Inhalt
Seite 1
Urbabisierung und StudieSeite 2
StudienergebnisseSeite 3
FazitSeite 4
Endnoten Auf einer Seite lesenFazit
Unsere Ergebnisse zeigen, dass Stellenangebote von Firmen aus ländlichen Räumen als weniger attraktiv im Vergleich zu Stellenangeboten von Unternehmen aus Städten wahrgenommen werden, selbst wenn der ländliche Raum viele attraktive regionale Merkmale bereithält. Ein weiteres hervorzuhebendes Ergebnis ist die beobachtete Heterogenität in Bezug auf die Herkunft der Personen. Während Personen, die in einem städtischen Gebiet geboren und aufgewachsen sind, sehr stark städtische Arbeitsplätze bevorzugen, gibt es keinen solchen Effekt bei Personen mit ländlicher Herkunft. Gleiches zeigt sich für Individuen in Partnerschaften bzw. für Familien.
Dies sind wichtige Erkenntnisse für die Praxis. Es wird deutlich, dass die Wahrscheinlichkeit, hochqualifizierte Arbeitnehmer für ländliche Unternehmen zu gewinnen, weiter abnehmen wird, da ein größerer Anteil der Kinder in Städten aufwächst, was die Präferenzen für städtische Gebiete in der Zukunft weiter ansteigen lassen wird. Steigende Urbanisierungsraten beeinflussen folglich die räumliche Verteilung von Hochqualifizierten und somit auch die ökonomische Ungleichheit zwischen Regionen. Zugleich ergeben sich direkte Implikationen für Unternehmen in ländlichen Räumen. Diese könnten beispielsweise ihre Rekrutierungserfolge steigern, wenn sie eine Verbindung zu den urbanen Universitäten herstellen und regelmäßig Angebote für Studierende schaffen, um die Bindung an ländliche Gebiete zu fördern und Vorurteile gegenüber diesen Regionen abzubauen. Alternativ könnten sie versuchen, die bereits im ländlichen Raum verankerten Personen zu hochqualifizierten Beschäftigten weiterzubilden. Gegeben die besondere Rolle der Berufsausbildung in ländlichen Regionen, sollten sie ferner ihre Versuche verstärken, Beschäftigte beim Schritt zum Hochschulstudium zu unterstützen. Es ist belegt, dass nach Abschluss einer Ausbildung die Loyalität gegenüber dem Arbeitgeber hoch und die Fluktuation niedrig ist.
Die deutlichen Präferenzunterschiede innerhalb der Gruppe der Hochqualifizierten können als Anhaltspunkte für zielgruppenspezifische Maßnahmen dienen. Besonders attraktiv sind hier beispielsweise Familien. Während andere Gruppen von Hochqualifizierten einen direkten Ausgleich der Standortnachteile erwarten, können diese explizit mit den Stärken des ländlichen Raums angesprochen werden. Im Hinblick auf künftige Forschungen wäre es auch interessant, die Annahme zu lockern, dass ein Unternehmen entweder in einem städtischen oder in einem ländlichen Gebiet angesiedelt ist. Ähnlich wie komplexere Lebensmodelle könnten auch komplexere Arbeitsmodelle, wie z. B. Coworking Spaces mit Arbeitnehmern aus städtischen Partnerunternehmen, das Bedürfnis des Einzelnen nach städtischen Merkmalen befriedigen und sich damit positiv auf seine Bereitschaft auswirken, Arbeitsangebote von ländlichen Unternehmen anzunehmen.