Inhalt
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EinleitungSeite 2
Die Bedeutung von FinanzmarktwissenSeite 3
Soziodemographische Merkmale und finanzielle Allgemeinbildung Auf einer Seite lesenDie Bedeutung von Finanzmarktwissen
Die Analyse verknüpft die bisherige Forschung zu den Effekten von Finanzmarktbildung (financial literacy) auf Haushaltsentscheidungen mit Untersuchungen zu Gründereigenschaften.
Eine Standardannahme ökonomischer Modelle unterstellt, dass Haushalte Risiken und Chancen genau kennen und ihren Konsum und ihr Sparverhalten in Hinsicht auf ihre gesamte Lebenszeit optimieren. Tatsächlich fehlt bei vielen Akteuren jedoch ein grundlegendes Verständnis für einfache Zusammenhänge des Finanzmarktes; ein großer Teil der Bevölkerung ist nicht in der Lage, grundlegende Fragen zu Zinskalkulation, realer Verzinsung (Inflation) oder Risikodiversifizierung zu beantworten. Die Konsequenzen dieses „finanziellen Analphabetismus“ können für die Haushalte weitreichend sein, denn das finanzielle Bildungsniveau wirkt sich auf wichtige Finanzentscheidungen und den Vermögensaufbau aus. Eine starke Finanzbildung kann höhere Renditen und Kapitalerträge bzw. günstigere Kreditkonditionen bewirken. Außerdem sind Personen mit besserem Finanzmarktwissen häufiger am Aktienmarkt aktiv und erzielen eine bessere Risikodiversifikation. In vielen Ländern hat das finanzielle Bildungsniveau einen starken Einfluss auf die private Altersvorsorgeplanung. Zusammenfassend wirkt sich finanzielle Allgemeinbildung über verschiedene Kanäle positiv auf den Vermögensaufbau in privaten Haushalten aus.
Das zweite Forschungsfeld, auf das sich dieser Beitrag bezieht, untersucht die besonderen Gründereigenschaften: Was unterscheidet den Entrepreneur vom Nichtunternehmer, welche Faktoren prägen ihn, was macht einen Entrepreneur zum Entrepreneur? Bisher konnte gezeigt werden, dass Selbstständige deutlich risikofreudiger sind. Sie unterscheiden sich merklich von Angestellten in den so genannten Big-Five-Persönlichkeitsmerkmalen (Extraversion, Gewissenhaftigkeit, Neurotizismus, Offenheit für Erfahrungen und Verträglichkeit), aber auch bezüglich ihrer Kontrollüberzeugung, ihres Autonomiebedürfnisses und Selbstvertrauens. Auch der Zusammenhang zwischen Bildungsniveau und Selbstständigkeit wurde in der Literatur bereits erörtert. Allerdings gibt es bisher noch keine Erkenntnisse darüber, ob Finanzmarktwissen einen Einfluss auf Selbstständigkeit hat, obwohl gerade Selbstständige mit zahlreichen finanziellen Entscheidungen – und das meist schon bei der Gründung – konfrontiert sind. Ein besseres Finanzmarktwissen hilft potenziellen Gründern bei der Informations-, Beratungs- und Kapitalbeschaffung. Sie verstehen Finanzierungsbedingungen besser und können unternehmerische Risiken und Profitabilität besser einschätzen.
Finanzielle Allgemeinbildung messen
Unter finanzieller Allgemeinbildung versteht man die Fähigkeit, Informationen bezüglich finanzieller Fragestellungen zu erfassen und so zu nutzen, dass fundierte Entscheidungen bezüglich eigener finanzieller Angelegenheiten getroffen werden können. In der empirischen Forschung haben sich vor allem drei Basisfragen zur Messung von Finanzmarktwissen etabliert (vgl. Kasten, Fragen 1 bis 3), deren Vorteil darin liegt, dass sie relativ einfach erhoben werden können und zudem einen Ländervergleich ermöglichen.
Allerdings kann das Ausmaß an Finanzmarktwissen mit drei Fragen nur näherungsweise geschätzt werden. Für ein umfassenderes Bild zum Finanzmarktwissen greift die Untersuchung auch auf erweiterte Fragen zurück (für Beispiele vgl. Kasten, Fragen 4 bis 7). Die zur Verfügung stehenden Daten (SAVE – Sparen und AltersVorsorgE in Deutschland) wurden vom Munich Center for the Economics of Aging erhoben. In 11 Wellen (2001 bis 2013) wurden Privatpersonen zu den Themen Sparen und Zukunftsvorsorge befragt. Dieser Beitrag nutzt hauptsächlich Daten aus dem Jahr 2009, in welchem 2 222 Personen einmalig alle Finanzmarktfragen gestellt wurden.