IWH-Konjunkturbarometer Ostdeutschland: Inlandsnachfrage schiebt ostdeutsche Produktion an
Im vierten Quartal 2015 hat das Bruttoinlandsprodukt in den ostdeutschen Flächenländern – saisonbereinigt nach dem Berliner Verfahren – um 0,4% gegenüber dem schwachen dritten Vierteljahr zugenommen. Getrieben wurde die Aufwärtsbewegung vom Produzierenden Gewerbe. Der Dienstleistungssektor stagnierte. Obwohl sich der Produktionsanstieg beschleunigte und die Entwicklung in den Alten Bundesländern übertraf (0,2%), stieg das Bruttoinlandsprodukt im Jahresdurchschnitt 2015 nur um 1,3%. Damit expandierte die Produktion in den Neuen Bundesländern erneut langsamer als in den Alten (1,7%).
23. März 2016
Im Sog der deutschlandweit anziehenden Nachfrage der Investoren und Konsumenten hat das ostdeutsche Produzierende Gewerbe im vierten Quartal einen regelrechten Endspurt hingelegt. Im Verarbeitenden Gewerbe ist die Wertschöpfung kräftig, im Baugewerbe deutlich gestiegen. Die Schwäche vom Sommer wurde mehr als ausgeglichen. Maßgeblich für den Auftrieb im Verarbeitenden Gewerbe war die gestiegene Nachfrage der Unternehmen und des Staates nach Maschinen, Geräten und Fahrzeugen. Hinzu kam der Produktionsschub bei Vorleistungsgütern, die im Verbund mit den stark expandierenden Bauinvestitionen stehen. Auch die konsumnahen Produzenten von Vorleistungsgütern legten kräftig zu, sofern sie in die Bereitstellung von Leistungen für die Flüchtlinge einbezogen waren. Im Unterschied dazu sind die Nachfrageimpulse der privaten Haushalte – strukturell bedingt – an der ostdeutschen Konsumgüterindustrie vorbeigegangen.
Im Dienstleistungssektor zeichnete sich im vierten Quartal eine gespaltene Entwicklung ab. Während der Handel und das Gastgewerbe trotz steigender Konsumausgaben der privaten Haushalte nicht an die Aufwärtsbewegung im dritten Quartal anknüpfen konnten, setzte sich die positive Tendenz im Bereich Verkehr, Information und Kommunikation sowie Unternehmensdienstleistungen fort. Die Finanzdienstleister verloren trotz der leicht zunehmenden Kreditvergabe angesichts der niedrigen Zinsen und der Margenverengung infolge der hohen Refinanzierungskosten weiter an Boden. Die Mehrausgaben der öffentlichen Haushalte für die Unterbringung, Versorgung und medizinische Betreuung der Flüchtlinge stützten die Produktion.
Im ersten Quartal 2016 dürfte die wirtschaftliche Dynamik etwas nachlassen. Dafür sprechen im Verarbeitenden Gewerbe die Umsatzentwicklung zu Beginn des Quartals und die Auftragseingänge aus dem Ausland. Die Erwartungen der vom IWH befragten Industriebetriebe sind dagegen hoch. Insbesondere die Stimmung unter den Produzenten von Investitionsgütern ist gut, darunter – laut Konjunkturumfrage des Fachverbands – auch unter den Maschinenbauern. Die Geschäftsaussichten der vom IWH befragten Bauunternehmen haben sich weiter aufgehellt. Die Ausgaben für die Asylsuchenden dürften angesichts des schwächer werdenden Zustroms die Konjunktur nur noch wenig stützen. Alles in allem wird ein Produktionszuwachs von 0,3% erwartet.