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7. IWH/INFER-Workshop on Applied Economics and Economic Policy: “Challenges and Implications of Inflationary Dynamics“

Am 7. und 8. September 2017 fand am IWH in Zusammenarbeit mit dem International Network for Economic Research (INFER) und unter Förderung der Stadt Halle (Saale) der 7. Workshop in der Reihe „Applied Economics and Economic Policy“ statt. Im Rahmen des Workshops stellten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler europäischer Universitäten und internationaler Organisationen ihre neuesten Forschungsergebnisse zu aktuellen ökonomischen Fragen und Problemen vor und diskutierten diese intensiv. Insbesondere gab es einen regen Austausch über das Spezialthema „Challenges and Implications of Inflationary Dynamics“. Hier ging es vor allem um die Entwicklungen von Inflationserwartungen sowie mögliche Gründe und Folgen dieser Entwicklungen.

21. Dezember 2017

Autoren Birgit Schultz Gregor von Schweinitz

Aktuelle Ergebnisse aus der Forschung

Die auf dem Workshop präsentierten Beiträge zeigten die vielfältigen Facetten des Themas. Die beiden Keynote-Reden von Mathias Trabandt (Freie Universität Berlin und IWH) sowie Michael Ehrmann (Europäische Zentralbank) rahmten diese Facetten ein. Mathias Trabandt präsentierte ein einfaches theoretisches Modell, das einen Schock auf Inflationserwartungen beinhaltet. Er zeigte damit, dass sinkende Inflationserwartungen einen negativen Effekt auf die gesamtwirtschaftliche Entwicklung haben können, wenn der Zentralbankzins bereits an der Nullzinsgrenze liegt und deswegen nicht weiter gesenkt werden kann, um die Erwartungen zu stabilisieren. Michael Ehrmann betrachtete Inflationserwartungen mit Hilfe mehrerer panelökonometrischer Modelle. Er untersuchte die Formierung der Erwartungen und damit die andere Seite des thematischen Spektrums des Workshops. Ehrmann legte dar, dass Inflationserwartungen aktuell durch niedrige beobachtete Inflationsraten gesenkt werden. Auf der anderen Seite sind so genannte Forward-Guidance-Maßnahmen und Vertrauen in die Zentralbank allgemein in der Lage, diesen Entwicklungen entgegenzuwirken.

Diese beiden Keynotes legten den Grundstein für elf weitere theoretische und empirische Vorträge. Als mögliche Ursachen für niedrigere oder heterogeneInflationserwartungen wurden zum Beispiel heterogene Inflationserfahrungen beim Eintritt in die Eurozone oder eine Verschiebung der Wertschöpfung zum preisstabileren Service-Sektor genannt. Neuigkeiten zu makroökonomischen Entwicklungen scheinen hingegen kein geeigneter Kandidat zu sein. Das aktuelle Umfeld ist aus verschiedenen Gründen schwierig für konventionelle Geldpolitik. Außerdem wurde gezeigt, dass niedrige Inflationserwartungen risikoreicheres Verhalten von Haushalten fördern. Jeder der Vorträge wurde von einem Diskutanten eingehend kommentiert und mit exzellenten Vorschlägen für weitere Forschungsfragen ergänzt.

Insgesamt erhielten die 47 Teilnehmerinnen und Teilnehmer des 7. IWH/INFER-Workshops einen umfassenden Überblick über die unterschiedlichen makroökonomischen Aspekte des Themas Inflationserwartungen.

Die Veranstalter bedanken sich herzlich bei allen Gästen und Vortragenden für die Teilnahme und freuen sich darauf, die Reihe im kommenden Jahr mit dem 8. IWH/INFER-Workshop zur angewandten Wirtschaftspolitik fortsetzen zu können.

Außerdem in diesem Heft

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Niedrige Soziale Mobilität in Deutschland: Wo liegen die Ursachen?

Thomas Brockmeier Reint E. Gropp

in: Wirtschaft im Wandel, Nr. 4, 2017

Abstract

Weiterhin gilt in Deutschland: Für den Bildungserfolg ist es nicht entscheidend, was ein Kind kann, sondern woher es kommt. Die soziale Herkunft eines Kindes bestimmt in hohem Maße dessen Bildungsniveau, beruflichen Erfolg und Einkommen. Eine Untersuchung des Statistischen Bundesamts vom letzten Jahr zeigt, dass 61% der unter 15-Jährigen, deren Eltern selbst einen hohen Bildungsabschluss haben, 2015 ein Gymnasium besuchten, während dies nur für 14% der Jugendlichen aus Familien mit niedrigem Bildungsabschluss gilt. Empirische Studien belegen: Kinder mit einem bildungsfernen Familienhintergrund können in Deutschland nur mit einer deutlich niedrigeren Wahrscheinlichkeit als etwa in skandinavischen Ländern (Dänemark, Norwegen, Finnland und Schweden) und einer ähnlich hohen Wahrscheinlichkeit wie in den USA sozial aufsteigen.

