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internationale Konjunktur
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Konjunktur in Deutschland
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Arbeitsmarkt Auf einer Seite lesen

Die Dynamik auf dem Arbeitsmarkt ließ zuletzt deutlich nach. Der Beschäftigungsaufbau hat sich deutlich verlangsamt, wobei die Industrie zuletzt sogar Stellen abgebaut hat. Auch die Beschäftigungsabsichten der Unternehmen haben sich eingetrübt. Die Zahl der in Zeitarbeit Beschäftigten ist seit mehr als einem Jahr deutlich rückläufig. Dennoch kann mit einem wenn auch verhaltenen Aufbau der Beschäftigung gerechnet werden, denn die Zahl der offenen Stellen ist weiterhin hoch und die Zahl der Erwerbspersonen steigt. Die Institute erwarten für das Jahr 2019 ein Plus von 380 000 Stellen. In den kommenden beiden Jahren dürfte sich diese Zahl mehr als halbieren. Die Arbeitslosenquote sinkt nur noch leicht von 5,0% im Jahr 2019 auf 4,9% im Jahr 2021. Zwischenzeitlich ist sogar mit einem leichten Anstieg zu rechnen. Die effektiven Stundenverdienste dürften mit 3% in diesem Jahr noch etwas kräftiger als in den beiden Folgejahren steigen.

Die verfügbaren Einkommen werden angesichts der schwächeren Dynamik auf dem Arbeitsmarkt nicht mehr so rasch steigen wie in den Jahren zuvor. Allerdings wirken die Finanzpolitik und die ab dem Jahr 2020 wieder zunehmenden Gewinneinkommen einer deutlicheren Abschwächung entgegen. Die Verbraucherpreise werden weiter moderat in der Größenordnung um 1,5% zulegen. Die reale Kaufkraft der privaten Haushalte steigt im Prognosezeitraum um rund 1,5% jährlich.

Die Überschüsse des Staats sind in diesem Jahr mit voraussichtlich rund 50 Mrd. Euro weiterhin beträchtlich. In Relation zum Bruttoinlandsprodukt sinkt der Finanzierungssaldo von 1,5% in diesem Jahr auf rund 0,1% im Jahr 2021 (rund 4 Mrd. Euro).

Für die Prognose ergeben sich aus den schwelenden Handelskonflikten der USA mit China und der Europäischen Union sowohl Aufwärts- als auch Abwärtsrisiken. Sollten die Handelskonflikte zügig beigelegt werden, dürfte dies die globale Unsicherheit senken und die Investitionsneigung in der Weltwirtschaft erhöhen, wovon insbesondere die deutschen Exporte profitieren würden. Zugleich ist eine abermalige Verschärfung der Handelskonflikte nicht auszuschließen, was wiederum mit einer schwächeren Expansion in Deutschland einherginge. Weiterhin unklar sind zudem die Modalitäten des Austritts Großbritanniens aus der Europäischen Union. Ein ungeordneter Brexit mit Belastungen für das Wirtschaftsklima in Europa im Allgemeinen und die Außenhandelsbeziehungen zu Großbritannien im Besonderen kann derzeit nicht ausgeschlossen werden. Ein solcher Schritt könnte beträchtliche Folgen für die Konjunktur in Deutschland haben: Für das kommende Jahr wäre mit einem Abschlag von 0,4 Prozentpunkten zu rechnen. Auch eine weitere Verschiebung ist denkbar. Sollte die zukünftige Beziehung Großbritanniens zur Europäischen Union verlässlich geklärt werden, ist schließlich mit einer zügigen Aufhellung der konjunkturellen Aussichten zu rechnen. Ein weiteres Prognoserisiko ist mit der Frage verbunden, inwieweit die Eintrübung des außenwirtschaftlichen Umfeldes durch Volten der Handelspolitik oder durch zyklische Faktoren, die insbesondere bei Investitionsgütern und langlebigen Konsumgütern von großer Bedeutung sein können, bestimmt ist. Die Einschätzung der auf die deutsche Wirtschaft wirkenden zyklischen Kräfte wird zusätzlich dadurch erschwert, dass die aufkommende E-Mobilität einen Strukturwandel im Fahrzeugbau bewirkt, dessen Folgen für Produktion und Investitionen in diesem Sektor schwer abzuschätzen sind. Überdies besteht ein Risiko für die Arbeitsmarktprognose. Dieser liegt die Einschätzung der Institute zugrunde, dass die Unternehmen auch bei schlechter Konjunktur möglichst Entlassungen zu vermeiden trachten, um Fachkräfte in den Betrieben zu halten. Allerdings wird der derzeitige Abschwung im Vergleich zu den beiden vorherigen Abschwüngen der Jahre 2008 und 2012 von hohen Lohnkosten begleitet.

In den kommenden Jahren wird sich das Potenzialwachstum deutlich verlangsamen. Bis zum Ende des mittelfristigen Projektionszeitraums im Jahr 2024 erwarten die Institute ein jahresdurchschnittliches Wachstum von 1,2%. Das Tempo liegt damit etwa 0,3 Prozentpunkte unter dem Mittel der vergangenen 20 Jahre und ist vor allem auch auf einen Rückgang des Erwerbspersonenpotenzials zurückzuführen.

Die Institute sehen angesichts der konjunkturellen Lage keinen Bedarf für kurzfristig angelegte Interventionen der Wirtschaftspolitik. Die im Abgaben- und Transfersystem verankerten automatischen Stabilisatoren sind nach Einschätzung der Institute weiterhin ausreichend, um die möglichen negativen Übertragungseffekte auf die konsumnahen Wirtschaftsbereiche stabilitätsgerecht abzufedern. Nicht zu rechtfertigen sind vor allem Maßnahmen, die die vorzeitige Verschrottung langlebiger Konsumgüter durch staatliche Subventionen anreizen („Abwrackprämien“). Die derzeitige Finanzplanung sieht ein nahezu vollständiges Abschmelzen der strukturellen Haushaltsüberschüsse vor. Die Finanzpolitik hat daher die finanziellen Möglichkeiten, die sich ihr über mehrere Jahre geboten haben, mittlerweile ausgeschöpft. Ein großer Teil der Mittel wurde dabei konsumtiv verwendet.

Die Klimapolitik erfordert einen Konsumverzicht der heutigen Generationen zugunsten von Investitionen in emissionsärmere Energieerzeugung und in die Verkehrsinfrastruktur. Die Institute empfehlen, einen adäquaten, einheitlichen Preis für CO2 als zentrales Instrument der Klimapolitik anzustreben.

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