
Aktuelle Trends: Zahl der insolventen Personen- und Kapitalgesellschaften auf 15-Jahres-Hoch
Wer derzeit in den Medien häufig von einer „Insolvenzwelle“ liest, könnte angesichts der Zahl der Unternehmensinsolvenzen überrascht sein: Trotz eines deutlichen Anstiegs liegen diese aktuell auf einem moderaten Niveau und deutlich unter den Werten der Wirtschafts- und Finanzkrise 2008/2009 (siehe Abbildung). Ein genauerer Blick zeigt jedoch wichtige Details.
24. March 2025
https://doi.org/10.18717/wwe82g-pq29

Unternehmensinsolvenzen lassen sich in zwei Gruppen unterteilen: Kleinstunternehmen (Einzelunternehmen, freie Berufe, Kleingewerbe) sowie Personen- und Kapitalgesellschaften, die in der Regel größer sind. Diese Unterscheidung ist entscheidend, da letztere Gruppe regelmäßig für 90% der insolvenzbetroffenen Jobs und 95% der betroffenen Forderungen steht. Mit anderen Worten: Die volkswirtschaftliche Bedeutung des Insolvenzgeschehens wird primär durch Personen- und Kapitalgesellschaften bestimmt. Deshalb konzentriert sich der IWH-Insolvenztrend auf diese Gruppe.
Die Differenzierung nach Rechtsformen ist insbesondere für die historische Einordnung der Insolvenzzahlen relevant – und hier hat sich seit dem Ende der Pandemie 2022 eine deutliche Verschiebung ergeben. Die Grafik zeigt klar, dass der Anstieg der Unternehmensinsolvenzen fast ausschließlich auf Personen- und Kapitalgesellschaften zurückzuführen ist. Diese Gruppe erreichte im vierten Quartal 2024 mit 4 215 Insolvenzen laut IWH-Insolvenztrend ein Niveau, das zuletzt im dritten Quartal 2009 beobachtet wurde. Es sind somit zunehmend wirtschaftlich bedeutendere Unternehmen, die in den vergangenen zweieinhalb Jahren in Schwierigkeiten geraten sind.