13:00 - 17:30
Das andere Bauhaus-Erbe: Leben in den Plattenbausiedlungen Sachsen-Anhalts heute
Transferworkshop der Expertenplattform Demographischer Wandel in Sachsen-Anhalt in Zusammenarbeit mit dem Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH)
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Im Vortrag der Künstlerin Dagmar Schmidt, Mitglied des Projekts „Kunst Neu Olvenstedt“, drehte sich alles um die kreative Seite des Wohnens. Sie berichtete, wie Kunst und Stadtteilarbeit im Magdeburger Experimentalwohnkomplex Neu-Olvenstedt verbunden werden und so die Großraumsiedlung neu belebt wird. Anschließend hatte Herr Pasternack gemeinsam mit seinem Kollegen Steffen Zierold vom Institut für Hochschulforschung Halle-Wittenberg das Wort. Sie stellten innovative Zukunftsstrategien für Halle-Neustadt vor. In der einstigen Planstadt lägen bisher ungenutzte Potenziale. So könne der verfügbare Raum für gemeinschaftlich organisierte Projekte der Neustädterinnen und Neustädter genutzt werden.
Mit der Segregation in ostdeutschen Städten befasste sich Prof. Dr. Marcel Helbig von der Universität Erfurt. Anhand einschlägiger Daten belegte er, dass soziale und wirtschaftliche Ungleichheiten in Plattenbausiedlungen noch immer am stärksten zu beobachten seien und sich zusehends verstetigten. Während der Kaffeepause hatte das Publikum die Gelegenheit, sich anhand eines Posters mit dem Großprojekt „Zusammenleben 4.0“ der HaNeuer Wohnen e.G. auseinanderzusetzen, das sich die Verbesserung der Pflege- und Gesundheitsleistungen in Halle-Neustadt zum Ziel gesetzt hat.
Nach diesem regen Austausch sprach Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Dr. Reiner Haseloff. Er betonte die Bedeutung einer guten Infrastruktur sowie von Projekten für generationsübergreifendes Wohnen, damit Plattenbausiedlungen weiterhin lebendiger und zukunftsfähiger Wohnraum bleiben können. Ralf Protz vom Kompetenzzentrum Großwohnsiedlungen in Berlin stellte anschließend in seinem Vortrag die Frage nach einer Renaissance großer Wohnsiedlungen. Er bekräftigte die Notwendigkeit sanierter Plattenbausiedlungen und mahnte das Publikum, diese nicht als Ursprung allen Übels zu stigmatisieren: „Diese Wohnräume sind nicht die Ursache für soziale Probleme, sondern höchstens der Raum, in dem diese ausgelebt werden.“
Philipp Kienast stellte zum Abschluss dieses vielseitigen Nachmittages Projekte der Freiraumgalerie Halle in den Stadtteilen Freiimfelde und Neustadt vor. Das Kollektiv aus Künstlerinnen und Künstlern hat sich zum Ziel gesetzt, die freien Flächen in Plattenbausiedlungen mit Wandgemälden zu verzieren, die in Kooperation mit Anwohnerinnen und Anwohnern entworfen wurden, um so einen Beitrag zur Identität des Stadtteils zu leisten. Insgesamt bot der Workshop der Expertenplattform und des IWH viele neue Eindrücke und interessante Ansätze!
Eine Zusammenfassung der Ergebnisse des Workshops finden sich in einer Broschüre der Expertenplattform Demographischer Wandel in Sachsen-Anhalt hier.
Peer Pasternack (Hrsg.): Das andere Bauhaus-Erbe. Leben in den Plattenbausiedlungen heute, BWV – Berliner Wissenschaftsverlag, Berlin 2019, 211 S., ISBN 978‐3‐8305‐3983‐4