Konjunktur aktuell: Deutsche Wirtschaft legt kräftig zu
Im Sommer 2017 befindet sich die Weltwirtschaft im Aufschwung. Das deutsche Bruttoinlandsprodukt dürfte nach vorliegender Prognose im Jahr 2017 wie schon im Vorjahr mit 1,9% und im Jahr 2018 mit 2,0% expandieren. Die öffentlichen Haushalte erzielen dabei weiter zunehmende Überschüsse. Der Zuwachs der Produktion in Ostdeutschland dürfte im Prognosezeitraum (wie schon in den vergangenen drei Jahren) etwas über dem in Westdeutschland liegen.
07. September 2017
Zusammenfassung
Im Sommer 2017 ist die konjunkturelle Dynamik in der Welt recht hoch. Die Produktion stieg im zweiten Quartal in den USA, China und Japan deutlich schneller als zu Jahresanfang, und im Euroraum legte das Bruttoinlandsprodukt noch etwas kräftiger als in den vergangenen Quartalen zu. Weil Preise und Löhne trotz der kräftigen Nachfrage nach wie vor zumeist nur moderat zulegen, dürfte die Geldpolitik die Konjunktur in den fortgeschrittenen Volkswirtschaften auch im Jahr 2018 weiter stimulieren. Bei Unternehmensbefragungen gemessene Stimmungsindikatoren deuten darauf hin, dass die Weltkonjunktur in der zweiten Jahreshälfte 2017 kräftig bleiben, aber nicht noch weiter an Schwung gewinnen wird. Geopolitische Risiken könnten die internationale Konjunktur belasten.
Die deutsche Wirtschaft ist nun schon seit dem Sommerhalbjahr 2013 im Aufschwung. Weil die Produktionskapazitäten wohl bereits etwas überausgelastet sind, steigen die Preise hierzulande etwas beschleunigt. Zudem hat der Euro seit Jahresbeginn deutlich aufgewertet, auch als Folge der guten wirtschaftlichen Entwicklung im Euroraum insgesamt. Auf Dauer wird die Verteuerung deutscher Produkte die Dynamik des Aufschwungs in Deutschland verlangsamen und der Überauslastung entgegenwirken. Allerdings hat die deutsche Konjunktur im ersten Halbjahr 2017 sogar noch etwas angezogen. Das deutsche Bruttoinlandsprodukt dürfte nach vorliegender Prognose im Jahr 2017 wie schon im Vorjahr mit 1,9% und im Jahr 2018 mit 2,0% expandieren. Die öffentlichen Haushalte erzielen dabei weiter zunehmende Überschüsse. Der Zuwachs der Produktion in Ostdeutschland dürfte (wie schon in den vergangenen drei Jahren) etwas über dem in Westdeutschland liegen.
Weltwirtschaft trotz politischer Risiken im Aufschwung
Im Sommer 2017 ist die konjunkturelle Dynamik in der Welt recht hoch. Die Produktion stieg im zweiten Quartal in den USA, China und Japan deutlich schneller als zu Jahresanfang, und im Euroraum legte das Bruttoinlandsprodukt noch etwas kräftiger als in den vergangenen Quartalen zu (vgl. Abbildung 1). In Mittelosteuropa, einem für deutsche Produzenten wichtigen Absatzmarkt, ist die Konjunktur derzeit besonders stark. Dabei dürfte neben der weltwirtschaftlichen Belebung der wieder stärkere Zustrom von EU-Fördermitteln eine Rolle spielen. Recht schwach blieb dagegen die britische Konjunktur. Auf ihr lasten die Unsicherheiten um den EU-Austritt.
