Inhalt
Seite 1
Westdeutsche Großbetriebe sind viel größer als ostdeutsche
Seite 2
Aber: Selbst beim Vergleich ähnlich großer Betriebe bleibt der Rückstand Ostdeutschlands bestehen
Seite 3
Ergebnisse und Interpretation
Seite 4
Endnoten Auf einer Seite lesen

Aber: Selbst beim Vergleich ähnlich großer Betriebe bleibt der Rückstand Ostdeutschlands bestehen

Ein erster Test dieser Hypothese ist ein Produktivitätsvergleich innerhalb von Gruppen von Betrieben gleicher Größe. Würde die Hypothese zutreffen, müsste der Unterschied innerhalb ähnlich großer Betriebe klein beziehungsweise vollständig verschwunden sein. Ein erster Vergleich (vgl. Abbildung 4) zeigt jedoch, dass ostdeutsche Betriebe gleicher Größe weniger produktiv als ihre westdeutschen Wettbewerber sind.

Nun kann die Frage gestellt werden, ob sich die Produktivitätsunterschiede innerhalb der gleichen Größenklasse auf Unterschiede in den betrieblichen Merkmalen zurückführen lassen. Unterscheiden sich ostdeutsche Betriebe innerhalb einer bestimmten Größenklasse also systematisch in bestimmten für die Produktivität relevanten Merkmalen von ähnlich großen westdeutschen Betrieben? Um diese Frage zu beantworten, werden Mikrodaten auf Betriebsebene benötigt. Während viele Studien aggregierte Zahlen verwenden, sind Untersuchungen auf Basis von Firmen- und Betriebsdaten seltener.

Sind andere betriebliche Merkmale entscheidend? Produktivitätsschätzung auf Betriebsebene

Auf Basis der Betriebsdaten des IAB-Betriebspanels wird in der Folge eine um verschiedene betriebliche Merkmale erweiterte Cobb-Douglas-Produktionsfunktion separat für die drei bereits in den Abbildungen verwendeten Betriebsgrößenklassen geschätzt.2 Dabei wird für etwa 10 000 Beobachtungen aus den Jahren 2013 bis 2016 (eine Beobachtung entspricht dabei einem Betrieb in einem bestimmten Jahr) die logarithmierte Bruttowertschöpfung pro Mitarbeitenden (die Arbeitsproduktivität als die zu erklärende Variable) auf die logarithmierte Kapitalintensität (Kapitalstock pro Mitarbeitenden3) regressiert. Die Kapitalintensität wird also als die wesentliche erklärende Variable für Produktivitätsunterschiede ähnlich großer Betriebe angenommen. Zusätzlich werden weitere wichtige betriebliche Merkmale als mögliche erklärende Variablen einbezogen: die Branchenzugehörigkeit, der Anteil qualifizierter Beschäftigter, Teilzeitbeschäftigter und Auszubildender, der technologische Stand der Anlagen, die Existenz von Betriebsrat und Tarifvertragsbindung, Exporttätigkeit sowie die hierarchische Stellung des Betriebs im Unternehmensverbund.4 Schließlich wird eine Indikatorvariable „Ostdeutschland“ einbezogen, die den Sitz des Betriebs in West- oder Ostdeutschland angibt. Das Hauptinteresse liegt dabei auf dem Koeffizienten dieser Indikatorvariable. Der Koeffizient approximiert den prozentualen Unterschied in der Produktivität. Die zentralen Ergebnisse der Schätzung sind in der Tabelle zusammengefasst.

Außerdem in diesem Heft

cover_wiwa_2019-3.jpg

Kommentar: Freihandel, Protektionismus und das stabile Genie

Reint E. Gropp

in: Wirtschaft im Wandel, Nr. 3, 2019

Abstract

Protektionismus ist schlecht, aber vielleicht nicht ganz so schlecht, wie ihn viele Leute machen. Zölle sind kurzfristig nichts anderes als Umverteilung: von vielen Konsumenten zu einigen wenigen inländischen Produzenten und deren Mitarbeitern. Denken Sie zum Beispiel an Zölle auf Stahl: Die Konsumenten leiden, weil Autos, Maschinen und alles, wofür es sonst noch Stahl braucht, teurer wird. Allerdings profitieren die im Vergleich zu den ausländischen Wettbewerbern ineffizienteren inländischen Stahlhersteller.

Publikation lesen

cover_wiwa_2019-3.jpg

Aktuelle Trends: Fachkräftemangel hat in den letzten zehn Jahren in Ost und West stark zugenommen

Steffen Müller

in: Wirtschaft im Wandel, Nr. 3, 2019

Abstract

Vor dem Hintergrund sinkender Arbeitslosenzahlen und einer alternden Bevölkerung – vor allem im Osten Deutschlands – ist der immer schwieriger zu deckende Bedarf der Betriebe an Fachkräften in den letzten Jahren zu einem zentralen Thema in der öffentlichen und politischen Arbeitsmarktdebatte geworden. Fachkräfteengpass herrscht, wenn Betriebe Probleme haben bei der Besetzung von Stellen für qualifizierte Tätigkeiten, die eine Berufsausbildung, vergleichbare Berufserfahrung oder einen Hochschulabschluss erfordern. Wie hoch der Anteil der nicht besetzten Stellen an den insgesamt angebotenen Stellen ist, wird durch die Nichtbesetzungsquote angegeben. Sie kann damit als Indikator für einen Fachkräfteengpass interpretiert werden.

Publikation lesen

cover_wiwa_2019-3.jpg

Zur Wirtschaftskraft deutscher Regionen aus langfristiger Perspektive: Alte Muster werden in Ostdeutschland langsam wieder sichtbar

Axel Lindner

in: Wirtschaft im Wandel, Nr. 3, 2019

Abstract

Kann der Osten Deutschlands in Zukunft noch wesentlich aufholen, oder haben die 40 Jahre Zentralplanwirtschaft dauerhafte Spuren in der Raumstruktur der deutschen Volkswirtschaft hinterlassen? Dieser Beitrag vergleicht die Raumstruktur der deutschen Volkswirtschaft im Jahr 1925, vor den politischen Umbrüchen des 20. Jahrhunderts, mit ihrer Entwicklung nach der Vereinigung. Es zeigen sich folgende Punkte: Gewinner der historischen Umbrüche war eher Süd- als Westdeutschland. Berlin konnte sein Hauptstadt-Potenzial lange nicht ausspielen, beginnt dies aber nun nachzuholen. Die Wirtschaftskraft ostdeutscher Flächenländer war 1925 breit gestreut und dabei teils höher, teils niedriger als die Deutschlands. Seit 1990 ist sie dagegen viel niedriger als im gesamtdeutschen Durchschnitt und liegt eng beieinander. Zwar holten die ostdeutschen Flächenländer in den Jahren nach 1990 zügig auf, nach dem Jahr 2000 aber nur noch langsam. Die Streuung nimmt erst seit 2010 wieder ein wenig zu. Aus historischer Perspektive sehen manche Tendenzen, etwa der Berlin-Boom und die höhere Wachstumsdynamik in Sachsen, wie eine Normalisierung aus, die sich mit einiger Wahrscheinlichkeit fortsetzen dürfte.

Publikation lesen

Ihr Kontakt

Für Wissenschaftler/innen

Für Journalistinnen/en

Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft LogoTotal-Equality-LogoGefördert durch das BMWK