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Vermögenspreisblasen: Erklärungsansätze und wirtschaftspolitische Überlegungen

Auf Vermögensmärkten ist es in der Wirtschaftsgeschichte immer wieder zu Preisblasen gekommen, also Situationen, in denen auf eine Phase stark steigender Preise ein abrupter Preissturz folgt. Wie lässt sich dieses Phänomen erklären? In diesem Beitrag wird erörtert, wie sich in einer Gesellschaft die Vorstellung durchsetzen kann, dass hohe zukünftige Gewinne stark steigende Vermögenspreise rechtfertigen. Meist basiert diese Vorstellung auf einer plausiblen Geschichte, die an aktuellen Gegebenheiten anknüpft. Während der Internetblase um die Jahrtausendwende wurde zum Beispiel davon ausgegangen, dass neue Kommunikations- und Informationstechnologien dauerhaft ein höheres Wirtschaftswachstum als zuvor ermöglichen würden. Zur Verbreitung einer solchen Geschichte tragen auch psychologische Phänomene wie Konformität und übermäßiges Selbstvertrauen bei. Diese Phänomene können erklären, warum viele Investoren bereit sind, Vermögensgüter zu Preisen zu kaufen, die dann im Nachhinein ungerechtfertigt hoch erscheinen. Diese psychologischen Phänomene lassen sich nicht ohne Weiteres durch wirtschaftspolitische Maßnahmen ausschalten – zumal auch die wirtschaftspolitischen Entscheidungsträger von ihnen betroffen sein dürften. Weil die Ursachen für Vermögenspreisblasen somit schwer zu bekämpfen sind, sollte die Wirtschaft Rahmenbedingungen haben, die Häufigkeit, Ausmaß und negative Folgen dieser Blasen zu reduzieren helfen. Dazu zählen insbesondere Regulierungs- und Überwachungsmechanismen für diejenigen Akteure, die den Kauf von Vermögensgütern mit Fremdkapital finanzieren.

15. Dezember 2010

Autoren Oliver Holtemöller

Außerdem in diesem Heft

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Aktuelle Trends: ista-IWH-Energieeffizienzindex 2009 - Weiterhin sinkender Energieverbrauch in Mehrfamilienhäusern

Claus Michelsen

in: Wirtschaft im Wandel, Nr. 12, 2010

Abstract

Der Energieverbrauch für Raumwärme in Mehrfamilienhäusern ist rückläufig. Das zeigen die aktuellen Ergebnisse des ista-IWH-Energieeffizienzindex für die Abrechnungsperiode 2009. Gegenüber 2006 ist der bundesweite Indexwert von 107 auf 98,5 gesunken. Dies entspricht einem Rückgang des durchschnittlichen Energiebedarfs um rund 13,4 Kilowattstunden je Quadratmeter Wohnfläche (kWh/m2) pro Jahr bzw. um rund –8,9%. Trotz dieser deutlichen Abnahme ist der Weg hin zu einem klimaneutralen Immobilienbestand noch sehr weit: Bundesweit verbrauchten Mehrfamilienhäuser im Jahr 2009 durchschnittlich rund 136 kWh/m2 – in den Neuen Ländern rund 124,5 kWh/m2 und in den Alten Ländern rund 139,5 kWh/m2. Nach wie vor besteht ein erhebliches regionales Gefälle im Energieverbrauch. Näher betrachtet weisen der Norden und der Westen Deutschlands, verglichen mit östlichen und südlichen Regionen, deutlich höhere Energiekennwerte auf. Vor allem die Mehrfamilienhäuser in Küstennähe und in den Ballungsgebieten Nordrhein-Westfalens schneiden auch im Jahr 2009 schlechter ab als diejenigen in den anderen Landesteilen.

