Wirtschaftliche Folgen des Gaspreisanstiegs für die deutsche Industrie
Diese Analyse nutzt amtliche Mikrodaten für die deutsche Industrie. Auf Ebene fein untergliederter Produkte werden der Verbrauch an Erdgas und der heimische Produktumsatz mit Daten der Vereinten Nationen zu Exporten und Importen verknüpft. Es zeigt sich, dass die 300 Produkte mit dem höchsten Gasverbrauch innerhalb der deutschen Industrie für knapp 90% des Gasverbrauchs der Industrie stehen, dass bei Gaspreiserhöhungen um das Vierfache gegenüber den Jahren 2015-2017 die Kosten für das durchschnittliche Produkt um 12 Cent pro Euro Umsatz steigen und dass ein Produktionsstopp der Produkte, die sowohl überdurchschnittlich gasintensiv sind als auch überdurchschnittlich leicht durch Importe substituiert werden können, 26% des Gesamtgasverbrauchs der Industrie einspart, aber weniger als 3% des Umsatzes der Industrie kostet.
10. November 2022
Contents
Page 1
ZielstellungPage 2
Daten und MethodikPage 3
ErgebnissePage 4
Zusammenfassung und Endnoten All on one page1 Zielstellung
Explodierende Preise für Erdgas gefährden die Wettbewerbsfähigkeit einzelner Industrien und ihnen nachgelagerter Produktionsstufen. Auch die Gefahr einer Gasmangellage in Deutschland verschärft sich insbesondere angesichts des Stopps russischer Gaslieferungen nach Deutschland und in andere europäische Länder. Um die Folgen der Gasverknappung abschätzen zu können, sind objektive und detaillierte Informationen zum Gasverbrauch in der deutschen Industrie sowie zu den wirtschaftlichen Folgen möglicher Produktionsstopps erforderlich. Aktuell liegen entsprechende Daten und Schätzungen überwiegend in aggregierter Form auf Branchenebene vor. Für eine zielgerichtete Betrachtung sind jedoch Informationen zum Gasverbrauch der deutschen Industrie auf Produktebene sowie zu Folgen möglicher Produktionseinschränkungen auf Produktebene von hoher Relevanz.
Ziel dieser Kurzexpertise ist es, den Gasverbrauch auf Produktebene mit Hilfe der Mikrodaten der amtlichen Statistik zu bestimmen und Folgen der Gaspreiserhöhungen abzuschätzen. Diese Mikrodaten enthalten Angaben zur Energieverwendung, insbesondere den Anteil von Gas auf Produktebene. Es lassen sich also einzelne Produkte identifizieren, für deren Produktion sehr viel Gas verwendet wird. Mikrodaten können daher wertvolle Hinweise liefern, auf welche konkreten Produkte – anstatt ganzer Branchen – der Gasverbrauch entfällt. Auf Ebene fein untergliederter Produkte werden der Verbrauch an Erdgas und der heimische Produktumsatz mit Daten der Vereinten Nationen zu Exporten und Importen verknüpft. Damit werden detaillierte Aussagen zu möglichen Produktionsdrosselungen und damit einhergehenden Umsatzausfällen in der deutschen Industrie abgeleitet.
Wir werden nachfolgend zunächst die verwendeten Datenquellen benennen, die Methodik zur Bestimmung des Gasverbrauchs knapp umreißen und die Grenzen der Interpretierbarkeit diskutieren. Anschließend werden Ergebnisse auf Produktebene dargestellt und Beispielszenarien diskutiert.