Inhalt
Seite 1
Was ist Rent-Sharing?Seite 2
Rent-Sharing in der deutschen Industrie ist bedeutsam und asymmetrischSeite 3
Arbeitsmarktmacht ist wichtigSeite 4
Endnoten Auf einer Seite lesenArbeitsmarktmacht ist wichtig, Verteilungseffekte in der ‚grünen Transformation‘ mitdenken
Die vorliegende Studie zeigt, dass Arbeitsmärkte unvollkommen sind und dass in der deutschen Industrie Lohnsetzungsmacht existiert. Die erheblichen Produktivitätsunterschiede zwischen den Unternehmen wirken sich über das Rent-Sharing auf die Löhne aus. Weniger produktive Unternehmen sind in der Lage, dauerhaft niedrigere Löhne an vergleichbare Beschäftigte zu zahlen als produktive Unternehmen. Dies hat nicht nur direkte Auswirkungen auf die Lohnungleichheit, sondern bedeutet auch, dass weniger produktive Unternehmen aufgrund der unvollkommenen Arbeitsmärkte auf dem Markt überleben können. Im Gegensatz dazu würden viele dieser Unternehmen bei einem einheitlichen Marktlohn mit stark steigenden Lohnkosten konfrontiert und müssten entweder ihre Produktivität erhöhen oder den Markt verlassen. Unter der Annahme, dass die Beschäftigten nach dem Marktaustritt des Unternehmens zu produktiveren Unternehmen wechseln würden, würde die gesamtwirtschaftliche Produktivität in beiden Fällen steigen.
Als Ursache für die Arbeitsmarktmacht wird in der Regel die Arbeitgebermarktmacht (so genannte Monopsonmacht) diskutiert. Diese führt nicht nur zu niedrigeren Löhnen, sondern auch zu ineffizient kleinen Unternehmen. In parallelen Untersuchungen finden wir heraus, dass Arbeitgeber in den letzten Jahrzehnten tatsächlich über mehr Marktmacht als Arbeitnehmer verfügten, aber Gewerkschaften und insbesondere Betriebsräte die Macht der Arbeitnehmer erhöhten.5 Der zunehmende Arbeitskräftemangel dürfte dieses Machtgefüge zugunsten der Arbeitnehmer verschieben. Möglicherweise ist die steigende Anzahl von Streiktagen ein erster Hinweis auf diese Entwicklung.
Verteilungseffekte aufgrund steigender Energiepreise werden üblicherweise im Zusammenhang mit steigenden Preisen für den privaten Energieverbrauch oder indirekt durch steigende Lebensmittelpreise diskutiert. So wurden im Zuge der Energiepreisschocks nach dem russischen Überfall auf die Ukraine Entlastungspakete für private Haushalte geschnürt. Die vorliegende Studie zeigt jedoch, dass steigende Energiepreise auch Auswirkungen auf die Löhne haben. Unternehmen, die von steigenden Energiepreisen betroffen sind, geben einen Teil der zusätzlichen Kosten über die Löhne an ihre Beschäftigte weiter. Es ist jedoch wichtig anzumerken, dass die vorliegende Studie aufgrund fehlender Aktualität der Daten nicht in der Lage ist, die drastischen Veränderungen der Energiepreise der letzten Jahre am aktuellen Rand zu berücksichtigen. Es ist zu erwarten, dass Unternehmen auf diese starken und möglicherweise dauerhaften Veränderungen der Energiepreise mit Maßnahmen zur Energieeinsparung und Anpassungen im Energiemix reagieren werden. Wie sich veränderte Marktmacht und Anpassungen im Energieeinsatz auf die Löhne auswirken, wird daher auch in Zukunft Gegenstand der Forschung sein.