Polen: Konjunktur festigt sich allmählich wieder
Martina Kämpfe
Wirtschaft im Wandel,
No. 11,
2005
Abstract
Die konjunkturelle Dynamik in Polen hat sich nach einer merklichen Abschwächung im zweiten Halbjahr 2004 in der ersten Jahreshälfte 2005 wieder leicht beschleunigt. Die Abflachung der Konjunktur nach den beitrittsbedingten Sondereffekten im ersten Halbjahr 2004 betraf vor allem die Industrieproduktion, in geringerem Ausmaß den Außenhandel. Von der Binnennachfrage gingen nur noch schwache Impulse aus: der private Konsum blieb verhalten und auch die Investitionen verloren nach kurzer Erholungsphase wieder an Schwung. Im zweiten Halbjahr 2005 ist Polen jedoch dabei, konjunkturell etwas Fahrt aufzunehmen. Die gesamtwirtschaftlichen Aussichten für die kommenden Monate bleiben günstig. Die Inflation ging in den ersten Monaten schrittweise zurück, das Leistungsbilanzdefizit verringerte sich, die Lage der öffentlichen Finanzen scheint sich erstmals nach Jahren zu entspannen, und sogar am Arbeitsmarkt gibt es Anzeichen für eine Trendwende hin zu einem Beschäftigungsaufbau. Die Geldpolitik ist zur Jahresmitte auf einen weniger restriktiven Kurs eingeschwenkt und hat die Zinsen gesenkt. Davon werden auch die Investitionen profitieren...
Read article
Schwache Tendenz zu mehr Ungleichheit: Einkommensverteilung in Ostdeutschland 1999 und 2002
Herbert Buscher, Gabriele Hardt, Juliane Parys
Wirtschaft im Wandel,
No. 11,
2005
Abstract
Der Beitrag untersucht die Einkommensverteilung in Ostdeutschland (ohne Berlin) für die Jahre 1999 und 2002 mit den Daten des Mikrozensus. Bislang wurden diese Daten nur sehr selten zur Analyse der Einkommensverteilung verwendet. Aufgrund der großen Fallzahlen jedoch bietet der Mikrozensus die Möglichkeit, detailliert bestimmte Gruppen der Gesellschaft hinsichtlich ihrer Einkommenslage und ihrer persönlichen Merkmale zu untersuchen. Neben bekannten Maßen zur Charakterisierung der Einkommensverteilung werden Dezilanteile und -verhältnisse berechnet und spezifische Armutsmaße ausgewiesen. Im Unterschied zur überwiegenden Zahl von Untersuchungen zur Einkommensverteilung, die auf dem traditionellen Familienkonzept beruhen, werden hier die Lebensgemeinschaften entsprechend dem Konzept der neuen Lebensform verwendet, das seit 1996 vom Statistischen Bundesamt ausgewiesen wird. Schließlich, und dies ist der dritte Unterschied zu den meisten Untersuchungen, wird durch Logit-Schätzungen versucht, das Konzept der neuen Lebensformen durch eine Auswahl geeigneter erklärender Variablen zu spezifizieren. Hierbei liegt der Schwerpunkt auf mögliche Determinanten einer relativen Armut, definiert als äquivalenzgewichtetes Einkommen, das 60% der Medianeinkommens nicht überschreitet. Die eindimensionalen Verteilungs-, Ungleichheitsund Armutsmaße legen den Schluß nahe, daß sich die Einkommensverteilung in Ostdeutschland im Beobachtungszeitraum zu einer größeren Ungleichheit hin entwickelt hat. Aus den Logit-Schätzungen kann als Ergebnis festgehalten werden, daß insbesondere Lebensgemeinschaften mit Kindern einem deutlich höheren Armutsrisiko ausgesetzt sind als Paare ohne Kinder. Weiterhin steigt mit zunehmender Kinderzahl das Armutsrisiko deutlich an.
Read article
Wie die Wirtschaftsberichterstattung der Medien das Konsumentenvertrauen lenkt
Sophie Wörsdorfer
Wirtschaft im Wandel,
No. 11,
2005
Abstract
In der Konjunkturbeobachtung haben Stimmungsindikatoren, wie das Geschäftsklima oder das Konsumentenvertrauen, große öffentliche Bedeutung erlangt. An deren Analyse knüpfen sich die Erwartungen, Anhaltspunkte für das zukünftige Verhalten der Wirtschaftsakteure zu gewinnen. Allerdings besteht weitgehend Unklarheit darüber, wie die Konsumenten bzw. Unternehmer zu ihren Einschätzungen gelangen. Der vorliegende Beitrag untersucht exemplarisch die Rolle der Wirtschaftsberichterstattung der Medien für die Erwartungsbildung der Konsumenten. Dazu werden mehrere sogenannte „Medienindikatoren“ spezifiziert, welche die positive oder negative Tendenz der wirtschaftsbezogenen Berichterstattung abbilden. Die Grundlage bildet der Datensatz des Instituts „Medien Tenor“ zur Darstellung der gesamtwirtschaftlichen Lage und des Wirtschaftsstandorts Deutschland in ausgewählten Nachrichtensendungen des deutschen Fernsehens. Die Stimmung der Konsumenten wird anhand des „Consumer Confidence Indicator“ operationalisiert. Die statistischen Tests lassen für den zugrunde liegenden Zeitraum 1995-2005 auf einen teilweise recht engen Zusammenhang zwischen den Schwankungen des von den Medien verbreiteten Tenors und denen der Konsumentenstimmung schließen. Insbesondere negative Meldungen entfalten eine starke Wirkung. Die Ergebnisse der ex post-Prognosen hingegen überzeugen nicht und veranschaulichen, daß zu einer verläßlichen Vorhersage der Entwicklung der Konsumentenstimmung über die Fernsehnachrichten hinaus noch weitere Faktoren heranzuziehen sind.
