IWH-Insolvenztrend: Keine Insolvenzwelle trotz Omikron

Nach historischen Tiefstständen ist die Anzahl der Insolvenzen von Personen- und Kapitalgesellschaften in den vergangenen Monaten leicht gestiegen. Dieser Trend hat sich im Dezember fortgesetzt, und auch die Zahl der betroffenen Jobs ist gestiegen. Für die nächsten beiden Monate ist trotz erwarteter Omikronwelle nicht mit einer Insolvenzwelle zu rechnen.

Autoren Steffen Müller

Die Zahl der Insolvenzen von Personen- und Kapitalgesellschaften in Deutschland lag laut IWH-Insolvenztrend im Dezember bei 717. Damit stieg die Zahl gegenüber dem Allzeittief der Monate August/September um ein Viertel (vgl. Abbildung 1). Dass die Zahl dennoch deutlich unter dem Niveau des Vorjahresmonats liegt, hängt vor allem damit zusammen, dass im Dezember 2020 aufgrund des Auslaufens der Aussetzung der Insolvenzantragspflicht einmalig verstärkt Insolvenzen auftraten.

Die Analyse des IWH zeigt, dass in den größten 10% der Unternehmen, deren Insolvenz im Dezember gemeldet wurde, etwa 6.700 Jobs betroffen waren. Die Zahl der betroffenen Jobs hat sich damit gegenüber dem Vormonat mehr als verdoppelt (vgl. Abbildung 2).

Auch wenn die Omikron-Variante des Coronavirus Deutschland in den kommenden Wochen wie erwartet stark treffen wird, geht das IWH nicht von einer gleichzeitigen Insolvenzwelle aus. „Wir rechnen für die nächsten beiden Monate mit einer im Großen und Ganzen stabilen Insolvenzentwicklung“, sagt Steffen Müller, der am IWH die Abteilung Strukturwandel und Produktivität und die dort angesiedelte Insolvenzforschung leitet. Damit bleiben die Insolvenzzahlen weiterhin auf ungewöhnlich niedrigem Niveau. Sollte die Omikronwelle zu schweren wirtschaftlichen Verwerfungen führen, wäre mit einem Anstieg der Insolvenzen nicht vor dem Frühjahr zu rechnen, so Müller.

Deutlich schneller als die amtliche Statistik liefert der IWH-Insolvenztrend des Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) jeden Monat einen belastbaren Befund zum bundesweiten Insolvenzgeschehen für Personen- und Kapitalgesellschaften. Die Ergebnisse weisen nur geringfügige Abweichungen von den amtlichen Zahlen auf, die mit etwa zwei Monaten Zeitverzug eine umfassende Einschätzung der Lage erlauben (vgl. Abbildung 3). Der IWH-Insolvenztrend ist deshalb ein verlässlicher Frühindikator. Für seine Analysen wertet das IWH die aktuellen Insolvenzbekanntmachungen der deutschen Registergerichte aus und verknüpft sie mit Bilanzkennzahlen betroffener Unternehmen. Dank seiner langjährigen Expertise, gebündelt in der IWH-Insolvenzforschungsstelle, gehört das Institut bundesweit zu den führenden Einrichtungen auf diesem Themengebiet.

Mehr zur IWH-Insolvenzforschungsstelle und zur Methodik hinter dem IWH-Insolvenztrend: www.iwh-halle.de/insolvenzforschung.

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