-Make Work Pay- Kombilohnkonzepte in den USA und Großbritannien - ein Literatursurvey

Derzeit werden in Deutschland verschiedene Modelle zur Reform des Steuer- und Transfersystems und zur Subventionierung eines Niedriglohnsektors diskutiert. Der Hintergrund dieser Reformansätze ist die Umgestaltung der Sozialtransfers, die in der jetzigen Ausgestaltung durch hohe Transferentzugsraten negative Anreize zur Aufnahme einer gering entlohnten Beschäftigung setzen. Bei hohen Transferentzugsraten kommt es zu der Situation, daß trotz einer Steigerung des Erwerbseinkommens keine wesentliche Erhöhung des verfügbaren Einkommens folgt, da die Transfers gleichzeitig gekürzt werden. Es entsteht eine sogenannten "Arbeitslosigkeitsfalle", in der sich die Aufnahme einer Beschäftigung für Transferempfänger kaum lohnt. Die Fehlanreize des Steuer- und Transfersystems stellen vor allem für Personen mit niedriger Produktivität und entsprechend geringen potentiellen Löhnen ein Problem dar.

01. Oktober 1999

Autoren Lioba Trabert

Aus diesem Grund gewinnen in jüngster Zeit im Rahmen der Sozialtransferreformen Ansätze zur Stärkung der Arbeitsanreize der Transferempfänger an Bedeutung. Die "reinen" Lohnersatzleistungen oder "out-of-work benefits" sollen ergänzt werden durch sogenannte "in-work benefits". Das Ziel ist die finanzielle Besserstellung von Beschäftigung gegenüber Arbeitslosigkeit oder kurz: "to make work pay".

Bisher wurde noch kein Patentrezept zur Überwindung der Arbeitslosigkeitsfalle gefunden. Allerdings werden in anderen Ländern bereits seit mehreren Jahren verschiedene Konzepte der "in-work benefits" angewendet und Erfahrungen über positive und negative Effekte gesammelt, während Deutschland in dieser Hinsicht erst am Anfang steht. Zu den wohl bekanntesten Programmen gehört der in den USA bereits vor vielen Jahren eingeführte Earned Income Tax Credit (EITC) sowie der Familiy Credit (FC) in Großbritannien.

Der Forschungsbericht beinhaltet eine Darstellung der Funktionsweise des EITC sowie der FC. Ein besonderes Augenmerk gilt dabei den erzielten Wirkungen auf der Angebotsseite des Arbeitsmarktes, da dies der primären Wirkungsrichtung der Programme entspricht. Es werden ausgewählte Untersuchungen zu den Arbeitsangebotswirkungen sowie zu den besonderen Problemen der Programme dargestellt. Ein kurzer Blick wird auf die Frage geworfen, wie sich die Einführung eines solchen Programms in Deutschland auswirken würde und ob sich Erfahrungen und Hinweise für eine effiziente Reform der Sozialprogramme in Deutschland ergeben.

Außerdem in diesem Heft

Die Erneuerung des Dienstleistungssektors in den neuen Bundesländern

Gerald Müller

in: Forschungsreihe, Nr. 7, 1999

Abstract

Diese umfangreiche Studie zeichnet ein Bild von den besonderen Nachfrage- und Angebotseffekten, durch die der Erneuerungsprozess des ostdeutschen Dienstleistungssektors maßgeblich bestimmt wurde. Dazu zählen auf der Nachfrageseite die vergleichsweise niedrigen Einkommen in den neuen Bundesländern sowie die Ost-West-Transfers und auf der Angebotsseite die beruflichen Qualifikationen der Erwerbspersonen.

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