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Internationaler HandelSeite 2
Die Effekte von ImportwettbewerbSeite 3
Endnoten Auf einer Seite lesenDie Effekte von Importwettbewerb
Die Effekte vom Importwettbewerb werden mittels ökonometrischer Verfahren ermittelt. Um belastbare Implikationen für Forschung und Politik ableiten zu können, gilt es zu verhindern, dass die Ergebnisse durch unbeobachtete Unterschiede zwischen Unternehmen oder umgekehrte Kausalität zwischen der Produktivität der einheimischen Unternehmen und der Wettbewerbsintensität verzerrt werden. Daher wird ein 2SLS-IV-Ansatz im Panelkontext mit firmenspezifischen fixen Effekten verwendet.7
Tabelle 2 stellt die Ergebnisse dar. Im Durchschnitt findet sich ein positiver Zusammenhang zwischen dem Importwettbewerb (IW) aus Industrieländern und der Produktivität einheimischer Unternehmen (TFPQ). Dagegen findet sich im Durchschnitt kein Zusammenhang zwischen dem Importwettbewerb aus Niedriglohnländern und der Produktivität der einheimischen Firmen (Spalten (1) und (2) in der Tabelle). Darüber hinaus zeigen die Ergebnisse einen im Durchschnitt negativen Zusammenhang zwischen dem Importwettbewerb aus Niedriglohnländern und den FuE-Ausgaben, dem Output und der Beschäftigung der Unternehmen. Ein Zusammenhang zwischen Importwettbewerb aus Industrieländern und FuE, Output und Beschäftigung ist im Durchschnitt nicht beobachtbar (Spalten (3), (4) und (5) in der Tabelle).
Die Unterschiede in den Effekten von Importwettbewerb aus Industrieländern und aus Niedriglohnländern sind weder auf systematische Unterschiede zwischen den von den jeweiligen Importen betroffenen Unternehmen noch auf Unterschiede in der Bedeutung der jeweils betroffenen Produkte für die Unternehmen zurückzuführen. Die Ergebnisse werden auch für Unternehmen bestätigt, die gleichzeitig einem ähnlichen Wettbewerbsdruck aus Industrieländern und aus Niedriglohnländern ausgesetzt sind. Auch werden die Ergebnisse bestätigt, wenn der Umsatzanteil der betroffenen Produkte im Portfolio der Unternehmen explizit berücksichtigt wird: Ein im Durchschnitt positiver Zusammenhang zwischen Wettbewerb und Produktivität findet sich grundsätzlich nur, wenn Kernprodukte (also die Produkte mit dem höchsten Umsatzanteil) betroffen sind, aber auch nur bei Importen aus Industrieländern; ein Zusammenhang zwischen Importwettbewerb aus Niedriglohnländern und Produktivität findet sich auch bei Kernprodukten nicht.
Was bedeuten die Ergebnisse?
Insgesamt lassen die Ergebnisse folgende Interpretation zu: Inwiefern Importwettbewerb zur einer Produktivitätssteigerung bei (überlebenden) einheimischen Unternehmen führt, hängt von den Möglichkeiten (bzw. den Kosten) der Wiederherstellung der Konkurrenzfähigkeit ab. Bei Importen aus Niedriglohnländern handelt es sich typischerweise um Güter, die mit einfacher Arbeit und Standardtechnologien herzustellen sind. Unternehmen aus Hochlohnländern haben hierbei (relative) Nachteile in der Produktion, und das Innovationspotenzial solcher Güter reicht nicht aus, um die Kosten auszugleichen. Entsprechend reduzieren Unternehmen das Geschäft mit solchen Produkten. Dagegen handelt es sich bei Importen aus Industrieländern typischerweise um vertikal differenzierbare, kapital- und technologieintensive Güter, bei deren Herstellung einheimische Unternehmen relativ „gut“ sind. Die Anreize, in Produktivitätssteigerung zu investieren, sind entsprechend positiv, ein Rückgang von Output und Beschäftigung findet nicht statt.
Einige Schlussfolgerungen
Inwiefern Importwettbewerb produktivitätsstimulierende Effekte hat, hängt von den komparativen Vorteilen der einheimischen Unternehmen und dem „Abstand“ zur Konkurrenz ab. Im Kontext der Debatte um Handelsliberalisierung bedeutet dies, dass es ein Patentrezept und eine One-Size-Fits-All-Politik nicht gibt. Vielmehr bedarf es differenzierter Ansätze.
Darüber hinaus werfen die Ergebnisse weitere Fragen auf. Oft wird eine Steigerung oder Wiederherstellung von Wettbewerbsfähigkeit mit zusätzlicher FuE assoziiert. Allerdings wird dies durch die Ergebnisse nicht eindeutig bestätigt, was darauf hindeutet, dass weitere produktivitätssteigernde Maßnahmen eine Rolle spielen, beispielsweise Anpassungen des Produktportfolios als Reaktion auf eine Intensivierung des Wettbewerbsdrucks oder Management-
praktiken als Mittel zum Abbau von Ineffizienzen.8 Aus einzelbetrieblicher Sicht ist die relative Bedeutung der einzelnen Mechanismen jedoch weitestgehend unerforscht.