Schon im Winterhalbjahr hat sich der internationale Handel deutlich belebt. Eine Ursache dafür ist wohl, dass in wichtigen fortgeschrittenen Volkswirtschaften, vor allem in Ostasien, wieder mehr in Ausrüstungen investiert wurde (vgl. Abbildung 2), deren Importgehalt typischerweise hoch ist. Die Finanzierungsbedingungen für Investitionen sind weltweit aufgrund der niedrigen Zinsen weiterhin günstig. Die Renditen für langfristige Staatstitel der USA sind seit Jahresanfang sogar deutlich gefallen (auf 2,2% im August). Für Deutschland sind sie zwar gestiegen, aber auf nicht mehr als knapp 0,3%. Aktienkurse haben, gemessen an globalen Indizes, seit Frühjahr 2016 recht stetig an Wert gewonnen. Anteile an Unternehmen im Euroraum sind zwar in Euro gerechnet im Sommer billiger geworden, zu Dollarpreisen sind sie aber deutlich (um etwa 6% nach dem MSCI-Index für den Euroraum) höher bewertet als zu Jahresanfang, denn der Euro hat seitdem um über 12% gegenüber der US-Währung aufgewertet. Die Unsicherheit an den internationalen Finanzmärkten über die künftige Kursentwicklung ist, gemessen an Indizes der impliziten Volatilitäten, im August zwar etwas gestiegen, aber im langjährigen Vergleich immer noch niedrig. Recht stabil ist auch der Ölpreis: Seit gut einem Jahr schwankt er zwischen 45 und 55 US-Dollar (August: 52 US-Dollar). Sein Einfluss auf die Verbraucherpreisinflation ist zurzeit gering.
Trotz der kräftigen weltweiten Nachfrage, und obwohl die Arbeitslosigkeit vielfach, etwa in den USA, in Japan und in Deutschland, sehr niedrig ist, steigen Preise und Löhne weiterhin nur sehr moderat, in den USA und in Japan sind die Kernraten der Verbraucherpreisinflation (ohne Energie und Nahrungsmittel) im Lauf des Jahres 2017 sogar gesunken. Anders im Euroraum: Nach zwei Jahren bei im Schnitt etwas unter einem Prozent ist die Kernrate im zweiten Quartal 2017 auf 1,3% im Juli gestiegen. Dafür, dass es sich hier um eine konjunkturell bedingte Trendwende und keinen Einmaleffekt handeln könnte, spricht, dass die Verbraucherpreise dort stärker angezogen haben, wo die Konjunktur besonders gut ist: in Deutschland, den Niederlanden und Spanien.
Auch deshalb dürfte die Europäische Zentralbank (EZB) im Herbst ankündigen, ihr Kaufprogramm im Jahr 2018 zwar fortzusetzen, den Umfang der Käufe aber nach und nach zu reduzieren. Mit Zinsanhebungen ist erst für die erste Hälfte des Jahres 2019 zu rechnen. Der künftige Kurs der US-Notenbank (Fed) ist zwar unsicher, denn die Amtszeit der gegenwärtigen Vorsitzenden Yellen endet im Februar 2018. Es wird aber allgemein damit gerechnet, dass die Fed ihre Leitzinsen im Jahr 2018 trotz der gegenwärtig schwachen Preisdynamik weiter vorsichtig anheben wird. Alles in allem dürfte die Geldpolitik die Konjunktur in den fortgeschrittenen Volkswirtschaften im laufenden Jahr und im Jahr 2018 immer noch stimulieren. Deutlichere Zinserhöhungen sind allerdings für Volkswirtschaften wie Kanada und die Tschechische Republik möglich, wo die Immobilienpreise besonders stark steigen. Die Zentralbanken dieser beiden Länder haben bereits im Sommer vor allem deshalb ihre Leitzinsen angehoben, um die Immobilienmärkte abzukühlen.
Von der Finanzpolitik gehen im Jahr 2017 für die Weltkonjunktur geringe Impulse aus: In den USA ist sie in etwa neutral, weil es der Regierung nicht gelingt, im Kongress größere Reformen durchzusetzen; im Euroraum ist sie insgesamt leicht und in Japan etwas stärker expansiv ausgerichtet. Auch für das Jahr 2018 geht die vorliegende Prognose davon aus, dass in den USA die von der Regierung anvisierte umfangreiche Steuerreform nicht durchzusetzen sein wird. Im Euroraum dürfte die gegenwärtige finanzpolitische Ausrichtung beibehalten werden, die Finanzpolitik in Japan dürfte dagegen nicht mehr expansiv sein. Wichtiger für die Weltkonjunktur ist aber die wirtschaftspolitische Ausrichtung in China: Die dort ergriffenen expansiven Maßnahmen (etwa eine großzügigere Kreditausweitung und eine Vielzahl von öffentlichen Infrastrukturprojekten) haben wohl auch weltweit zur Belebung der Konjunktur beigetragen. Schon jetzt deuten abnehmende Expansionsraten von Geldmengenaggregaten und Anlageinvestitionen öffentlicher Unternehmen auf eine Abschwächung der wirtschaftspolitischen Impulse in China hin.
