13.12.2018 • 21/2018
Konjunktur aktuell: Konjunktur in der Welt und in Deutschland verliert an Dynamik
Im zweiten Halbjahr 2018 ist der Aufschwung der deutschen Wirtschaft ins Stocken geraten. Unabhängig von den Problemen der Automobilbranche schwächt sich das Auslandsgeschäft schon seit Beginn des Jahres ab, denn die internationale Konjunktur hat den hohen Schwung des Jahres 2017 nicht halten können, vor allem wegen der politischen Unsicherheiten, welche die Handelskonflikte, der nahende Brexit und der Konflikt um den italienischen Staatshaushalt mit sich bringen. „Es ist zu erwarten, dass das weniger freundliche außenwirtschaftliche Umfeld nicht nur die Exporte dämpft, sondern auch auf Investitions-entscheidungen und Personalpolitik der Unternehmen durchschlagen wird“, so die Einschätzung von Oliver Holtemöller, Leiter der Abteilung Makroökonomik und Vizepräsident des Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung Halle (IWH). Das Bruttoinlandsprodukt dürfte im Jahr 2018 um 1,5% sowie im Jahr 2019 um 1,4% und damit in etwa so stark wie die Produktionskapazitäten der deutschen Wirtschaft zulegen.
Oliver Holtemöller
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Internationale Konjunkturprognose und konjunkturelle Szenarien für die Jahre 2017 bis 2022
Andrej Drygalla, Oliver Holtemöller, Axel Lindner
IWH Online,
Nr. 5,
2018
Abstract
In der vorliegenden Studie werden zunächst die weltweiten konjunkturellen Aussichten für das Ende des Jahres 2017 und für die Jahre 2018 bis 2022 dargestellt. Die Weltwirtschaft befindet sich in einem Aufschwung. Stimmungsindikatoren deuten auch für die zweite Jahreshälfte 2017 auf eine schwungvolle Weltkonjunktur hin. In den USA, in Japan und im Euroraum steigt die Produktion deutlich schneller als im Trend. Nicht zuletzt wegen der für die Zentralbanken überraschend schwachen Preisdynamik, im Fall der USA auch wegen einer Neueinschätzung der künftigen Finanzpolitik, dürfte die Geldpolitik langsamer als noch im Frühjahr erwartet gestrafft werden. In der vorliegenden Prognose sind keine wesentlichen finanzpolitischen Impulse unterstellt; das gilt auch für die USA. Trotzdem ist für die Jahre 2018 und 2019 mit einer recht kräftigen Expansion der Weltwirtschaft zu rechnen, wobei die Zuwachsraten gegen Ende des Prognosezeitraums allmählich in Richtung der Potenzialraten sinken werden. Die wirtschaftspolitischen Risiken haben sich in den vergangenen Monaten sowohl in den USA als auch in Europa etwas verringert. Erheblich sind allerdings nach wie vor die mit dem protektionistischen Gedankengut der US-Regierung verbundenen Risiken für den internationalen Handel.
Neben dem Basisszenario wird auch die Entwicklung für den Fall skizziert, dass die gesamtwirtschaftliche Produktion in einer Gruppe von EU-Ländern eine ungünstige, eine sehr ungünstige Wendung (mittelschweres und schweres Negativszenario), oder auch eine günstige Wendung nimmt (Positivszenario). Diese Gruppe besteht aus folgenden Volkswirtschaften: Deutschland, Belgien, Frankreich, Griechenland, Großbritannien, Irland, Italien, Niederlande, Polen, Portugal, Schweden, Slowakei, Spanien und Tschechien. Das mittelschwere Negativszenario ist so gewählt, dass die gesamtwirtschaftliche Produktion dieser Ländergruppe im Jahr 2018 gemäß der aus dem Modell resultierenden Wahrscheinlichkeitsverteilung nur mit einer Wahrscheinlichkeit von 10% noch geringer ausfällt; das schwere Negativszenario ist so gewählt, dass sich mit einer Wahrscheinlichkeit von nur 1% eine noch geringere Produktion realisieren dürfte. Das Positivszenario wird schließlich so gewählt, dass es mit einer Wahrscheinlichkeit von nur 10% zu einer noch höheren Produktion in der Ländergruppe kommen dürfte.
