Contents
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Globalisierung und WahlverhaltenPage 2
Daten, Definitionen und MethodikPage 3
Ergebnisse: Kurz- und Langfristeffekte sind verschiedenPage 4
Endnoten All on one pageDaten, Definitionen und Methodik
Wir haben für 15 europäische Länder Daten auf NUTS2 - Regionsebene (Nomenclature des Unités territoriales statistiques – NUTS) gesammelt. NUTS2-Regionen haben in der Regel zwischen 800 000 und 3 Millionen Einwohner.11 Verwendet werden Wahldaten aus 196 europäischen Regionen aus den Jahren, in denen zwischen 1997 und 2019 nationale Parlamentswahlen in den jeweiligen Ländern stattgefunden haben. Untersucht wird der Effekt des regionalen Anstiegs chinesischer Importe auf die Veränderungen der Wahlergebnisse für bestimmte Parteifamilien in der jeweiligen Region. Der Importschock misst, um wieviel Euro pro Arbeiter chinesische Importe ansteigen. In der kurzen Frist wird hier der Zeitraum von zwei Jahren vor der jeweiligen Wahl betrachtet. Bei Wahlergebnissen unterscheiden wir dabei zwischen den Stimmenanteilen rechts- und linksextremer Parteien, populistischer Parteien und der Populismusintensität des gesamten Wahlergebnisses der Region. Für die ersten drei Gruppen wird dabei der regionale Stimmenanteil für die jeweilige Parteifamilie ermittelt. Populismusintensität hingegen misst, inwieweit eine Region populistisch gewählt hat, indem die Wahlergebnisse aller Parteien mit einem Populismusindikator12 gewichtet werden. Dies dient dem Zweck, nicht nur die Veränderungen des Wahlverhaltens an den Rändern des politischen Spektrums zu untersuchen, sondern auch die Veränderungen der traditionellen Parteien mit einzubeziehen, die unter Umständen selbst auf populistische Rhetorik zurückgreifen, um verlorene Wählergruppen zurückzugewinnen. Die Klassifikation der Parteien13 basiert auf verschiedenen Definitionen. Rechtsextreme Parteien werden als nativistisch und autoritär definiert (Mudde 200714). Linksextreme Parteien werden als Parteien beschrieben, die Veränderungen in der Wirtschaftsstruktur und der Machtverteilung fordern, den zeitgenössischen Kapitalismus kritisieren und eine Umverteilung von Reichtum und anderen Ressourcen verlangen (March, 201215). Die verwendete Definition von Populismus folgt Mudde (2004)16, wo zwei Hauptmerkmale populistischer Parteien hervorgehoben werden: Zum einen wird die Idee propagiert, dass die Gesellschaft in zwei getrennte Gruppen unterteilt sei – die Elite und das einfache Volk – und zum anderen, dass es einen homogenen Volkswillen gäbe und dass dieser die politische Agenda dominieren sollte.
Unsere Hauptergebnisse basieren auf Regressionsanalysen, bei denen die Veränderung der Wahlanteile auf Ebene der Region durch das Importwachstum in diese Region erklärt wird. Wir analysieren die kausalen Auswirkungen des starken Anstiegs chinesischer Importe in europäische Regionen auf Wahlergebnisse bei nationalen Parlamentswahlen (z. B. Bundestag in Deutschland). Um sicherzustellen, dass wir die uns interessierende Variation des Importschocks, der durch die steigende chinesische Wettbewerbsfähigkeit verursacht wird, von jeglichen anderen Faktoren auf der Ebene der importierenden europäischen Region trennen, haben wir chinesische Exporte in europäische Regionen mit chinesischen Exporten in US-Regionen instrumentiert. Zusätzlich berücksichtigen unsere Schätzungen nur die Variation der Importschocks zwischen NUTS2-Regionen innerhalb desselben Landes und des gleichen Wahljahres, wodurch wir für alle anderen länder- und zeitspezifische Störfaktoren kontrollieren. Es werden also nicht Veränderungen der Wahlergebnisse in Österreich mit denen in Frankreich verglichen und es werden nicht die Wahlergebnisse innerhalb des gleichen Landes in verschiedenen Jahren verglichen. Jede Wahlperiode unterliegt einem unterschiedlichen politischen Klima, welches nicht quantitativ messbar ist und verglichen werden kann. Somit werden auch mögliche nationale Gegenmaßnahmen zur Eingrenzung populistischer Wahltrends oder Wahleffekte durch landesweite Politikskandale oder besonderes Charisma einzelner Politikerinnen ausgeklammert. Die genutzte Variation ist also die unterschiedliche (instrumentierte) Importbetroffenheit zwischen Regionen desselben Landes vor derselben Wahl; also zum Beispiel Bayern versus Berlin vor der Bundestagswahl 2005.