Bei Unternehmensbefragungen gemessene Stimmungsindikatoren deuten darauf hin, dass die Weltkonjunktur in der zweiten Jahreshälfte 2017 kräftig bleiben, aber nicht noch weiter an Schwung gewinnen wird. Im Jahr 2018 dürfte eine nachlassende konjunkturelle Dynamik in China die Expansion auch der ostasiatischen Nachbarländer verlangsamen. Wenn die hier unterstellte Annahme zutrifft, dass es in den USA auch im Jahr 2018 zu keinen wesentlichen Reformen kommt, wird sich der Produktionszuwachs auch dort verlangsamen.
Die Zuwachsraten im Euroraum nehmen im Jahr 2018 ebenfalls ab (vgl. Tabelle A2), zum einen, weil der stärkere Euro die internationale Wettbewerbsfähigkeit der Produzenten mindert, zum anderen, weil sich der Aufbau von Beschäftigung bei Unterschreiten der natürlichen Arbeitslosenraten in vielen Mitgliedstaaten verlangsamen dürfte und schließlich, weil die wirtschaftspolitischen Impulse nachlassen. Die Produktion expandiert aber noch etwas stärker als das Produktionspotenzial. Alles in allem expandiert die Weltproduktion nach vorliegender Prognose in den Jahren 2017 und 2018 um 3,1%. (vgl. Tabelle A1).
Die weltwirtschaftlichen Aussichten für den Welthandel könnten sich im Prognosezeitraum etwa durch ein Scheitern der Verhandlungen um eine Umgestaltung des NAFTA-Abkommens, durch handelspolitische Maßnahmen der USA gegen China oder durch ein Stocken der Verhandlungen über den EU-Austritt Großbritanniens eintrüben. Geopolitische Risiken, vor allem in Ostasien und im Nahen und Mittleren Osten, könnten die internationale Konjunktur belasten.
Aufschwung in Deutschland zuletzt noch etwas kräftiger
Die deutsche Konjunktur ist seit dem Sommerhalbjahr 2013 im Aufschwung. Eine Hauptursache dafür ist die günstige Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt: Mit einer kurzen Unterbrechung in der Großen Rezession 2008/2009 sinkt die Arbeitslosigkeit seit nunmehr zwölf Jahren, die Beschäftigung steigt, und mit ihr die Arbeitseinkommen. Der zweite wesentliche Treiber des Aufschwungs sind die sehr günstigen Finanzierungsbedingungen für Investoren. Denn wegen der Schulden- und Vertrauenskrise im Euroraum in den Jahren 2011 und 2012 ist die Geldpolitik seit längerem deutlich expansiver, als für die deutsche Konjunktur angemessen wäre. Die kräftige Expansion der Arbeitseinkommen und die niedrigen Zinsen haben vor allem den Verbrauch der privaten Haushalte und die Wohnungsbauinvestitionen angeregt. Dieser binnenwirtschaftliche Aufschwung wird von einer deutlichen Expansion der Exporte flankiert. Die preisliche Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Produzenten ist in den vergangenen Jahren wegen des recht niedrigen Außenwerts des Euro hoch gewesen – auch dies ist eine Folge der Schulden- und Vertrauenskrise im Euroraum. Alles in allem dürfte die sehr gute Konjunktur in Deutschland zu einer moderaten Überauslastung der Produktionskapazitäten führen (vgl. Kasten K2). Deshalb steigen die Preise beschleunigt. So hat sich die um Energie- und Nahrungsmittel bereinigte Kernrate der Verbraucherpreisinflation von etwa 1% im Herbst 2016 auf 1,8% im August 2017 erhöht. Zudem hat der Euro seit Jahresbeginn deutlich (um über 12% relativ zum US-Dollar) aufgewertet, auch als Folge der guten wirtschaftlichen Entwicklung im Euroraum insgesamt, und damit die preisliche Wettbewerbsfähigkeit des deutschen Standorts wieder etwas reduziert. Auf Dauer wird die Verteuerung deutscher Produkte die Dynamik des Aufschwungs in Deutschland verlangsamen und der Überauslastung entgegenwirken.
