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IWH-Flash-Indikator I. Quartal und II. Quartal 2020

Das Bruttoinlandsprodukt in Deutschland hat im vierten Quartal, so wie vom IWH-Flash-Indikator im November angezeigt, lediglich stagniert. Für das erste und das zweite Quartal 2020 deutet der IWH-Flash-Indikator wieder auf eine Zunahme des Bruttoinlandsprodukts hin (vgl. Abbildung 1). Allerdings gehen in den Indikator keine Daten ein, die der chinesischen Corona-Epidemie Rechnung tragen.

18. Februar 2020

Autoren Katja Heinisch Oliver Holtemöller Axel Lindner Birgit Schultz

Nach dem leichten Anstieg der Wirtschaftsleistung im dritten Quartal 2019 stagnierte die deutsche Wirtschaft im vierten Quartal. So gab es zuletzt kaum positive Impulse von Seiten des privaten und öffentlichen Konsums, der zuvor die Konjunktur noch kräftig gestützt hatte. Auch der Außenhandelssaldo reduzierte rechnerisch den Zuwachs der Wirtschaftsleistung: Die Exporte sanken und die Importe stiegen im vierten Quartal 2019. Ebenso nahmen die Investitionen in Ausrüstungen deutlich ab, während die Bauinvestitionen und die Investitionen in sonstige Anlagen weiter zulegten. Damit lag das Bruttoinlandsprodukt im Endquartal 2019 immer noch unter dem Niveau vom Beginn des Jahres 2019. „Die deutsche Wirtschaft hat im vierten Quartal noch nicht aus der Industrierezession herausgefunden“, sagt Oliver Holtemöller, Leiter der Abteilung Makroökonomik und Vizepräsident des Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung Halle (IWH).

Der IWH-Flash-Indikator basiert auf einer Fülle von Einzelprognosen und kann deshalb dabei helfen, die verschiedenen Einflussfaktoren der aktuellen konjunkturellen Entwicklung zu identifizieren und zu interpretieren. So deuten sowohl die in den IWH-Flash-Indikator eingehenden Indikatoren aus der Realwirtschaft und zum Arbeitsmarkt als auch die Haushalts- und Unternehmensumfragen auf einen verhalten positiven Start ins Jahr 2020 hin. Für das zweite Quartal werden dann wieder etwas kräftigere Wachstumsimpulse aus diesen Bereichen erwartet. So waren Produktion und Auftragseingänge in der Industrie am Ende des Jahres 2019 nochmals rückläufig, die jüngsten Umfragen von ifo, ZEW und IHS Markit haben aber eine deutliche Stimmungsaufhellung angezeigt, und zwar gerade im bislang kriselnden Verarbeitenden Gewerbe. Der Early-Bird-Indikator der Commerzbank zeigt derzeit, dass die deutsche Wirtschaft in den kommenden Quartalen wieder etwas stärker zulegen wird, und auch die privaten Konsumenten waren zuletzt wieder optimistischer gestimmt. Im Bauhauptgewerbe hat sich allerdings das Geschäftsklima etwas verschlechtert.

Ein wesentlich günstigeres Bild für das laufende und kommende Quartal zeigen hingegen Indikatoren, die das internationale Umfeld und die Finanzmärkte abbilden. Das Finanzierungsumfeld ist nach wie vor ausgesprochen günstig und dürfte sich für Unternehmen in den nächsten drei Monaten nochmals verbessern. Abbildung 2 zeigt die Verteilung aller auf jeweils einem Indikator basierenden Prognosen für die Wachstumsrate des Bruttoinlandsprodukts im aktuellen sowie folgenden Quartal. Alles in allem zeigen die insgesamt mehr als 400 Indikatoren für das erste Quartal 2020 eine Zunahme um 0,3% und für das zweite Quartal 2020 einen Anstieg des Bruttoinlandsprodukts um 0,4% an.

Allerdings fließen in den aktuellen IWH-Flash-Indikator noch kaum Effekte der Ausbreitung des Corona-Virus ein. Auch wenn es bislang erst wenige Indikatoren gibt, anhand derer die Folgen der Epidemie sichtbar werden, ist doch offensichtlich, dass sich die Aussichten für die internationale Konjunktur in der kurzen Frist erheblich verschlechtert haben. Wirtschaftliche Verluste ergeben sich zum einen aus Werksschließungen und dem Ausfall von Arbeitskraft, auch weil Wanderarbeiter nicht an ihre Arbeitsstätten zurückkehren. Aufgrund der großen Bedeutung Chinas für die Weltwirtschaft und der hohen Verflochtenheit des chinesischen Verarbeitenden Gewerbes mit den globalen Wertschöpfungsketten drohen weltweit Produktionsausfälle etwa in der Autoindustrie. Zum anderen fällt aber auch der Ausfall von Konsumnachfrage chinesischer Haushalte ins Gewicht, insbesondere im Touristiksektor. „Sollte es zu einer weiteren Ausbreitung der Epidemie und der daraus resultierenden Maßnahmen weltweit kommen, so hat dies auch Auswirkungen auf die konjunkturelle Lage in Deutschland“, so Holtemöller.

[Die Zeitreihe mit den historischen Daten des Flash-Indikators finden Sie im Download-Bereich.]

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