Konjunktur aktuell: Deutsche Konjunktur nimmt nur langsam wieder Fahrt auf

Im Winterhalbjahr 2018/2019 ist die Weltwirtschaft vor allem aufgrund wirtschaftspolitischer Risiken in eine Schwächephase geraten. In Deutschland nimmt die Konjunktur nur langsam wieder Fahrt auf; das Bruttoinlandsprodukt dürfte laut Frühjahrsprognose des Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) im Jahr 2019 nur um 0,5% zunehmen. Der Produktionszuwachs in Ostdeutschland dürfte in diesem Jahr auf 0,7% und damit etwas weniger stark zurückgehen als in Gesamtdeutschland.

Autoren Oliver Holtemöller

Im Winterhalbjahr 2018/19 hat sich die Weltkonjunktur deutlich abgekühlt. Allerdings divergiert die Lage zwischen den Regionen erheblich: Der Aufschwung in den USA hat nur wenig an Fahrt verloren, im Euroraum ist der Aufschwung dagegen zum Erliegen gekommen. Auch in China ist die Wirtschaft ins Stocken geraten. Ein wichtiger Grund für die weltwirtschaftliche Schwächephase dürfte in der Unsicherheit darüber liegen, welche Wendung die Streitigkeiten der US-Regierung mit China und der Europäischen Union nehmen. Für Europa kommt belastend hinzu, dass alle Fragen um den Brexit weiterhin offen sind. Zwar stützen niedrige Zinsen und finanzpolitische Impulse die Konjunktur im Euroraum, eine Belebung dürfte aber erst von außenwirtschaftlichen Impulsen kommen, wenn Mitte 2019 expansive wirtschaftspolitische Maßnahmen in China ihre Wirkung entfalten.

Offensichtlich wird die gegenwärtige Schwächephase vielfach als vorübergehend eingeschätzt, der Mangel an Fachkräften dagegen als langfristiges Problem, dem durch stetigen Personalaufbau zu begegnen ist. Die Folge ist allerdings ein deutlicher Anstieg der Lohnstückkosten

In Deutschland hat die gesamtwirtschaftliche Produktion im Schlussquartal 2018 lediglich stagniert, nach einem Rückgang um 0,2% im Quartal zuvor. Zu dieser Produktionsschwäche haben Probleme der Automobilproduzenten bei der Umstellung auf ein neues Abgas-Prüfverfahren sowie der monatelange Ausfall des Rheins als Wasserstraße für die Chemieindustrie beigetragen. Wichtiger ist aber, dass sich die Auslandsnachfrage, vor allem aus den EU-Partnerländern, deutlich verlangsamt hat. Dagegen dauert die starke Baukonjunktur an, und die Unternehmen bauen weiter Beschäftigung auf, trotz Produktionsrückgangs sogar im Verarbeitenden Gewerbe. „Offensichtlich wird die gegenwärtige Schwächephase vielfach als vorübergehend eingeschätzt, der Mangel an Fachkräften dagegen als langfristiges Problem, dem durch stetigen Personalaufbau zu begegnen ist. Die Folge ist allerdings ein deutlicher Anstieg der Lohnstückkosten“, sagt Oliver Holtemöller, Leiter der Abteilung Makroökonomik und Vizepräsident des IWH. Die Unternehmen werden die Beschäftigung nicht mehr so schnell ausweiten wie im Jahr 2018, zumal nach dem IWH-Flash-Indikator wenig mehr als Stagnation im ersten Halbjahr 2019 zu erwarten ist. Dennoch dürfte der private Konsum robust expandieren, nicht zuletzt wegen weiter steigender Reallöhne. Zudem stützen die niedrigen Zinsen und diskretionäre finanzpolitische Maßnahmen, die im Jahr 2019 ein Ausmaß von 0,7% in Relation zum Bruttoinlandsprodukt erreichen. Das reale Bruttoinlandsprodukt liegt nach vorliegender Prognose im Jahr 2019 um 0,5% höher als im Vorjahr, im Jahr 2020 steigt die Rate auch wegen der höheren Zahl an Arbeitstagen auf 2,0%. Die ostdeutsche Wirtschaft expandiert in diesem Jahr um 0,7% und im Jahr 2020 um 1,7%.

Die Langfassung der Prognose enthält einen Kasten zu den Annahmen und Prognosen bezüglich der Rahmenbedingungen und einen Kasten zur Schätzung des Produktionspotenzials.

Langfassung:
Brautzsch, Hans-Ulrich; Claudio, João Carlos; Drygalla, Andrej; Exß, Franziska; Heinisch, Katja; Holtemöller, Oliver; Kämpfe, Martina; Lindner, Axel; Müller, Isabella; Schultz, Birgit; Staffa, Ruben; Wieschemeyer, Matthias; Zeddies, Götz: Konjunktur aktuell: Deutsche Konjunktur nimmt nur langsam wieder Fahrt auf. Konjunktur aktuell, Jg. 7 (1), 2019. Halle (Saale) 2019.

 

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Konjunktur aktuell: Deutsche Konjunktur nimmt nur langsam wieder Fahrt auf

Arbeitskreis Konjunktur des IWH

in: Konjunktur aktuell, 1, 2019

Abstract

Im Winterhalbjahr 2018/2019 hat sich die Weltkonjunktur deutlich abgekühlt. Allerdings divergiert die Lage zwischen den Regionen erheblich: Der Aufschwung in den USA hat nur wenig an Fahrt verloren, im Euroraum ist er dagegen zum Erliegen gekommen. Auch in China ist die Wirtschaft ins Stocken geraten. Ein wichtiger Grund für die weltwirtschaftliche Schwächephase dürfte in der Unsicherheit darüber liegen, welche Wendung die Streitigkeiten der US-Regierung mit China und der Europäischen Union nehmen. Zudem sind alle Fragen um den Brexit weiterhin offen. In Deutschland hat die gesamtwirtschaftliche Produktion im Schlussquartal 2018 stagniert, nach einem Rückgang um 0,2% im Quartal zuvor. Zur Produktionsschwäche trugen mit dem neuen Abgas-Prüfverfahren für Automobile und dem niedrigen Rheinwasser zwei Sondereffekte bei. Mehr ins Gewicht fällt, dass sich die Auslandsnachfrage, vor allem aus den EU-Partnerländern, verlangsamt hat. Die Unternehmen bauen dennoch weiter Beschäftigung auf. Offensichtlich wird die gegenwärtige Schwächephase vielfach als vorübergehend eingeschätzt. Die Folge ist allerdings ein deutlicher Anstieg der Lohnstückkosten. Auch für das erste Halbjahr 2019 ist wenig mehr als Stagnation zu erwarten. Dennoch dürfte der private Konsum robust expandieren, nicht zuletzt wegen steigender Reallöhne. Zudem stützen die niedrigen Zinsen und eine expansive Finanzpolitik. Das reale Bruttoinlandsprodukt liegt nach vorliegender Prognose im Jahr 2019 um 0,5% höher als im Vorjahr, im Jahr 2020 steigt die Rate auch wegen der höheren Arbeitstagezahl auf 2,0%. Die ostdeutsche Wirtschaft expandiert in diesem Jahr um 0,7% und im Jahr 2020 um 1,7%.

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