Der weltwirtschaftliche Produktionszuwachs beträgt nach vorliegender Studie in den Jahren 2017 und 2018 je 3,1% (IWF: 3% und 3,1%). Der Ausblick auf die weiteren weltwirtschaftlichen Perspektiven beinhaltet für die Jahre 2019 bis 2022 einen jährlichen Produktionszuwachs, der mit knapp 3,0% nur etwas unterhalb seines derzeitigen Niveaus liegt. Im Fall eines mittelschweren Einbruchs bleibt die Zuwachsrate der europäischen Ländergruppe im Jahr 2018 mit 0,2% um 1,7 Prozentpunkte unter der Rate im Basisszenario, im Fall eines schweren Einbruchs mit -1,2% um 3,1 Prozentpunkte. Besonders stark bricht in den negativen Risikoszenarien die Produktion in Griechenland, Irland, Spanien und der Slowakei ein. Der weltwirtschaftliche Schock reduziert die Produktion in Deutschland erst einmal etwas stärker als im Durchschnitt der Ländergruppe, die deutsche Wirtschaft erholt sich dann aber besonders rasch. All diese Ergebnisse entsprechen im Prinzip den Auswirkungen, welche die Finanzkrise und die Große Rezession in den einzelnen europäischen Ländern hatten.
Die länderspezifischen Szenarien erlauben auch die Antwort auf die Frage, wie stark die deutsche Wirtschaft von dem Wirtschaftseinbruch eines bestimmten Landes aus dem europäischen Länderkreis betroffen ist. Es zeigt sich, dass es für Deutschland nur bei einem schweren Einbruch der Konjunktur in Großbritannien zu nennenswerten Produktionsverlusten kommt. Über die Jahre zwischen 2018 und 2022 betragen sie 0,3 Prozentpunkte. Zuletzt wird ein Szenario betrachtet, in dem ein mehrjähriger weltwirtschaftlicher Wirtschaftseinbruch mit einer deutlichen Erhöhung der Zinsen einhergeht. Ein solches Szenario könnte sich etwa aus einem Verlust an Vertrauen von Unternehmen und Haushalten in die Stabilitätsorientierung der Geldpolitik entwickeln. In einem solchen Fall können die Zentralbanken gezwungen sein, ihre Reputation durch eine Hochzinspolitik wieder herzustellen auch unter Inkaufnahme einer längeren Phase gesamtwirtschaftlicher Unterauslastung.
Interessant ist der Vergleich zwischen den Produktionsverlusten im mit dem Zinsanstieg einhergehenden langfristigen Risikoszenario mit denen im Fall eines globalen schweren Einbruchs: Es zeigt sich, dass die Verluste über die Jahre 2018 bis 2022 gerechnet neben Griechenland in Spanien, den Niederlanden und Großbritannien am höchsten sind. Alle drei Länder sind bekannt für ausgeprägte Zyklen auf den Häusermärkten. Sie sind wegen der großen Bedeutung der Zinsen für die Immobilienwirtschaft von Zinsschwankungen besonders abhängig.
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Accounting Quality in Banking: The Role of Regulatory Interventions
Manthos D. Delis, Iftekhar Hasan, Maria Iosifidi, Lingxiang Li
Journal of Banking and Finance,
2018
Abstract
Using the full sample of U.S. banks and hand-collected data on enforcement actions over 2000–2014, we analyze the role of these interventions in promoting several aspects of accounting quality. We find that enforcement actions issued for both risk-related and accounting-related reasons lead to significant improvements in accounting quality. This improvement is consistently found for earnings smoothing, big-bath accounting, timely recognition of future loan losses, the association of loan loss provisions with future loan charge offs, loss avoidance, and cash flow predictability and earnings persistence. Most of the effects are somewhat more potent in the crisis period and survive in several sensitivity tests. Our findings highlight the imperative role of regulatory interventions in promoting bank accounting quality.
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Central Bank Transparency and the Volatility of Exchange Rates
Stefan Eichler, Helge Littke
Journal of International Money and Finance,
2018
Abstract
We analyze the effect of monetary policy transparency on bilateral exchange rate volatility. We test the theoretical predictions of a stylized model using panel data for 62 currencies from 1998 to 2010. We find strong evidence that an increase in the availability of information about monetary policy objectives decreases exchange rate volatility. Using interaction models, we find that this effect is more pronounced for countries with a lower flexibility of goods prices, a lower level of central bank conservatism, and a higher interest rate sensitivity of money demand.
