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IWH-Tarif-Check: Kräftige Reale Netto-Tariflohnzuwächse für Beschäftigte in der Chemischen Industrie: Neue Gehaltsbestandteile in der Chemischen Industrie erhöhen reale Netto-Tariflohnzuwächse deutlich

Ende November 2019 wurde ein neuer Tarifvertrag für die Chemische Industrie abgeschlossen. Dementsprechend steigen die tabellenwirksamen Tariflöhne zum Juli 2020 um 1,5% und ein Jahr später nochmals um 1,3%. Hinzu kommen Einmalzahlungen in Höhe von 4,0% – 6,0% eines Monatsentgelts für die Zeit bis zur ersten Tariferhöhung im Juli 2020. Zusätzlich wurde erstmalig ein tarifliches Zukunftskonto im Gegenwert von zwei Tagen im Jahr 2020, drei Tagen im Jahr 2021 und danach jeweils fünf Tagen je Jahr vereinbart, die als Freizeit genommen, angespart oder ausgezahlt werden können. Dies entspricht einem Plus von 1,8 %. Hinzu kommt eine tarifliche Pflegezusatzversicherung und die Anhebung des Weihnachtsgeldes. Durch diese Zusatzvereinbarungen werden die eher niedrigen tabellenwirksamen Tariflohnsteigerungen erheblich aufgewertet. Insgesamt umfasst der Tariflohnabschluss ein Plus von mehr als 6% für eine Laufzeit von bis zu 29 Monaten.

19. Dezember 2019

Autoren Oliver Holtemöller Birgit Schultz

Durch den vereinbarten Tariflohnabschluss steigen die Tariflöhne der Beschäftigten der Chemischen Industrie im Jahr 2020 im Durchschnitt um 2,6%. Im Jahr 2021 erhöht sich das Gehalt dann nochmals um jahresdurchschnittlich 2,4%. Ohne die zusätzlichen Vereinbarungen über das tarifliche Zukunftskonto, die Pflegezusatzversicherung, die Weihnachtsgelderhöhung und die Einmalzahlung würde im Jahr 2020 das Tarifgehalt nur um 1,2% und im Jahr danach um 1,0% steigen.

Mit Beginn des Jahres 2020 gibt es zwar Entlastungen bei Einkommensteuer, Grund- und Kinderfreibetrag sowie eine weitere Verschiebung der Tarifeckwerte, aber dies kommt nicht bei den Nettolöhnen an, da der durchschnittliche Zusatzbeitrag zur gesetzlichen Krankenversicherung um 0,2 Prozentpunkte ansteigen wird. Außerdem werden die privaten Haushalte durch die kalte Progression für sich genommen stärker mit Einkommensteuern belastet. Erst, wenn im Jahr 2021 wie geplant der Solidaritätszuschlag auf die Lohnsteuer abgebaut wird, kommt es tatsächlich zu einer kräftigen Entlastung der Beschäftigten. Die Verbraucherpreise dürften in den Jahren 2020 und 2021 wohl nur moderat um 1,3% bzw. 1,4% zulegen. Werden alle Teilkomponenten berücksichtigt, so können die Arbeitnehmer der Chemischen Industrie nach einer realen Netto-Tariflohnentwicklung von 0,7% im Jahr 2020 mit einem Anstieg von 2,5% im Jahr 2021 rechnen.

Alle bisherigen Ausgaben des IWH-Tarif-Checks und des MDR-Aktuell-Tarif-Checks sind auch auf der IWH-Website nachzulesen.

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