Lohnpolitische Koordinierung in der EU: Wie Gewerkschaften agieren
Toralf Pusch, Vera Glassner
Wirtschaft im Wandel,
Nr. 12,
2010
Abstract
In den letzten Monaten hat sich die Diskussion über mehr wirtschaftspolitische Koordinierung in der EU und insbesondere in der Europäischen Wirtschafts- und Währungsunion intensiviert. Dabei wurde unter anderem die unterschiedliche
Entwicklung der preislichen Wettbewerbsfähigkeit thematisiert. In diesem Zusammenhang sind die seit einigen Jahren von den europäischen Branchengewerkschaftsverbänden forcierten Bemühungen
zur Koordinierung der Lohnverhandlungen von besonderem Interesse, da die daraus resultierenden Lohnpolitiken womöglich Folgen für den
weiteren Bedarf an wirtschaftspolitischer Abstimmung in der Europäischen Wirtschafts- und Währungsunion haben könnten. Am Beispiel des 1997
gegründeten Lohnverhandlungsnetzwerks der IG Metall in Nordrhein-Westfalen und der Metallgewerkschaften Belgiens sowie der Niederlande wird in diesem Beitrag die tatsächliche Effektivität der grenzüberschreitenden lohnpolitischen Koordinierung untersucht, sowohl hinsichtlich der Zielsetzungen der Gewerkschaften als auch der Wirtschaftspolitik der EU. Es zeigt sich, dass das gewerkschaftliche Ziel einer produktivitätsorientierten Lohnentwicklung seit der Einrichtung des Netzwerks tendenziell erreicht werden konnte. Für eine Orientierung an der jüngst in der „Europa 2020“- Strategie bekräftigten Lohnleitlinie der EU-Wirtschaftspolitik konnte hingegen keine Evidenz gefunden
werden.
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Polen: Solide Erholung wird durch fiskalische Risiken überschattet
Martina Kämpfe
Wirtschaft im Wandel,
Nr. 12,
2010
Abstract
Nach einer deutlichen Verlangsamung der gesamtwirtschaftlichen Expansion in Polen im Jahr 2009 hat sich die wirtschaftliche Lage in diesem Jahr wieder erholt, vor allem durch die günstige Entwicklung der außenwirtschaftlichen Konjunktur,
namentlich in Deutschland als wichtigstem Handelspartner.
Mit der Zunahme der ausländischen Nachfrage ist die Auslastung der Produktionskapazitäten merklich angestiegen; sie hat das hohe Vorkrisenniveau in den Hauptexportbranchen bereits wieder erreicht. Die sich belebende Binnenkonjunktur wird vom privaten Konsum und den
öffentlichen Investitionen getragen. Infrastrukturmaßnahmen wurden, auch durch die breitere Nutzung von EU-Strukturfondsmitteln, umfangreicher
gefördert. Die Unternehmensinvestitionen blieben 2010 noch schwach, sie werden sich aber allmählich mit einer Festigung der Konjunktur wieder
kräftiger beleben. Im Prognosezeitraum bis Ende2011 werden daher die Impulse für eine Beschleunigung der wirtschaftlichen Expansion zunehmend
von der Binnennachfrage kommen. Die Lage der öffentlichen Haushalte hat sich
hingegen in diesem Jahr nicht entspannt. Durch die erhebliche Ausweitung der Neuverschuldung im Jahr 2009 wurde die gesetzlich sanktionierte Größenordnung
der Schuldenstandsquote bereits überschritten; dies hat sich 2010 fortgesetzt. Eine mittelfristige Konsolidierung der Finanzen ist nur über
eine Gegensteuerung durch zielgerichtete Anpassungen in der Finanzpolitik möglich. Dies erscheint auch notwendig, da eine Reform der wichtigsten
Ausgabenbereiche bislang nicht erfolgreich in Angriff genommen wurde. Das Verschuldungsproblem bildet jedoch für ein längerfristig stabiles wirtschaftliches
Wachstum in Polen ein zunehmendes Risiko.
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Vermögenspreisblasen: Erklärungsansätze und wirtschaftspolitische Überlegungen
Oliver Holtemöller
Wirtschaft im Wandel,
Nr. 12,
2010
Abstract
Auf Vermögensmärkten ist es in der Wirtschaftsgeschichte immer wieder zu Preisblasen gekommen, also Situationen, in denen auf eine Phase stark steigender Preise ein abrupter Preissturz folgt. Wie lässt sich dieses Phänomen erklären? In diesem Beitrag wird erörtert, wie sich in einer Gesellschaft die Vorstellung durchsetzen kann, dass hohe zukünftige Gewinne stark steigende Vermögenspreise rechtfertigen. Meist basiert diese Vorstellung auf einer plausiblen Geschichte, die an aktuellen Gegebenheiten anknüpft. Während der Internetblase um die Jahrtausendwende wurde zum Beispiel davon
ausgegangen, dass neue Kommunikations- und Informationstechnologien dauerhaft ein höheres Wirtschaftswachstum als zuvor ermöglichen würden.