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IWH-Subventionsdatenbank: Mikrodaten zu Programmen direkter Unternehmenssubventionen in Deutschland. Datendokumentation
Matthias Brachert, Alexander Giebler, Gerhard Heimpold, Mirko Titze, Dana Urban-Thielicke
IWH Technical Reports,
Nr. 2,
2018
Abstract
Nahezu alle entwickelten Volkswirtschaften haben Programme zur Förderung von Projekten in Unternehmen im Rahmen von Industriepolitik eingeführt. Allerdings ist sehr wenig darüber bekannt, welche Programme eigentlich genau zur Anwendung kommen, welche finanziellen Mittel dafür aufgebracht werden und ob die Programme in der Art und Weise wirken, wie sie ursprünglich intendiert waren. Evaluationsstudien, die auf kausalen Untersuchungsdesigns basieren, können einen wertvollen Beitrag zur Beantwortung der Frage leisten, ob ein Programm tatsächlich Wirkungen entfaltet und welcher der verschiedenen Ansätze am erfolgversprechendsten ist. Dieser Datenreport stellt die vom Zentrum für evidenzbasierte Politikberatung am Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH-CEP) entwickelte IWH-Subventionsdatenbank vor. Die Datenbank enthält (Stand November 2018) zehn Programme industriepolitischer Maßnahmen, die in Deutschland zur Anwendung kamen bzw. kommen. Der Report geht auf die Förderregeln dieser Programme ein und beschreibt die Prozeduren der Zusammenführung zu einer Masterdatei. Ferner diskutiert der Report Möglichkeiten der Verknüpfung der Förderdaten mit externen Unternehmensdatensätzen, die eine zwingende Voraussetzung für die Durchführung von Wirkungsanalysen darstellen, da die administrativen Förderdaten nicht alle Informationen enthalten, die für kausale Untersuchungsdesigns notwendig sind.
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China’s Monetary Policy Communication: Frameworks, Impact, and Recommendations
Michael McMahon, Alfred Schipke, Xiang Li
IMF Working Paper No. 18/244,
2018
Abstract
Financial markets are eager for any signal of monetary policy from the People’s Bank of China (PBC). The importance of effective monetary policy communication will only increase as China continues to liberalize its financial system and open its economy. This paper discusses the country’s unique institutional setup and empirically analyzes the impact on financial markets of the PBC’s main communication channels, including a novel communication channel. The results suggest that there has been significant progress but that PBC communication is still evolving toward the level of other major economies. The paper recommends medium-term policy reforms and reforms that can be adopted quickly.
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Avoiding the Fall into the Loop: Isolating the Transmission of Bank-to-Sovereign Distress in the Euro Area and its Drivers
Hannes Böhm, Stefan Eichler
Abstract
We isolate the direct bank-to-sovereign distress channel within the eurozone’s sovereign-bank-loop by exploiting the global, non-eurozone related variation in stock prices. We instrument banking sector stock returns in the eurozone with exposure-weighted stock market returns from non-eurozone countries and take further precautions to remove any eurozone crisis-related variation. We find that the transmission of instrumented bank distress, while economically relevant, is significantly smaller than the corresponding coefficient in the unadjusted OLS framework, confirming concerns on reverse causality and omitted variables in previous studies. Furthermore, we show that the spillover of bank distress is significantly stronger for countries with poorer macroeconomic performances, weaker financial sectors and financial regulation and during times of elevated political uncertainty.
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Plant-level Employment Development before Collective Displacements: Comparing Mass Layoffs, Plant Closures and Bankruptcies
Daniel Fackler, Steffen Müller, Jens Stegmaier
Applied Economics,
Nr. 50,
2018
Abstract
This article analyzes the development of employment levels and worker flows before bankruptcies, plant closure without bankruptcies and mass layoffs. Utilizing administrative plant-level data for Germany, we find no systematic employment reductions prior to mass layoffs, a strong and long-lasting reduction prior to closures, and a much shorter shadow of death preceding bankruptcies. Employment reductions in closing plants, in contrast to bankruptcies and mass layoffs, do not come along with increased worker flows. These patterns point to an intended and controlled shrinking strategy for closures without bankruptcy and to an unintended collapse for bankruptcies and mass layoffs.
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SMEs and Access to Bank Credit: Evidence on the Regional Propagation of the Financial Crisis in the UK
Hans Degryse, Kent Matthews, Tianshu Zhao
Journal of Financial Stability,
2018
Abstract
We study the sensitivity of banks’ credit supply to small and medium size enterprises (SMEs) in the UK with respect to the banks’ financial condition before and during the financial crisis. Employing unique data on the geographical location of all bank branches in the UK, we connect firms’ access to bank credit to the financial condition (i.e., bank health and the use of core deposits) of all bank branches in the vicinity of the firm for the period 2004–2011. Before the crisis, banks’ local financial conditions did not influence credit availability irrespective of the functional distance (i.e., the distance between bank branch and bank headquarters). However, during the crisis, we find that SMEs with banks within their vicinity that have stronger financial conditions faced greater credit availability when the functional distance is close. Our results point to a “flight to headquarters” effect during the financial crisis.
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