Im ersten Halbjahr 2017 hat das Bruttoinlandsprodukt allerdings mit 0,7% im ersten und 0,6% im zweiten Quartal sogar schneller expandiert als im zweiten Halbjahr 2016 (vgl. Abbildung 3). Die Investitionen in Ausrüstungen haben sich von ihrer Schwäche im Vorjahr gelöst, und der Wohnungsbau hat sehr kräftig an- gezogen. Der private Verbrauch war vor allem im zweiten Quartal stark, die Exporte im ersten. Nach dem IWH-Flash-Indikator, in den eine Fülle einzelner Indikatoren eingehen, dürfte die gesamtwirtschaftliche Produktion in der zweiten Jahreshälfte 2017 nur wenig langsamer als im ersten Halbjahr expandieren. So sind die privaten Haushalte laut GfK-Konsumklimaumfrage in bester Kaufstimmung, und die Auftragseingänge im Verarbeitenden Gewerbe sind deutlich aufwärtsgerichtet. Die Erwartungen der deutschen Exporteure (ifo Exporterwartungen) haben sich in den vergangenen Monaten im Einklang mit der guten internationalen Konjunktur sogar noch weiter verbessert; sie lagen im Juni auf dem höchsten Stand seit Mitte 2011. Die deutliche Aufwertung des Euro dürfte die Exporte erst im Jahr 2018 spürbar belasten. Die positiven Absatzaussichten im In- und Ausland und die schon gegenwärtig gute Kapazitätsauslastung in der Industrie werden die Unternehmen zu einer weiteren deutlichen Ausweitung ihrer Investitionen veranlassen. Dass der Wohnungsbau weiterhin boomen wird, legen der ausgesprochen hohe Auftragsbestand, der hohe Nachfrageüberhang in den Ballungsregionen und die deutlich steigenden Häuserpreise nahe.
Für die Einfuhren werden also weitere Impulse sowohl von der Binnennachfrage als auch von den Exporten kommen. Sie dürften wie bereits im zweiten Quartal im Prognosezeitraum etwas stärker als die Ausfuhren zunehmen. Alles in allem wird das Bruttoinlandsprodukt in Deutschland nach vorliegender Prognose im Jahr 2017 wie schon im Vorjahr mit 1,9% und im Jahr 2018 mit 2,0% expandieren (vgl. Tabelle 2). Für das Jahr 2017 reicht das 68%-Prognoseintervall für den Zuwachs des Bruttoinlandsproduktes von 1,5% bis 2,2%, für das Jahr 2018 von 0,4% bis 3,6%.
Im Jahr 2019 dürften ein Nachlassen der geldpolitischen Stimulierung und ein Verlust an preislicher Wettbewerbsfähigkeit zu einem deutlichen Rückgang der Expansionsrate führen. Die Verbraucherpreise dürften sich im Jahr 2017 und 2018 um jeweils 1,7% und im Jahr 2019 um 1,8% erhöhen. Der konjunkturell bedingt verstärkte Auftrieb der Verbraucherpreisinflation wird in den kommenden Quartalen durch die Aufwertung des Euro gedämpft.
Die moderate Lohndynamik hält den Preisauftrieb ebenfalls in Grenzen, auch wenn die Tariflöhne im Jahr 2017 wohl etwas schneller als im Jahr zuvor steigen. Freilich ist die Dynamik bei den Bruttolöhnen und -gehältern je Beschäftigten schon seit dem Jahr 2015 etwas stärker. Die Lohndrift dürfte sich im kommenden Jahr noch weiter erhöhen, denn der Arbeitsmarkt entwickelt sich nach wie vor ausgesprochen positiv. Die Zahl der Erwerbstätigen stieg saisonbereinigt im zweiten Quartal 2017 um 138 000 Personen bzw. um 0,3%. Getragen wurde der Beschäftigungsaufbau erneut von der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung. Die Zahlen der ausschließlich geringfügig Beschäftigten sowie die Zahl der Selbstständigen gingen weiter zurück. Mit 5,5% lag die auf die Erwerbspersonen bezogene Arbeitslosenquote auf dem niedrigsten Stand seit der deutschen Vereinigung. Im weiteren Verlauf des Jahres 2017 dürfte sich der Beschäftigungsaufbau wegen der sehr günstigen Entwicklung der Produktion fortsetzen. Dafür sprechen auch der hohe Bestand an offenen Stellen sowie das ifo Beschäftigungsbarometer. Im Jahresdurchschnitt 2017 wird der Beschäftigungsaufbau auch wegen des sehr starken Anstiegs im ersten Quartal noch höher ausfallen als im Jahr 2016. Die Jahresarbeitszeit wird erneut abnehmen. Dies resultiert vor allem aus einem negativen Arbeitstageeffekt (vgl. Tabelle A3). Im Jahr 2018 dürfte sich der Beschäftigungsaufbau wegen der anhaltend starken Entwicklung der Produktion weiter fortsetzen. Insgesamt dürfte die Beschäftigung im Jahr 2018 um reichlich 400 000 Personen über dem Vorjahresstand liegen.