Read article
IWH industry survey September 2005: Improved business situation quickens business climate
Sophie Wörsdorfer
Wirtschaft im Wandel,
No. 10,
2005
Abstract
Die Geschäfte im Verarbeitenden Gewerbe Ostdeutschlands florieren. Darauf läßt die September-Befragung des IWH unter rund 300 ostdeutschen Industrieunternehmen schließen. Im Mittel berichten die teilnehmenden Betriebe von einer erheblichen Verbesserung der Geschäftslage gegenüber Juli, und auch auf Ebene der fachlichen Hauptgruppen fallen die Urteile einstimmig positiv aus. Im Vergleich zum Vorjahr legte der Saldo der Geschäftslage um sieben Punkte zu und erreicht mit nun 54 Saldenpunkten den höchsten Stand seit Januar 2001. Auch im Hinblick auf die weitere Geschäftsentwicklung fallen die Einschätzungen zwischen den fachlichen Hauptgruppen erstaunlich homogen aus: Die Betriebe bleiben insgesamt vorsichtig optimistisch. Zwar sind die Erwartungen gegenüber Juli etwas gedämpft. Die Unternehmen äußern aber mehr Zuversicht als noch vor Jahresfrist.
Read article
The role of municipalities in water management - a conference report
Peter Haug, Birger Nerré
Wirtschaft im Wandel,
No. 10,
2005
Abstract
Das IWH veranstaltete unter Federführung der Abteilung Stadtökonomik am 7. Juli 2005 eine Tagung zu den Perspektiven der kommunalen Wirtschaftstätigkeit im Bereich der Wasserver- und Abwasserentsorgung. Zentrales Anliegen der Veranstaltung war es, die künftige Rolle der Kommunen zu bestimmen. Das Kolloquium richtete sich sowohl an einschlägig tätige Wissenschaftler als auch an Praktiker der Wasserwirtschaft und Politiker. Die Beiträge behandelten ein breites Themenspektrum mit den folgenden Schwerpunkten: Bewertung kommunaler Wirtschaftstätigkeit, empirische Untersuchungen zu Effizienz und Innovationsneigung, die Problematik räumlicher Disparitäten bei der Infrastrukturversorgung und Reformvorschläge zum Ordnungsrahmen der deutschen Wasserwirtschaft. An den Vortragsteil schloß sich eine Podiumsdiskussion mit Vertretern aus Politik, Verbänden und Wissenschaft an.
Read article
Recent trends: German machinery investments strongly oriented on imports
Hans-Ulrich Brautzsch
Wirtschaft im Wandel,
No. 10,
2005
Abstract
Etwa 10% der Güter, die in Deutschland in den Konsum, in Investitionen und in den Export fließen, kamen nach letzten verfügbaren Angaben aus Importen. Neben diesen direkt in die Endverwendung eingehenden Güter aus dem Ausland werden auch Importe benötigt, um die im Inland hergestellten Konsum-, Investitions- und Exportgüter zu produzieren. Diese über die Produktionsverflechtung induzierten indirekten Importe machten etwa 15% der gesamten letzten Verwendung aus, so daß rund ein Viertel aller Güter der letzten Verwendung direkt und indirekt aus importierten Produkten bestand.
Read article
Editorial
Ulrich Blum
Wirtschaft im Wandel,
No. 10,
2005
Abstract
Zu den Traditionen des IWH zählt die regelmäßige Analyse und Bewertung der wirtschaftlichen Entwicklung in den neuen Bundesländern. Nach 15 Jahren Aufbauarbeit, die wir im Innern des Labors miterlebten, gibt uns eine Kooperation mit dem Mitteldeutschen Rundfunk (MDR) Gelegenheit, die Berichterstattung zu verbreitern: Am 15. und am 22. November 2005, jeweils um 22.05 Uhr, wird die „Akte Mitteldeutschland“ ausgestrahlt, die wir mitgestalten und wissenschaftlich begleiten durften.
