Inhalt
Seite 1
Das Klischee der egoistischen ÖkonomenSeite 2
ErgebnisseSeite 3
Fazit Auf einer Seite lesenFazit
Das Experiment hat gezeigt, dass die vereinfachte Aussage, Ökonomen handelten in Experimenten mit öffentlichen Gütern per se egoistischer, nicht bestätigt werden kann. Vielmehr handeln die Ökonomen flexibler und passen ihre Aktionen stärker an das aktuelle Problem an. Dies kann sowohl durch einen Selektionseffekt (Menschen, welche auf Anreize achten, studieren häufiger Wirtschaftswissenschaften) als auch mit dem Bildungseffekt (im Verlauf des Studiums wird die Analyse der ökonomischen Anreize geschärft) erklärt werden. Zu Beginn des Experiments, wenn die positiven Effekte der zukünftigen Kooperation am stärksten sind, leisten die Ökonomen im Durchschnitt ungefähr eine Runde länger die sozial optimalen Beiträge. Mit einer sich kontinuierlich abschwächenden Kooperation und dem Näherkommen der letzten Zeitperiode verändern die Ökonomen ihre Beiträge in Richtung des typischen Trittbrettfahrerverhaltens. Bietet man den Ökonomen jedoch eine investitionsfreundliche Umgebung, sind sie bereit, höhere Beiträge als die Nicht-Ökonomen zu leisten, um das Dilemma zu lösen.
Die Erkenntnis, dass sich Ökonomen anders, nämlich stärker an den jeweils aktuellen Anreizen orientiert handeln, hat dabei mehrere Implikationen. Zum einen ist Vorsicht geboten, wenn aus der Analyse von Laborexperimenten, deren Teilnehmende häufig zu einem beachtlichen Teil aus wirtschaftswissenschaftlichen Studiengängen stammen, auf die Wirkung bestimmter Anreizmechanismen auf die externe Welt geschlossen wird. Zum anderen sollte bei der Anwendung verhaltensökonomischer politischer Maßnahmen (Nudging durch Lebensmittelampeln, Schock- Fotos auf Zigarettenverpackungen, Investitionsanreize durch Abwrackprämien) berücksichtigt werden, wie sehr betroffene Personengruppen auf eine Veränderung der Anreize reagieren. Dabei kann es möglicherweise zu einem „Falscher-Konsensus-Effekt“ kommen: Man geht bei den Mitmenschen vereinfachend von ähnlichen Verhaltensweise aus, wie man sie selbst an den Tag legt. Somit ist es denkbar, dass Ökonomen die Wirkung von Anreizen auf andere Personengruppen überschätzen, weil sie selbst „anreizsensibler“ sind als andere. Dies zu prüfen wird Gegenstand weiterer Forschung sein.