IWH-Tarif-Check: Aktuelle Tarifabschlüsse bedeuten Reallohnverluste 2024
*** Vergleich der Tariflohnabschlüsse von Chemischer Industrie, Deutscher Post, Metall- und Elektroindustrie und öffentlichem Dienst von Bund und Kommunen *** Die hohe Verbraucherpreisinflation hat den Lohndruck bei den Tarifverhandlungen stark erhöht. Das Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) hat die Lohnabschlüsse für vier ausgewählte Branchen, die sich im vergangenen Halbjahr auf Neuabschlüsse geeinigt haben, verglichen. Dabei zeigen sich hohe nominale Lohnsteigerungen. Insbesondere die Inflationsausgleichsprämie, die in allen vier Branchen bis zur maximalen Höhe von 3000 Euro vereinbart wurde, lässt die Bruttolöhne kräftig steigen. In der Chemischen Industrie, in der es bereits in der vergangenen Lohnrunde eine hohe Einmalzahlung gab, füllt die vereinbarte Inflationsausgleichszahlung diese Lücke.
28. April 2023
Da die Inflationsausgleichsprämie durch den Gesetzgeber sozialversicherungs- und lohnsteuerfrei gestellt ist, steigen die Nettolöhne um den gleichen Betrag wie die Bruttoentgelte. Prozentual betrachtet ist der Anstieg sogar noch stärker. Da die Abgabenbefreiung nur befristet gilt, führt selbst eine nochmals wesentlich höhere tabellenwirksame Tariflohnsteigerung nach Auslaufen der begünstigten Sonderzahlung wie beim öffentlichen Dienst kaum zu steigenden Nettolöhnen.
„Unter Berücksichtigung der bisherigen und noch zu erwartenden Verbraucherpreisinflation dürfte es sowohl in der Chemischen Industrie, in der Metall- und Elektroindustrie, im öffentlichen Dienst von Bund und Kommunen als auch bei der Deutschen Post für die Beschäftigten im Jahr 2024 zu realen Nettolohnverlusten kommen“, sagt Oliver Holtemöller, Leiter der Abteilung Makroökonomik und Vizepräsident des IWH.
Alle bisherigen Ausgaben des IWH-Tarif-Checks sind auch auf der IWH-Website nachzulesen.