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Aktuelle Trends: IWH-Konjunkturbarometer Ostdeutschland - Konjunktureller Aufschwung stockt

Udo Ludwig Franziska Exß

in: Wirtschaft im Wandel, Nr. 12, 2010

Abstract

Nach der kurzen, aber kräftigen Nachholphase der Produktionsausfälle im Frühjahr 2010 ist die wirtschaftliche Aktivität in Ostdeutschland (ohne Berlin) im Sommer nur noch geringfügig gestiegen. Zudem weisen die Indikatoren für das Schlussquartal auf Stagnation hin. Das Bruttoinlandsprodukt, zusammenfassender Ausdruck für die wirtschaftliche Leistung der Region, nahm nach Berechnungen des IWH in den Monaten Juli bis September gegenüber dem zweiten Quartal 2010 nur um 0,2% und damit langsamer als in Deutschland insgesamt zu. Dies bedeutete gegenüber dem Tiefpunkt der Wirtschaftskrise Anfang 2009 einen Zuwachs um 5,2%. Damit hat sich die Produktion dem Höchststand vor der Krise bis auf knapp 1% angenähert. Kumuliert über die ersten drei Quartale ergibt sich im Vergleich zum Vorjahreszeitraum ein Anstieg des Bruttoinlandsprodukts um 2,7% (Deutschland: 3,5%).

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Editorial

Ulrich Blum

in: Wirtschaft im Wandel, Nr. 12, 2010

Abstract

Die sich wieder erholende Wirtschaft und die sichtbar schrumpfende Arbeitslosigkeit zählen wohl zu den schönsten Weihnachtsgeschenken dieses Jahres. Glaubten wir noch zum Ende des Jahres 2009, dass erst zum Jahre 2012 oder 2013 wieder die wirtschaftliche Leistung des Jahres 2008 erreicht sein würde, so dürfen wir nun mit dem break even bereits im Frühjahr 2011 rechnen. Erst die Krise wegen des massiven Wirtschaftseinbruchs und danach der Aufschwung wegen der sich nun wieder manifestierenden Leistungsbilanzungleichgewichte im Euroraum haben das „Geschäftsmodell Deutschland“, also das Verbinden einer leistungsfähigen, exportorientierten Wirtschaft und eines im Vergleich zu anderen europäischen Ländern weniger schuldenbereiten Staates, in die Kritik gebracht. Wenig wird hingegen moniert, dass der aufgeblähte Finanzsektor in den vergangenen Jahren in erheblichem Maße gesamtwirtschaftliche Gewinne auf sich gelenkt und in seinem Bereich für eine beachtliche Lohnexpansion gesorgt hat. Im „Kampf um Talente“ ist die Realwirtschaft dann dort benachteiligt, wo der Finanzsektor besonders stark vertreten ist. Dessen scheinbare Wettbewerbskraft erscheint heute als Folge massiver Marktunvollkommenheiten, nämlich des Nutzens faktischer, aber impliziter Staatsgarantien in der Zeit vor der Krise. Auch die so genannte Systemik ist nichts anderes als die Kehrseite wettbewerbsreduzierender Interdependenzen.

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IWH-Industrieumfrage im November 2010: Hochstimmung im Konsumgütergewerbe

Cornelia Lang

in: Wirtschaft im Wandel, Nr. 12, 2010

Abstract

Die rege Geschäftstätigkeit im Verarbeitenden Gewerbe Ostdeutschlands setzt sich auf dem Niveau der vergangenen Monate fort. Darauf verweisen die Ergebnisse der IWH-Industrieumfrage vom November unter rund 300 Unternehmen. Die Salden der beiden Komponenten des Geschäftsklimas haben sich seit September nur geringfügig verändert; bei der Geschäftslage um einen Punkt nach oben und bei den Geschäftsaussichten um zwei Punkte nach unten. Damit ist die Lage in der ostdeutschen Industrie seit Ende 2009 von Umfrage zu Umfrage positiver bewertet worden.

