Sachsen-Anhalt hat bei der Internationalisierung noch einen weiten Weg vor sich

Der Außenhandel Sachsen-Anhalts hat sich in den vergangenen Jahren abgeschwächt. Dies liegt vor allem an der anhaltenden Krise auf dem wichtigen Absatzmarkt Europa. Neue Wachstumsmärkte zu erschließen, ist gerade für die in Sachsen-Anhalt verbreiteten kleinen und mittleren Unternehmen schwierig. Zudem dominieren Vorerzeugnisse und Halbwaren den Export. Obgleich sich die Schwerpunkte in den Handelsregionen aufgrund der aktuellen Konjunktur jüngst leicht verschoben haben, bleibt es eine schwierige Aufgabe, das Außenwirtschaftspotenzial der Unternehmen besser zu entfalten.

Autoren Martina Kämpfe

Die Landesregierung hat diese Herausforderung in der abgeschlossenen Legislaturperiode erkannt und mit einem Außenwirtschaftskonzept reagiert, das wesentliche Standortfaktoren wie Fachkräftesituation und Gründungsgeschehen, Vernetzung von Wissenschaft und Wirtschaft, Innovationsaktivitäten sowie die strategische Erschließung von Auslandsmärkten umfasst. Die neue Landesregierung sollte hier zielgerichtet weiter ansetzen.

Sowohl Einfuhren als auch Ausfuhren Sachsen-Anhalts sind seit Mitte der 1990er Jahre fast ausnahmslos mit zweistelligen Raten gestiegen. Ab dem Jahr 2012 entwickelte sich der Außenhandel jedoch merklich schwächer; die Ausfuhren stagnierten nahezu, die Einfuhren entwickelten sich im Jahr 2014 sogar leicht rückläufig. Die Schwäche der Handelstätigkeit hängt vor allem damit zusammen, dass die wichtigen Absatzmärkte der sachsen-anhaltischen Wirtschaft in Europa liegen und die europäische Wirtschaft in einer Krise steckt, von der sie sich nur allmählich erholt.

Betrachtet man die regionale Ausrichtung der Exporte, fällt auf, dass sich die sachsen-anhaltischen Unternehmen auf die bereits erschlossenen Exportmärkte in geographischer Nähe konzentrieren. Nahezu 80% der Ausfuhren gehen nach Europa, 70% in die Länder der Europäischen Union. Einen ähnlich hohen Anteil der Ausfuhren in diese Region haben nur noch das Saarland und Thüringen, während in den anderen Bundesländern außereuropäische Regionen eine größere Rolle spielen. Auch der Anteil der Ausfuhren in mittel- und osteuropäische Länder von mehr als einem Viertel aller Ausfuhren unterscheidet Sachsen-Anhalt von anderen Bundesländern. Polen stellt als größter Exportmarkt eine wesentliche Säule der Ausfuhren dar, bei gleichzeitig stabilem Wachstum. Im Handel mit anderen Hauptabnehmerländern sind die Exporte zwar im Vergleich zu Polen deutlich geringer, sie weisen jedoch ein hohes Wachstum auf.

Mit dem traditionellen osteuropäischen Handelspartner Russland haben sich die Handelsbeziehungen bei einem Anteil von 3 bis 4% stabilisiert. Damit liegt Russland etwa an zwölfter Position, hinter der Schweiz. Das Land bildet für sachsen-anhaltische Unternehmen des Maschinenbaus, der Chemischen Industrie und der Nahrungsgüterwirtschaft noch immer einen wichtigen Absatzmarkt. Außerhalb Europas spielen Asien und Amerika als Absatzregionen eine Rolle. China als stark wachsender Exportmarkt außerhalb Europas ist unter den zehn wichtigsten Handelspartnern Sachsen-Anhalts, die übrigen BRIC-Staaten liegen auf hinteren Rängen.

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Zugehörige Publikationen

Cover_Wirtschaft-im-Wandel_2016-2.jpg

Außenwirtschaft Sachsen-Anhalts auf dem Weg zu einer größeren Internationalisierung

Martina Kämpfe

in: Wirtschaft im Wandel, 2, 2016

Abstract

Der Außenhandel Sachsen-Anhalts hat sich in den vergangenen Jahren abgeschwächt. Dies liegt vor allem an der anhaltenden Krise auf dem wichtigen Absatzmarkt Europa. Neue Wachstumsmärkte zu erschließen, ist gerade für die in Sachsen-Anhalt verbreiteten kleinen und mittleren Unternehmen schwierig. Zudem dominieren Vorerzeugnisse und Halbwaren den Export. Obgleich sich die Schwerpunkte in den Handelsregionen aufgrund der aktuellen Konjunktur jüngst leicht verschoben haben, bleibt es eine schwierige Aufgabe, das Außenwirtschaftspotenzial der Unternehmen besser zu entfalten. Mehr Produktinnovation, die Vernetzung von Wissenschaft und Wirtschaft, neue Anreize für die Fachkräftegewinnung und das Gründungsgeschehen sowie die strategische Erschließung von Auslandsmärkten sind Felder, auf denen das neue Außenwirtschaftskonzept des Landes ansetzen will. Es könnte damit zu mehr Internationalisierung der Unternehmen in Sachsen-Anhalt beitragen.

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