Die Entfaltung einer Marktwirtschaft – Die ostdeutsche Wirtschaft fünf Jahre nach der Währungsunion
Rüdiger Pohl
Beitrag in IWH-Sammelwerk,
Festschrift für Gerhard Heimpold, IWH
2020
Abstract
Die Öffnung der Mauer am 9. November 1989, die Einführung der Deutschen Mark (DM) in der DDR zum 1. Juli 1990, die Wiedervereinigung am 3. Oktober 1990: Diese drei Daten markieren vor dem Hintergrund des Zusammenbruchs des Sozialismus in Osteuropa eine historische Umwälzung, die nicht nur die politischen Verhältnisse in Deutschland grundlegend verändert hat, sondern auch eine neue deutsche Volkswirtschaft hervorbringen sollte. Das marktwirtschaftliche System, in dessen Ordnungsrahmen der Westen des Landes zu Wohlstand gekommen ist, würde nun – so waren die Erwartungen – auch im Osten des Landes eine dynamische Wirtschaftsentwicklung einleiten und die Mangel des sozialistischen Systems der DDR vergessen machen. Die Erwartungen waren hoch, ja euphorisch. Durch die Aufhebung aller Einfuhrbeschränkungen und die Ausstattung der DDR-Bürger mit konvertibler DM wurden lange aufgestaute Konsumwünsche rasch erfüllbar. Weil nicht mehr wie zuvor chronische Materialengpässe immer wieder Produktionsstillstand verursachen würden, konnte ein sprunghafter Effizienzzuwachs in der Produktion erwartet werden. Das Unternehmertum, in der DDR systematisch eingeengt und bis zur volkswirtschaftlichen Bedeutungslosigkeit reduziert, würde sich entfalten und für Arbeitsplätze und steigende Einkommen sorgen. Angesichts des Nachholbedarfs an Modernisierung im Maschinenpark und in der Infrastruktur versprachen Investitionen im Osten eine hohe Rentabilität; das musste einen reichlichen Zustrom auswärtigen Kapitals auslösen. Zwar würde der Übergang vom Sozialismus zur Marktwirtschaft auch Lasten verursachen, aber nach verbreiteter Auffassung war nur eine „Anschubfinanzierung“ als finanzielle Unterstützung für den Osten durch den Westen nötig. Skeptische Stimmen, die in Ostdeutschland keine signifikanten Standortvorteile entdecken konnten und deswegen einen schmerzhaften Transformationsprozess erwarteten, gab es auch, doch wollte ihnen kaum jemand Gehör schenken. Zu sehr waren die Hoffnungen auf wirtschaftlichen Wohlstand ausgerichtet; die Befreiung von jahrzehntelanger staatlicher Bevormundung und Einschränkung stärkte die Einschätzung, dass das Erhoffte mit entsprechender Anstrengung auch erreichbar ist. Der „Aufholprozess“ – der Abbau des Einkommensrückstandes gegenüber Westdeutschland – schien nur eine Angelegenheit von wenigen Jahren zu sein.
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Executive Compensation, Macroeconomic Conditions, and Cash Flow Cyclicality
Stefano Colonnello
Finance Research Letters,
November
2020
Abstract
I model the joint effects of debt, macroeconomic conditions, and cash flow cyclicality on risk-shifting behavior and managerial wealth-for-performance sensitivity. The model shows that risk-shifting incentives rise during recessions and that the shareholders can eliminate such adverse incentives by reducing the equity-based compensation in managerial contracts. Moreover, this reduction should be larger in highly procyclical firms. These novel, testable predictions provide insights into optimal shareholder responses to agency costs of debt throughout the business cycle.
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Role of the Community Reinvestment Act in Mortgage Supply and the U.S. Housing Boom
Vahid Saadi
Review of Financial Studies,
Nr. 11,
2020
Abstract
This paper studies the role of the Community Reinvestment Act (CRA) in the U.S. housing boom-bust cycle. I find that enhanced CRA enforcement in 1998 increased the growth rate of mortgage lending by CRA-regulated banks to CRA-eligible census tracts. I show that during the boom period house price growth was higher in the eligible census tracts because of the shift in mortgage supply of regulated banks. Consequently, these census tracts experienced a worse housing bust. I find that CRA-induced mortgages were awarded to borrowers with lower FICO scores and were more frequently delinquent.
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IWH-Flash-Indikator III. Quartal und IV. Quartal 2021
Katja Heinisch, Oliver Holtemöller, Axel Lindner, Birgit Schultz
IWH-Flash-Indikator,
Nr. 3,
2021
Abstract
Zu Beginn des zweiten Quartals 2021 wurde die wirtschaftliche Erholung durch die dritte Corona-Welle gebremst. Dennoch stieg das Bruttoinlandsprodukt um 1,5%. Allerdings bestanden Angebotsrestriktionen für Dienstleistungen in einigen Bereichen fort. Weil die Corona-Impfquote mittlerweile recht weit vorangeschritten ist, könnten diese Restriktionen aufgehoben werden. Es gibt aber auch Hinweise, dass die Impfungen weniger wirksam sein könnten als erhofft. Außerdem nehmen die Infektionszahlen mit Verbreitung der Delta-Variante wieder zu, was die Aussichten für den Herbst erneut eintrübt. Zudem hemmen in der gewerblichen Wirtschaft weiterhin Lieferketten- und Beschaffungsprobleme, welche zu steigenden Einkaufspreisen führen, die Produktion. Die Wirtschaft in Deutschland dürfte laut IWH-Flash-Indikator im dritten Quartal 2021 um 1,0% expandieren und im vierten Quartal um 0,1% leicht zurückgehen (vgl. Abbildung 1).