Read article
Prospective development of the population in Saxony-Anhalt from 2002 to 2020
Herbert Buscher, Gabriele Hardt
Wirtschaft im Wandel,
No. 15,
2004
Abstract
Bevölkerungsprojektionen kommt eine wichtige Bedeutung im politischen und wirtschaftspolitischen Entscheidungsprozess zu. Aus diesem Grund veröffentlicht das IWH in unregelmäßigen Abständen Bevölkerungsprojektionen sowohl für die einzelnen neuen Bundesländer als auch für Ostdeutschland insgesamt. In diesem Beitrag wird die voraussichtliche Bevölkerungsentwicklung für Sachsen-Anhalt bis 2020 untersucht. Hierbei zeigt sich, dass den Annahmen über mögliche Wanderungsbewegungen eine bedeutende Rolle zukommt. Je nach Annahme über den Wanderungssaldo fallen die Berechnungen der zukünftigen Bevölkerung günstiger oder ungünstiger für Sachsen-Anhalt aus.
Read article
East Germany in the enlarged EU: higher pressure to adjust
Hubert Gabrisch
Wirtschaft im Wandel,
No. 15,
2004
Abstract
Wachstum und Beschäftigung fallen in Ostdeutschland weiterhin unbefriedigend aus. Durch die Osterweiterung der EU wird der Wettbewerb für ostdeutsche Produzenten und Standorte intensiver werden. Langfristig werden Fördermittel wegfallen, sodass Wettbewerbsfaktoren wie Arbeitskosten und Innovationsaktivitäten auf Industrie- und Unternehmensebene an Bedeutung gewinnen werden. Vorerst droht jedoch kein Abbruch des Aufbauprozesses durch die Osterweiterung. Erstens zeichnet sich ab, dass etwaige Kürzungen in der EU-Förderung ostdeutscher Regionen weniger stark als ursprünglich erwartet ausfallen werden. Zweitens zeigt die gesamtwirtschaftliche Lohnstückkostenentwicklung in Ostdeutschland eine eher sinkende, in den neuen EU-Mitgliedsländern zunehmende Tendenz. Drittens signalisieren die für die ostdeutschen Industrieprodukte erzielten Absatzpreise Qualitäts- und Technologievorsprünge gegenüber den Industrien der Beitrittsländer. Diese Vorsprünge erschließen sich nicht bei einer gesamtwirtschaftlichen, sondern industriespezifischen Betrachtung. Diese macht auch deutlich, dass in vielen Industriezweigen Kosten- und Qualitätsanpassungen weiterhin notwendig sind. Das eigentliche Problem der ostdeutschen Wirtschaft ist aber ihre starke Abhängigkeit von der Nachfragedynamik der westdeutschen Wirtschaft. Solange dort keine nachhaltige und starke Belebung eintritt, kann auch in Ostdeutschland kaum beschäftigungswirksames Wirtschaftswachstum erwartet werden.
Read article
Are German exports losing their power as driving force of the economy?
Hans-Ulrich Brautzsch, Udo Ludwig
Wirtschaft im Wandel,
No. 15,
2004
Abstract
Auf den ersten Blick scheinen die Exporte als Impulsgeber für die gesamtwirtschaftliche Produktion in Deutschland in letzter Zeit dramatisch an Bedeutung verloren zu haben. Während sie bis in die neunziger Jahre hinein nur zu 25% von Einfuhren gespeist wurden, kletterte ihr Importgehalt im Jahr 2000 auf 38%. Entsprechend hätte sich die Antriebskraft im Inland um 13 Prozentpunkte verringert. Der zweite Blick zeigt jedoch, dass dieser Sprung vor allem mit der Wiederausfuhr vorher importierter Güter verbunden ist. Die eigentliche Exportgüterproduktion in Deutschland absorbierte zwar im Jahr 2000 auch relativ mehr importierte Vorleistungsgüter als zuvor. Der direkte und indirekte Importgehalt an Vorleistungsgütern war aber mit 28% deutlich geringer als unter Einbezug der Wiederausfuhr und hat sich in der zweiten Hälfte der neunziger Jahre nur um 6 Prozentpunkte erhöht. Dies spricht zwar auch für ein Sinken der Antriebskraft des Exports, ist aber weniger dramatisch und steht eher im Einklang mit dem allgemeinen Trend der zunehmenden Internationalisierung der nationalen Produktions- und Wertschöpfungsprozesse als mit der Ausbreitung einer „Basarökonomie“ in Deutschland. Während die Importe für die Wiederausfuhr eher keine in Deutschland hergestellten Güter verdrängen, gibt es im Vorleistungsgüterbereich Indizien für die Verlagerung arbeitsintensiver Produktionsabschnitte in das Ausland aufgrund von Kostenvorteilen. Der damit verbundene Entzug an Wertschöpfung und Arbeitsplätzen wird aber in Deutschland bislang überkompensiert durch die kräftigen absoluten Exportzuwächse.
Read article