Zur Verbreitung einer solchen Geschichte tragen auch psychologische Phänomene wie Konformität und übermäßiges Selbstvertrauen bei. Diese Phänomene können erklären, warum viele Investoren bereit sind, Vermögensgüter zu Preisen
zu kaufen, die dann im Nachhinein ungerechtfertigt hoch erscheinen. Diese psychologischen Phänomene lassen sich nicht ohne Weiteres durch wirtschaftspolitische Maßnahmen ausschalten – zumal auch die wirtschaftspolitischen Entscheidungsträger von ihnen betroffen sein dürften. Weil die Ursachen für Vermögenspreisblasen somit schwer zu bekämpfen sind, sollte die Wirtschaft Rahmenbedingungen haben, die Häufigkeit, Ausmaß und
negative Folgen dieser Blasen zu reduzieren helfen. Dazu zählen insbesondere Regulierungs- und Überwachungsmechanismen für diejenigen Akteure, die den Kauf von Vermögensgütern mit Fremdkapital finanzieren.
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Central Banks, Trade Unions and Reputation – Is there Room for an Expansionist Manoeuvre in the European Union?
Toralf Pusch, A. Heise
Journal of Post Keynesian Economics,
2010
Abstract
Seit der Gründung der Europäischen Wirtschafts- und Währungsunion hat sich am Problem der hohen Arbeitslosigkeit in der Eurozone wenig geändert. Der überwiegenden Sichtweise zufolge ist dies vor allem auf dysfunktionale Arbeitsmärkte zurückzuführen. In diesem Beitrag gehen wir der Frage nach, welche Änderungen sich ergeben können, wenn Gewerkschaften und Zentralbank in einem Klima der Unsicherheit zwischen verschiedenen Optionen wählen können. Das wahrscheinlichste Ergebnis im einstufigen Spiel ist eine hohe Arbeitslosenquote. Bei einer Wiederholung des Spiels können sich die Ergebnisse deutlich ändern. Dies wird allerdings dann unwahrscheinlich, wenn die Zentralbank ein außerordentlich hohes Gewicht auf Preisstabilität legt. Zweitens erfordert ein Vollbeschäftigungs-Gleichgewicht ein Mindestmaß an Kooperationsbereitschaft bzw. Koordinierungspotential auf Seiten der Gewerkschaften.
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Von der Intention zur Gründung - Gründerwettbewerbe in Deutschland
N. Waldmann, Michael Schwartz, Claus Michelsen
List Forum für Wirtschafts- und Finanzpolitik,
Nr. 4,
2010
Abstract
Die Realisierung von positiven Effekten technologieorientierter Existenzgründungen wird in vielen Fällen dadurch unterbunden, dass Unternehmensgründungen speziell in diesen Wirtschaftszweigen zwar geplant, aber zu selten tatsächlich umgesetzt werden. Um angehenden Unternehmensgründern den Schritt von der Intention hin zur tatsächlichen Umsetzung der Gründungsidee am Markt zu erleichtern, haben sich seit Mitte der 1990er Jahre vielfältige Gründerwettbewerbe etabliert. Gründerwettbewerbe sind im Kontext potentieller Gründer das wohl wichtigste Förderinstrument. Sie setzen an wesentlichen Aspekten einer geplanten Unternehmensgründung an und tragen zur kritischen Beurteilung und Verbesserung geplanter Geschäftskonzepte bei. Gegenwärtig können 61 Gründerwettbewerbe in Deutschland identifiziert werden. Ungeachtet ihrer Bedeutung in der Gründungspraxis wird sich bislang kaum damit auseinandergesetzt. Insbesondere zum Aspekt, inwiefern Gründerwettbewerbe potentiellen Unternehmensgründern signifikante Unterstützung zur langfristig erfolgreichen Umsetzung ihres Geschäftsmodells im Markt leisten, liegen gegenwärtig kaum belastbare Erkenntnisse vor. Der vorliegende Beitrag greift diese Themenstellung auf und legt erste Ergebnisse einer umfassenden Erhebung von Gründerwettbewerben in Deutschland vor, zeigt deren Entwicklung im Zeitablauf sowie die regionale Verteilung und stellt Auswertungen zu zentralen Wettbewerbscharakteristika dar. Darauf aufbauend erfolgt eine kritische Diskussion der wichtigsten, noch unbeantworteten, Fragen zur Beurteilung der Effektivität von Gründerwettbewerben, insbesondere im Hinblick auf ihren potentiellen Beitrag, eine geplante Unternehmensgründung auch tatsächlich umzusetzen.
