Konjunktur aktuell: Beschäftigungsboom in Deutschland – aber gesamtwirtschaftlich keine Überhitzung
Die deutsche Wirtschaft ist in recht guter Verfassung. So hält der Beschäftigungsaufbau an, und der private Konsum legt aufgrund steigender Realeinkommen robust zu. Die Ausrüstungsinvestitionen werden allerdings weiterhin nur verhalten ausgeweitet. Insgesamt expandiert die Nachfrage in etwa so schnell wie das Produktionspotenzial, und die Auslastung ist normal. Im Jahr 2017 dürfte die Zuwachsrate des Bruttoinlandsprodukts mit 1,3% nicht aufgrund einer schwächeren Konjunktur, sondern vor allem wegen einer geringeren Anzahl an Arbeitstagen niedriger als im Vorjahr ausfallen.
28. März 2017
Weltkonjunktur ist mit Schwung ins Jahr 2017 gekommen
Zu Beginn des Jahres 2017 macht die internationale Konjunktur einen recht kräftigen Eindruck. Die Stimmung der Unternehmen hat sich zuletzt vielerorts stark aufgehellt, und Industrieproduktion und Welthandel nahmen am Ende des vergangenen Jahres deutlich zu. Die bereits seit dem vergangenen Sommer zu beobachtende Aufwärtstendenz setzt sich fort, auch wenn die Zuwachsraten der gesamtwirtschaftlichen Produktion in den großen Volkswirtschaften im Schlussquartal 2016 etwas geringer ausfielen als zuvor. In den USA und auch im Euroraum hat die Binnennachfrage noch an Dynamik gewonnen, wurde aber von einem Rückgang der Nettoexporte über-lagert. Die bevorstehende Neuausrichtung der US-Wirtschaftspolitik spielt in konjunktureller Hinsicht derzeit keine große Rolle.
Die gute Konjunktur in China ließ über eine hohe Importnachfrage den Überschuss im chinesischen Warenhandel deutlich schrumpfen. Die lebhafte Nachfrage aus den USA, Europa und China kommt dem Verarbeitenden Gewerbe in etlichen asiatischen Volkswirtschaften, darunter Japan und Taiwan, zugute. Russische und brasilianische Exporteure profitieren von den im Herbst 2016 beschleunigt gestiegenen Energie- und Rohstoffpreisen.
Deutsche Wirtschaft expandiert verhalten
Die deutsche Wirtschaft nahm zum Jahresende 2016 mit einer Rate zu, die in etwa der Wachstumsrate des Produktionspotenzials entspricht. Gestützt wurde die Expansion vor allem durch die inländische Nachfrage: Das Fundament dafür bilden der seit 2011 anhaltende kräftige Beschäftigungsaufbau und die seit drei Jahren zunehmenden realen Pro-Kopf-Einkommen. Sie stimulieren den privaten Konsum und strahlen zusammen mit dem Niedrigzinsumfeld und der guten Finanzausstattung der Kommunen positiv auf die Bauinvestitionen aus. Die Ausrüstungsinvestitionen haben sich nach den Rückgängen im Sommerhalbjahr zuletzt auf dem erreichten Niveau halten können, ausschlaggebend war eine kräftige Nachfrage der öffentlichen Hand. Die Ausfuhren konnten dank der Beschleunigung des Welthandels wieder Kurs auf Erholung nehmen. Der Beitrag der Exporte zur Expansion des Bruttoinlandsprodukts wurde allerdings von den ebenfalls stark steigenden Importen mehr als aufgezehrt, sodass vom Außenhandel mit 0,4 Prozentpunkten rechnerisch per saldo ein recht kräftiger Dämpfer ausging.
In den ersten Monaten des Jahres 2017 hat sich die Geschäftslage in der gewerblichen Wirtschaft – ausgehend von einem hohen Niveau – nochmals gebessert. In der Industrie lag die Produktion im Januar um 2,2% über dem Vorquartalsniveau; Zuwächse gab es in allen großen Wirtschaftsbereichen und sowohl für die im Inland als auch für die im Ausland abgesetzte Produktion. Dies spricht für nochmals anziehende Exporte und wieder steigende Investitionen in Ausrüstungen. Die Umsätze des Einzelhandels sind nach der Jahreswende allerdings etwas zurückgegangen, die Verbraucherstimmung ist laut GfK-Konsumklimaumfrage im Jahresvergleich aber immer noch als recht gut einzuschätzen. Die konsumnahen Branchen dürften deshalb weiter mit moderatem Tempo expandieren. Im Baugewerbe und bei deren Zulieferern dürfte die etwas ungünstigere Witterung den Anstieg der Bruttowertschöpfung im ersten Quartal 2017 allerdings gedämpft haben, dafür sprechen sowohl die Bauproduktion im Januar als auch das ifo Geschäftsklima im Bauhauptgewerbe in den ersten zwei Monaten des Jahres. Alles in allem dürfte sich im ersten Quartal ein Zuwachs der gesamtwirtschaftlichen Produktion von 0,4% ergeben.