbewusstsein.

Das sind die Ergebnisse einer Studie der Wirtschaftswissenschaft-
lerinnen Sabrina Jeworrek und Lena Tonzer von der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg und dem Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH), in der sie die Auswirkungen der zuletzt sehr hohen Inflationsraten auf das nachhaltige Konsumverhalten untersuchten.

Die Studie zeigt, dass es angesichts von Inflationssorgen schwierig ist, die Bevölkerungsgruppen, welche sich bisher wenig bis gar nicht mit dem Thema Nachhaltigkeit auseinandergesetzt haben, zu nachhaltigerem Konsum zu motivieren.

„Um ein repräsentatives Bild des Konsumverhaltens in der deutschen Gesamtbevölkerung zu erhalten, haben wir eine Umfrage mit rund
1.200 Teilnehmerinnen und Teilnehmern durchgeführt“, sagt Lena Tonzer vom Lehrstuhl für Makroökonomik der Universität Magdeburg. „Dabei stellten wir fest, dass sich hohe Inflationsraten und damit verbundene Sorgen über steigende Preise tendenziell negativ auf den Kauf grüner Produkte auswirken.“

In einem zweiten Teil der Studie wurden in einem Feldexperiment 500 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus den Städten Halle (Saale) und Magdeburg eingeladen, ihren virtuellen Einkaufswagen auf einer Onlineplattform zu füllen. Ein Teil der Probanden wurde im Vorfeld noch einmal mit Informationen zu den starken Preissteigerungen über das letzte Jahr konfrontiert.

Im Ergebnis zeigte sich, dass Personen, die sich weniger intensiv mit dem Thema Umweltschutz und Klimawandel auseinandersetzen und generell eine geringere Neigung zum Kauf nachhaltiger Produkte haben, durch den Hinweis auf die hohe Inflationsrate noch weniger nachhaltige Produkte in ihren Warenkorb packen als eine vergleichbare Gruppe. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer, die angaben, dass Umweltbewusstsein für sie eine wichtige Rolle spielt, wurden durch den zusätzlichen Hinweis auf steigende Preise weniger bis gar nicht in ihrem nachhaltigen Kaufverhalten beeinflusst.

„Die Studie zeigt, dass es angesichts von Inflationssorgen schwierig ist, die Bevölkerungsgruppen, welche sich bisher wenig bis gar nicht mit dem Thema Nachhaltigkeit auseinandergesetzt haben, zu nachhaltigerem Konsum zu motivieren“, sagt Sabrina Jeworrek, Vizeleiterin der Abteilung Gesetzgebung, Regulierung und Faktormärkte am IWH. „Sowohl finanzielle Anreize wie auch der Verweis auf die generelle Meinung in der Bevölkerung, dass mehr Bioprodukte gekauft werden sollen, können den nachhaltigen Konsum nur bedingt beeinflussen. Eine verstärkte Sensibilisierung für Themen des nachhaltigen Konsums und eine entsprechende Einstellung werden in Zeiten stark steigender Preise und Inflationssorgen also umso wichtiger, um einem Einbruch im nachhaltigen Konsum entgegenzuwirken.“

Veröffentlichung:
Sabrina Jeworrek, Lena Tonzer: Inflation Concerns and Green Product Consumption: Evidence from a Nationwide Survey and a Framed Field Experiment. IWH-Diskussionspapier 10/2024. Halle (Saale) 2024.

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Zugehörige Publikationen

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Inflation Concerns and Green Product Consumption: Evidence from a Nationwide Survey and a Framed Field Experiment

Sabrina Jeworrek Lena Tonzer

in: IWH Discussion Papers, 10, 2024

Abstract

<p>Promoting green product consumption is one important element in building a sustainable society. Yet green products are usually more costly. In times of high inflation, not only budget constraints but also the fear that prices will continue to rise might dampen green product consumption and, hence, limit the effectiveness of exerted efforts to promote sustainable behaviors. To test this suggestion, we conducted a Germany-wide survey with almost 1,200 respondents, followed by a framed field experiment (N=500) to confirm causality. In the survey, respondents’ stated “green” purchasing behavior is, as to be expected, positively correlated with concerns about climate change. It is also negatively correlated with concerns about future inflation and energy costs, but after controlling for observable characteristics such as income and educational level only the correlation with concerns about future prices remains significant. This result is driven by individuals with below-median environmental attitude. In the framed field experiment, we use the priming method to manipulate the saliency of inflation concerns. Whereas sizably relaxing the budget constraint (i.e., by 50 percent) has no impact on the share of organic products in participants’ baskets, the priming significantly decreases the share of organic products for individuals with below-median environmental attitude, similar to the survey data.</p>

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