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Aktuelle Trends: Große deutsche Banken werden kleiner und haben mehr Eigenkapital

Lena Tonzer Talina Sondershaus

in: Wirtschaft im Wandel, Nr. 4, 2017

Abstract

Große Banken profitieren in der Regel von einem „Toobig- to-fail“-Status: Sie sind „zu groß, um zu scheitern“. Vor der letzten Finanzkrise, die im Jahr 2007 begann, haben die Vermögenswerte der großen Banken in Deutschland durchschnittlich zugenommen. Je größer der Marktanteil und die Vernetzung großer Banken, desto größer sind die systemischen Auswirkungen, falls eine Bank in Schieflage gerät. Aus Angst vor einem systemischen Zusammenbruch werden deshalb oft staatliche Garantien ausgesprochen oder Eigenkapital bereitgestellt. Wenn große Banken die Rettung durch den Staat antizipieren, kann das dazu führen, dass sie riskantere Geschäfte eingehen. Diese Problematik kam in der letzten Krise zum Tragen, sodass zahlreiche regulatorische Änderungen beschlossen wurden, um das systemische Risiko großer Banken zu reduzieren.

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Pendlerströme führen zur regionalen Angleichung bei Beschäftigung

Hans-Ulrich Brautzsch

in: Wirtschaft im Wandel, Nr. 4, 2017

Abstract

Im Jahr 2016 hatten 75% der erwerbsfähigen Personen, die in Ostdeutschland wohnten, dort auch einen Arbeitsplatz. In Westdeutschland waren es 81%. Berücksichtigt man den Pendlerüberschuss gegenüber Westdeutschland sowie die längeren Jahresarbeitszeiten in Ostdeutschland, verschwindet der Rückstand auf den Westen: Die erwerbsfähigen Ostdeutschen haben im Durchschnitt genauso viele Arbeitsstunden geleistet wie die Westdeutschen. Auch auf Kreisebene kann kein ausgeprägtes Ost-West-Gefälle ausgemacht werden. Vielmehr zeigen sich deutliche Disparitäten zwischen Süddeutschland (einschließlich Sachsens und Thüringens) und großen Teilen Norddeutschlands.

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Too connected to fail? Wie die Vernetzung der Banken staatliche Rettungsmaßnahmen vorhersagen kann

Friederike Altgelt Michael Koetter

in: Wirtschaft im Wandel, Nr. 4, 2017

Abstract

Seit der globalen Finanzkrise 2007/2008 liegt aufgrund ihrer Schlüsselrolle für ein funktionierendes Finanzsystem ein besonderer Fokus auf den so genannten systemrelevanten Finanzinstitutionen (systemically important financial institutions, SIFIs). Neben der Größe von Finanzinstitutionen ist auch das Ausmaß ihrer Vernetzung im internationalen Finanzsystem entscheidend für die Klassifikation als systemrelevant. Obwohl die Vernetzung von Banken untereinander in der Regel schwer zu messen ist, kann sie aus der Entwicklung von Prämien von Kreditausfallversicherungen (den so genannten Credit Default Swap (CDS) Spreads) und Aktienrenditen abgeleitet werden. Dieser Beitrag untersucht, inwieweit sich mit Hilfe der sich daraus ergebenden Co-Crash-Probability vor der Finanzkrise vorhersagen lässt, welche Finanzinstitutionen während der Krise Teil von staatlichen Rettungsprogrammen (bailout programmes) wurden.

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Polen vor der Middle-Income-Trap? Entwicklungsplan bis 2030 soll den Aufholprozess beschleunigen

Oliver Holtemöller Martina Kämpfe

in: Wirtschaft im Wandel, Nr. 4, 2017

Abstract

Polen hat seinen Abstand gegenüber den entwickelten Marktwirtschaften Westeuropas seit dem Beginn der 1990er Jahre bis heute gemessen am Pro-Kopf-Einkommen stark verringert. Galt das Land in den ersten zwei Jahrzehnten unter den mittelosteuropäischen Ländern als Vorreiter beim Wirtschaftswachstum, so hat sich das Aufholtempo in den letzten Jahren verlangsamt. Die polnische Regierung reagierte darauf mit einem strategischen Entwicklungsplan („Morawiecki“-Plan), der Maßnahmen und Ziele bis 2030 benennt und Polens Aufholprozess neuen Schwung verleihen soll. Für das wirtschaftsliberale Reformland bedeutet mehr staatlich gesteuerte Wirtschaftsplanung allerdings einen Paradigmenwechsel. Vom Erfolg dieser Strategie hängt es ab, ob Polen den Übergang in die zweite, innovationsorientierte Phase des Aufholprozesses schafft oder längerfristig auf dem bisherigen Niveau zu verharren droht.

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Arbeitnehmermitbestimmung und Tarifverträge im Fokus – 14. IWH/IAB-Workshop zur Arbeitsmarktpolitik

Eva Hank Georg Neuschäffer

in: Wirtschaft im Wandel, Nr. 4, 2017

Abstract

Bereits zum 14. Mal fand am 18. und 19. September der diesjährige Workshop zur Arbeitsmarktpolitik am IWH in Halle (Saale) statt, der traditionell gemeinsam mit dem Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) organisiert wird. Mit dem Schwerpunkt „Industrielle Beziehungen: Arbeitnehmermitbestimmung und Tarifverträge im Fokus“ widmete sich der Workshop einem wirtschaftspolitisch aktuellen Thema.

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