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U.S. Monetary-Fiscal Regime Changes in the Presence of Endogenous Feedback in Policy Rules
Yoosoon Chang, Boreum Kwak
Abstract
We investigate U.S. monetary and fiscal policy regime interactions in a model, where regimes are determined by latent autoregressive policy factors with endogenous feedback. Policy regimes interact strongly: Shocks that switch one policy from active to passive tend to induce the other policy to switch from passive to active, consistently with existence of a unique equilibrium, though both policies are active and government debt grows rapidly in some periods. We observe relatively strong interactions between monetary and fiscal policy regimes after the recent financial crisis. Finally, latent policy regime factors exhibit patterns of correlation with macroeconomic time series, suggesting that policy regime change is endogenous.
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Hohes öffentliches Defizit nicht nur wegen Corona – Mittelfristige Handlungsmöglichkeiten für den Staat
Andrej Drygalla, Oliver Holtemöller, Axel Lindner, Matthias Wieschemeyer, Götz Zeddies, Katja Heinisch
Konjunktur aktuell,
Nr. 4,
2020
Abstract
Nach der Mittelfristprojektion des IWH wird das Bruttoinlandsprodukt in Deutschland in den Jahren bis 2025 preisbereinigt um durchschnittlich ½% wachsen, und damit einen Prozentpunkt langsamer als im Zeitraum von 2013 bis 2019. Dies ist nicht nur auf den starken Einbruch im Jahr 2020 zurückzuführen, sondern auch darauf, dass die Erwerbsbevölkerung spürbar zurückgehen wird. Die Staatseinnahmen expandieren deutlich langsamer als in den vergangenen Jahren. Auch nach Überwindung der Pandemiekrise dürfte der Staatshaushalt im Fall unveränderter gesetzlicher Rahmenbedingungen ein strukturelles Defizit von etwa 2% relativ zum Bruttoinlandsprodukt aufweisen, und die Schuldenbremse würde weiter verletzt. Konsolidierungsmaßnahmen zur Rückführung dieser Defizitquote auf ½% würden die Produktion in Deutschland unter die Normalauslastung drücken. Mit Hilfe des finanzpolitischen Simulationsmodells des IWH kann gezeigt werden, dass dabei eine ausgabenseitige Konsolidierung die Produktion weniger belastet als eine einnahmenseitige. Es spricht, auch aus theoretischer Sicht, viel dafür, die Schuldenbremse zwar nicht abzuschaffen, aber ein Stück weit zu lockern.
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Banks Response to Higher Capital Requirements: Evidence from a Quasi-natural Experiment
Reint E. Gropp, Thomas Mosk, Steven Ongena, Carlo Wix
Review of Financial Studies,
Nr. 1,
2019
Abstract
We study the impact of higher capital requirements on banks’ balance sheets and their transmission to the real economy. The 2011 EBA capital exercise is an almost ideal quasi-natural experiment to identify this impact with a difference-in-differences matching estimator. We find that treated banks increase their capital ratios by reducing their risk-weighted assets, not by raising their levels of equity, consistent with debt overhang. Banks reduce lending to corporate and retail customers, resulting in lower asset, investment, and sales growth for firms obtaining a larger share of their bank credit from the treated banks.
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Banks' Funding Stress, Lending Supply, and Consumption Expenditure
H. Evren Damar, Reint E. Gropp, Adi Mordel
Abstract
We employ a unique identification strategy linking survey data on household consumption expenditure to bank-level data to estimate the effects of bank funding stress on consumer credit and consumption expenditures. We show that households whose banks were more exposed to funding shocks report lower levels of nonmortgage liabilities. This, however, only translates into lower levels of consumption for low income households. Hence, adverse credit supply shocks are associated with significant heterogeneous effects.
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Understanding Climate Activism: Who Participates in Climate Marches Such As “Fridays for Future” and What Can We Learn from It?
Felix Noth, Lena Tonzer
Energy Research and Social Science,
February
2022
Abstract
Young people are marching around the globe to ask for measures against climate change and to protect the environment. Using novel survey data, we ask who participates in such powerful movements and what can be learned from our findings. The survey was conducted in German and is based on answers from more than 600 participants. We find that survey respondents are less likely to participate in climate marches like “Fridays for Future” in case they trust more in (large) corporations suggesting a link between trust and climate activism. We also ask whether worries about climate change or attitudes towards more environmentally friendly behavior match their participation frequency in climate marches. Results reveal that respondents being more worried about climate change or the environment tend to participate more often in marches addressing these concerns. Similarly, participation in climate marches correlates positively with acting environmentally sustainable. Hence, our findings might be relevant for corporations in case they want to keep the support of young customers participating in climate marches.
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