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09.12.2010 • 70/2010
Polen: Solide Erholung durch fiskalische Risiken überschattet
Nachdem die polnische Volkswirtschaft im Jahr 2009 deutlich langsamer gewachsen war, hat sich die wirtschaftliche Lage im Jahr 2010 wieder erholt, vor allem durch die günstige Entwicklung der außenwirtschaftlichen Konjunktur, namentlich in Deutschland, dem wichtigsten Handelspartner. Nach der Prognose des Instituts für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) werden im Zeitraum bis Ende 2011 die Wachstumsimpulse jedoch zunehmend von der Binnennachfrage kommen. Eine Belastung für ein andauerndes stabiles Wachstum stellt die zunehmende Verschuldung des Landes dar.
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08.12.2010 • 69/2010
IWH-Konjunkturbarometer Ostdeutschland: Konjunktureller Aufschwung stockt
Nach der kurzen, aber kräftigen Nachholphase der Produktionsausfälle im Frühjahr 2010 ist die wirtschaftliche Aktivität in Ostdeutschland (ohne Berlin) im Sommer nur noch geringfügig gestiegen. Zudem weisen die Indikatoren für das Schlussquartal auf Stagnation hin.
Das Bruttoinlandsprodukt, zusammenfassender Ausdruck für die wirtschaftliche Leistung der Region, nahm nach Berechnungen des IWH in den Monaten Juli bis September gegenüber dem zweiten Quartal 2010 nur um 0,2% und damit langsamer als in Deutschland insgesamt zu. Dies bedeutete gegenüber dem Tiefpunkt der Wirtschaftskrise Anfang 2009 einen Zuwachs um 5,2%. Damit hat sich die Produktion dem Höchststand vor der Krise bis auf knapp 1% angenähert. Kumuliert über die ersten drei Quartale ergibt sich im Vergleich zum Vorjahreszeitraum ein Anstieg des Bruttoinlandsprodukts um 2,7% (Deutschland: 3,5%).
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02.12.2010 • 66/2010
Auswärtige Investoren in Ostdeutschland blicken zuversichtlich in das Jahr 2011
Seit dem Jahr 2007 führt das IWH regelmäßig Befragungen auswärtiger Investoren in Ostdeutschland durch. In der Zeit von September bis Oktober 2010 hat das IWH 614 Tochtergesellschaften ausländischer und westdeutscher multinationaler Investoren mit Sitz in Ostdeutschland (einschließlich Berlin) zu ihren Erwartungen für das Geschäftsjahr 2011 befragt. Die Gruppe der befragten Unternehmen umfasst das Produzierende Gewerbe und ausgewählte Bereiche des Dienstleistungssektors. Diese Unternehmen haben in der ostdeutschen Wirtschaft erhebliches Gewicht. So ist beispielsweise jeder vierte Arbeitnehmer im Verarbeitenden Gewerbe in einem Unternehmen mit auswärtigem Investor tätig.
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Zwischen Deindustrialisierung und Reindustrialisierung. Die ostdeutsche Industrie – ein Stabilitätsfaktor regionaler Wirtschaftsentwicklung?
Gerhard Heimpold
Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung im Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (Hrsg.), 20 Jahre deutsche Einheit – Zwei Dekaden im Rückblick. Informationen zur Raumentwicklung, Heft 10/11,
2010
Abstract
Im Beitrag wird die Entwicklung der Industrie in den ostdeutschen Regionen seit Beginn der 1990er Jahre untersucht. Zentrale Frage ist, ob sich der industrielle Sektor zu einem wirtschaftlichen Stabilitätsfaktor in den ostdeutschen Regionen entwickelt hat. Obwohl sich die Industrie in Ostdeutschland bis zum Beginn der Wirtschaftskrise im Jahr 2008 – gemessen am an der Entwicklung der Bruttowertschöpfung – zu einem Wachstumsmotor entwickelt hatte, weisen die intra-industriellen Strukturen in den meisten Regionen Ostdeutschlands weiterhin Defizite in Form unterdurchschnittlicher Anteile technologieintensiver Branchen und hochwertiger Dienstleistungsfunktionen auf. Demzufolge wird weiterer Strukturwandel notwendig sein.
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Sanierungspotenziale im Altbaubestand: Häufig werden Sanierungspotenziale überschätzt – Forderungen an die Politik
Claus Michelsen
DW - Die Wohnungswirtschaft,
2010
Abstract
Ein zentrales Vorhaben der Bundesregierung ist die deutliche Reduktion des Energiebedarfs von Wohnimmobilien. Vom Ziel der Null-Emission ab 2050 ist sie abgerückt, doch sollten Häuser stufenweise saniert werden. Ein genauer Blick auf die Immobilie lohnt. Nicht selten stehen wirtschaftliche Grenzen einer Sanierung entgegen, da die tatsächlichen Einsparpotenziale teilweise erheblich geringer ausfallen als bisher angenommen. Zu diesem Ergebnis kommt das Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) mit Hilfe der Energiedaten von ista.
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