Contents
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Der Zweck von Umfragen unter ökonomischen Laien
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Vertrauensindikatoren der Europäischen Kommission
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Der PRIMA-Indikator
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Endnoten All on one page

Der PRIMA-Indikator

Allgemein formuliert kann die Differenz zwischen dem Indikator der Frage 1 und dem der Frage 2 als Indikator für das Aggregat an privater Information bezüglich der makroökonomischen Entwicklung verwendet werden. Er wird im Folgenden als PRIMA- Indikator bezeichnet (Private Information Macroeconomic Indicator). Während sich die beiden Einzelindikatoren nur zur Einschätzung der gegenwärtigen Wirtschaftslage eignen (siehe Abbildung 2a und 2b), weist der PRIMA-Indikator einen recht hohen Gleichlauf mit dem Zuwachs des deutschen Bruttoinlandsprodukts in den – vom Zeitpunkt der Umfrage aus gesehen – kommenden eineinhalb Jahren auf (Abbildung 2c und 3). Für einen so langen Zeithorizont besitzen geläufige Indikatoren wie die ifo-Geschäftserwartungen keine Prognosekraft mehr.

Was sagt der PRIMA-Indikator zur aktuellen Konjunktur? In Abbildung 3 ist der Verlauf des PRIMA- Indikators um eineinhalb Jahre in die Zukunft verschoben. Deutlich zu sehen ist seine positive Korrelation mit dem Zuwachs der Produktion bis zu deren unerwartetem Einbruch aufgrund der Corona-Pandemie in der ersten Jahreshälfte 2020. Die Erholung bis zum ersten Halbjahr 2022 hat der Indikator wieder recht gut vorweggenommen. Für die kommenden Quartale stürzt er stark ab. Die Haushalte haben ihre Erwartungen bezüglich der eigenen finanziellen Lage deutlich stärker gesenkt als für die Gesamtwirtschaft, wohl, weil sie sich von Inflation und Energie- krise unmittelbar betroffen sehen. Der PRIMA- Indikator verheißt im Herbst 2022 für die deutsche Konjunktur im Jahr 2023 nichts Gutes. 

Im Rahmen eines formalen Modells wird gezeigt, dass der Indikator die in den Umfragen eingefangenen privaten Informationen unter bestimmten Annahmen sogar vollständig widerspiegelt und dass eine Prognose der wirtschaftlichen Entwicklung, die auf Basis öffentlicher Information (etwa des ifo-Geschäftsklimas) vorgenommen wird, durch die zusätzliche Berücksichtigung des PRIMA-Indikators verbessert werden kann.6

Eine wichtige Annahme dabei ist, dass die Befragten mit ihrer finanziellen Lage ihr Haushaltseinkommen verbinden, denn die Summe aller Haushaltseinkommen ist mit dem Bruttoinlandsprodukt eng korreliert. Wenn allerdings auch Erwartungen über das eigene Vermögen die Antworten bestimmen, dürfte der PRIMA-Indikator an Prognosekraft verlieren. Das ist etwa dort der Fall, wo ein erheblicher Anteil der Haushalte Eigentümer von hypothekenbelasteten Häusern ist, etwa in den Niederlanden und den skandinavischen Ländern. Dort spielen Zinsen und Häuserpreise eine erhebliche Rolle für die Einschätzung der eigenen finanziellen Lage. Dies sind aber Größen, die viel weniger mit dem Bruttoinlandsprodukt korrelieren als die Haushaltseinkommen.

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