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Lohnpolitische Koordinierung in der EU: Wie Gewerkschaften agieren

Toralf Pusch Vera Glassner

in: Wirtschaft im Wandel, Nr. 12, 2010

Abstract

In den letzten Monaten hat sich die Diskussion über mehr wirtschaftspolitische Koordinierung in der EU und insbesondere in der Europäischen Wirtschafts- und Währungsunion intensiviert. Dabei wurde unter anderem die unterschiedliche Entwicklung der preislichen Wettbewerbsfähigkeit thematisiert. In diesem Zusammenhang sind die seit einigen Jahren von den europäischen Branchengewerkschaftsverbänden forcierten Bemühungen zur Koordinierung der Lohnverhandlungen von besonderem Interesse, da die daraus resultierenden Lohnpolitiken womöglich Folgen für den weiteren Bedarf an wirtschaftspolitischer Abstimmung in der Europäischen Wirtschafts- und Währungsunion haben könnten. Am Beispiel des 1997 gegründeten Lohnverhandlungsnetzwerks der IG Metall in Nordrhein-Westfalen und der Metallgewerkschaften Belgiens sowie der Niederlande wird in diesem Beitrag die tatsächliche Effektivität der grenzüberschreitenden lohnpolitischen Koordinierung untersucht, sowohl hinsichtlich der Zielsetzungen der Gewerkschaften als auch der Wirtschaftspolitik der EU. Es zeigt sich, dass das gewerkschaftliche Ziel einer produktivitätsorientierten Lohnentwicklung seit der Einrichtung des Netzwerks tendenziell erreicht werden konnte. Für eine Orientierung an der jüngst in der „Europa 2020“- Strategie bekräftigten Lohnleitlinie der EU-Wirtschaftspolitik konnte hingegen keine Evidenz gefunden werden.

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Polen: Solide Erholung wird durch fiskalische Risiken überschattet

Martina Kämpfe

in: Wirtschaft im Wandel, Nr. 12, 2010

Abstract

Nach einer deutlichen Verlangsamung der gesamtwirtschaftlichen Expansion in Polen im Jahr 2009 hat sich die wirtschaftliche Lage in diesem Jahr wieder erholt, vor allem durch die günstige Entwicklung der außenwirtschaftlichen Konjunktur, namentlich in Deutschland als wichtigstem Handelspartner. Mit der Zunahme der ausländischen Nachfrage ist die Auslastung der Produktionskapazitäten merklich angestiegen; sie hat das hohe Vorkrisenniveau in den Hauptexportbranchen bereits wieder erreicht. Die sich belebende Binnenkonjunktur wird vom privaten Konsum und den öffentlichen Investitionen getragen. Infrastrukturmaßnahmen wurden, auch durch die breitere Nutzung von EU-Strukturfondsmitteln, umfangreicher gefördert. Die Unternehmensinvestitionen blieben 2010 noch schwach, sie werden sich aber allmählich mit einer Festigung der Konjunktur wieder kräftiger beleben. Im Prognosezeitraum bis Ende2011 werden daher die Impulse für eine Beschleunigung der wirtschaftlichen Expansion zunehmend von der Binnennachfrage kommen. Die Lage der öffentlichen Haushalte hat sich hingegen in diesem Jahr nicht entspannt. Durch die erhebliche Ausweitung der Neuverschuldung im Jahr 2009 wurde die gesetzlich sanktionierte Größenordnung der Schuldenstandsquote bereits überschritten; dies hat sich 2010 fortgesetzt. Eine mittelfristige Konsolidierung der Finanzen ist nur über eine Gegensteuerung durch zielgerichtete Anpassungen in der Finanzpolitik möglich. Dies erscheint auch notwendig, da eine Reform der wichtigsten Ausgabenbereiche bislang nicht erfolgreich in Angriff genommen wurde. Das Verschuldungsproblem bildet jedoch für ein längerfristig stabiles wirtschaftliches Wachstum in Polen ein zunehmendes Risiko.

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