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Internationale Konjunkturprognose und konjunkturelle Stressszenarien für die Jahre 2021 bis 2026

In der vorliegenden Studie werden zunächst die weltweiten konjunkturellen Aussichten für das Ende des Jahres 2021 und für die Jahre 2022 bis 2026 dargestellt. Dabei wird folgender Länderkreis betrachtet: Deutschland, Frankreich, Griechenland, Großbritannien, Irland, Italien, Niederlande, Polen, Portugal, Slowakei und Spanien.

16. Mai 2022

Autoren Andrej Drygalla Oliver Holtemöller Axel Lindner

Die Weltwirtschaft ist weiter auf Erholungskurs. Die Expansion ist aber im Jahr 2021 bis in den Herbst hinein stockend und insgesamt von nur mäßigem Tempo. Die Pandemie belastet die wirtschaftliche Aktivität mancherorts weiter. Zusammen mit einem Anstieg der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage haben die Lieferengpässe dazu beigetragen, dass sich die Inflation in den vergangenen Monaten stark erhöhte. Mit zunehmendem Impffortschritt und der damit verbundenen Verringerung der Infektionsrisiken dürften sich die Rahmenbedingungen aber in den kommenden Monaten weiter verbessern. In den fortgeschrittenen Volkswirtschaften dürfte die Wirtschaftsleistung in diesem und im nächsten Jahr insgesamt sehr kräftig zulegen. Allerdings wird die Annäherung an ein Normalniveau der Geschäftstätigkeit in den Bereichen, die in der bisherigen gesamtwirtschaftlichen Erholung noch zurückhängen, wohl noch länger brauchen. Hinzu kommen zunächst noch die bremsenden Wirkungen der Lieferengpässe, welche sich wohl erst im Verlauf des Jahres 2022 auflösen werden.

Der Verlauf der Corona-Pandemie stellt das größte Prognoserisiko dar. Neue Virusvarianten könnten insbesondere dann die Wiedereinführung von Infektionsschutzmaßnahmen erfordern, wenn bestehende Impfstoffe an Wirksamkeit verlieren. Einen weiteren Unsicherheitsfaktor für die Konjunktur stellen die in der Krise von den privaten Haushalten angehäuften Ersparnisse dar. Würden diese Sparpolster in nennenswertem Umfang zum Nachholen von Konsumausgaben genutzt, würde sich der Großteil eines solchen Nachfrageschubs weniger in höhere Güterproduktion als in eine weiter beschleunigte Inflation umsetzen. Denn die gegenwärtige Teuerung resultiert nicht nur aus vorübergehenden Engpässen in den Lieferketten. Vielmehr zeichnen sich in einer Vielzahl von Ländern und Branchen bereits Engpässe am Arbeitsmarkt ab. Sollten diese Effekte zu höheren mittelfristigen Inflationserwartungen führen, könnte sich eine dauerhaft höhere Inflation ergeben.

Die wahrscheinlichste wirtschaftliche Entwicklung in dem betrachteten Länderkreis (Basisszenario) wird anhand grundlegender volkswirtschaftlicher Kennzahlen, etwa der Zuwachsrate des Bruttoinlandsprodukts, beschrieben. Es wird auch die Entwicklung für den Fall skizziert, dass die Weltwirtschaft eine ungünstige Wendung nimmt (schweres Negativszenario). Dieses Szenario ist so gewählt, dass die gesamtwirtschaftliche Produktion in der betrachteten Ländergruppe im Jahr 2022 gemäß der aus dem Modell resultierenden Wahrscheinlichkeitsverteilung nur mit einer Wahrscheinlichkeit von 1% noch geringer ausfällt.

Im Basisszenario steigt die Produktion im betrachteten europäischen Länderkreis im Jahr 2021 um 5,2%, im Jahr 2022 um 4,6%. Im Fall eines schweren Einbruchs bleibt die Zuwachsrate der europäischen Ländergruppe im Jahr 2022 mit 1,2% um 3,4 Prozentpunkte unter der Rate im Basisszenario. Besonders stark betroffen ist die Produktion in der Slowakei, in Irland, Spanien, Tschechien, Griechenland und Portugal. Die deutsche Produktion wird vom weltwirtschaftlichen Schock in etwa so stark wie im Durchschnitt der in dieser Studie betrachteten europäischen Ländergruppe reduziert, und damit deutlicher als die weltwirtschaftliche Produktion insgesamt.

Die länderspezifischen Szenarien erlauben auch die Antwort auf die Frage, wie stark die deutsche Wirtschaft von dem Wirtschaftseinbruch eines bestimmten Landes aus dem europäischen Länderkreis betroffen ist. Um drei Zehntel Prozentpunkte fällt der Wachstumsverlust in Deutschland bei einem Produktionseinbruch in Frankreich, den Niederlanden, Italien, Polen und Spanien aus. Umgekehrt führt ein schwerer konjunktureller Einbruch in Deutschland zu einem spürbaren Rückgang des Produktionszuwachses im selben Jahr in den Nachbarländern. Im Szenario einer ungünstigen weltwirtschaftlichen Entwicklung, die mit einem starken Anstieg der Inflation einhergeht, betragen die Produktionsverluste im europäischen Länderkreis 3 Prozentpunkte gegenüber dem Basisszenario. Die Inflation steigt im Jahr 2022 in Deutschland auf 4½%, in den USA auf über 7,3%.

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