Die registrierte Arbeitslosigkeit nimmt weiter ab. Die bis August dieses Jahres vorliegenden Daten lassen jahresdurchschnittlich einen Rückgang der Arbeitslosigkeit um 147 000 Personen gegenüber dem Jahr 2016 erwarten. Die Zahl der arbeitslos registrierten Personen im Kontext von Fluchtmigration nimmt zwar deutlich zu (vgl. Kasten K3). Dies dürfte aber die registrierte Arbeitslosigkeit insgesamt nur allmählich beeinflussen, da die Arbeitslosigkeit unter den heimischen Erwerbspersonen weiter deutlich abnimmt. Erst ab dem vierten Quartal 2017 könnte eine Abflachung beim Abbau der Arbeitslosigkeit eintreten. Die Arbeitslosenquote nach BA-Konzept wird im Durchschnitt des Jahres 2017 bei 5,7% und im Jahr 2018 bei 5,5% liegen. Das Erwerbspersonenpotenzial wird im Prognosezeitraum weiter kräftig zunehmen. Bei der Prognose muss beachtet werden, dass sowohl die registrierte Arbeitslosigkeit als auch die Erwerbstätigkeit maßgeblich von Integrationsmaßnahmen sowie arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen beeinflusst werden. Sollten Personen im Kontext von Fluchtmigration noch stärker als bisher durch derartige Maßnahmen gefördert werden, wird der Anstieg der Arbeitslosigkeit geringer ausfallen, da Personen in arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen nicht zu den registrierten Arbeitslosen zählen. Zudem werden Teilnehmer in einigen Maßnahmen wie beispielsweise Ein-Euro-Jobs den Erwerbstätigen zugerechnet, sodass derartige Maßnahmen auch die Zahl der Erwerbstätigen beeinflussen.
Bei weiterhin kräftig zulegenden Bruttolöhnen und -gehältern, beschleunigt expandierenden Unternehmensgewinnen, einer weiter sinkenden Zahl der Arbeitslosen und der für die Jahre 2018 und 2019 unterstellten konjunkturneutralen Finanzpolitik werden die öffentlichen Haushalte im Prognosezeitraum weiter zunehmende Überschüsse erzielen (vgl. Tabelle A4). In Relation zum Bruttoinlandsprodukt erhöht sich der gesamtstaatliche Finanzierungssaldo von 0,9% im Jahr 2017 auf 1% im Jahr 2018.
Die ostdeutsche Wirtschaft hat vom Aufschwung bisher besonders deutlich profitiert. In den Jahren 2014 bis 2016 nahm die gesamtwirtschaftliche Produktion jeweils schneller zu als in Westdeutschland; auch für die Jahre 2017 bis 2019 prognostiziert das IWH (vgl. Kasten K4), dass der Zuwachs der Produktion in Ostdeutschland leicht höher liegt als in Westdeutschland. Die registrierte Arbeitslosigkeit in Ostdeutschland nimmt – anders als in Westdeutschland, wo sie in etwa stagniert – weiter deutlich ab. Im Jahresdurchschnitt 2017 werden wohl etwa 640 000 Personen arbeitslos gemeldet sein. Die Arbeitslosenquote dürfte 7,6% im Jahr 2017 und 7,3% im Jahr darauf betragen.