Zur Lohn- und Einkommensentwicklung in Rußland

Der langanhaltende Rückgang der volkswirtschaftlichen Gesamtleistung und fallende Realeinkommen gingen in Rußland mit einer überaus starken Einkommensdifferenzierung einher. Rußland unterscheidet sich damit von fast allen mittel- und osteuropäischen Transformationsländern. Das betrifft auch die Lohneinkommen, die durch stark differenzierte Branchenlöhne und sehr hohe Lohneinkommensdifferenzierungen innerhalb der Branchen gekennzeichnet sind. Neben einem nur schwach wirkenden sozialen Sicherungssystem sind die Einkommensungleichheiten ein wesentlicher Grund für die anhaltend hohe Armut. Sowohl die Geldeinkommen und die Löhne als auch die Armut zeigen ausgeprägte regionale Unterschiede.

01. Juli 1996

Autoren Peter Sigmund

Die Untersuchungen des IWH zur Lohn- und Einkommensentwicklung in Rußland legen offen, daß fehlender Wettbewerb tiefgreifende Verteilungsdisproportionen hervorrief. Anstatt die ordnungspolitischen Rahmenbedingungen für mehr Wettbewerb zu schaffen, griff die Regierung mit vielen Detailregelungen in die Märkte ein und verhinderte Wettbewerb. Das lohn- und einkommenspolitische Instrumentarium blieb so aus Sicht einer leistungsgerechten Verteilung weitgehend wirkungslos. Die zugesicherten staatlichen sozialen Garantien haben den Charakter von sozialen Mindeststandards weitgehend verloren.

Die von der russischen Regierung propagierten einkommenspolitischen Ziele wurden bei weitem nicht erfüllt. Das betrifft sowohl die Prinzipien der Einkommensverteilung und die Verringerung der ungerechtfertigt starken Ungleichheit als auch die Anhebung des Lebensstandards der einkommensschwachen sozialen Schichten.

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