Aktuelle Trends: Betriebliche Lohnungleichheit wieder rückläufig
13. Dezember 2018
Die beiden Abbildungen, die auf den Ergebnissen des IAB-Betriebspanels basieren, bieten einen etwas ungewohnten Blick auf die Entwicklung der Löhne in Deutschland, da sie betriebliche Durchschnittslöhne und nicht Löhne auf Personenebene zeigen. Diese Sichtweise ist interessant, da betriebliche Lohnunterschiede ein wichtiger Treiber von Lohnungleichheit sind.
Neben einem West-Ost-Unterschied in Höhe der aktuell gezahlten Durchschnittslöhne (19% höher im Westen, nicht in der Abbildung ersichtlich) lässt sich für beide Teile Deutschlands eine durchaus unterschiedliche Entwicklung der betrieblichen Lohnverteilung beobachten. So zeigt die Abbildung für Westdeutschland für diejenigen Betriebe, die die vergleichsweise geringsten Löhne zahlen (hier 10. Perzentil) im gesamten Betrachtungszeitraum Lohneinbußen. Am aktuellen Rand liegen die Einbußen bei etwa 2% im Vergleich zu 1997, während die Löhne am Median leicht gestiegen sind. In Ostdeutschland verlief die Entwicklung der betrieblichen Durchschnittslöhne insgesamt und vor allem seit 2013 deutlich positiver. Am aktuellen Rand sind im Osten für alle Perzentile deutliche Lohnzuwächse zu beobachten, am Median etwa 10%.
Es ist davon auszugehen, dass die seit etwa dem Jahr 2013 einsetzende Erholung der Lohnentwicklung in Deutschland zum einen von einer gestiegenen Arbeitsnachfrage und zum anderen von der Einführung des Mindestlohns zum 01.01.2015 unterstützt wurde. Der bereits vor 2015 einsetzende besonders starke Lohnanstieg in Ostdeutschland deutet zudem auf eine wichtige Rolle der vor 2015 eingeführten branchenspezifischen Mindestlöhne hin, von denen vor allem im Osten ein großer Anteil der Beschäftigten betroffen ist.
Fazit: Im Vergleich zu 1997 hat die Lohnungleichheit, gemessen als Differenz zwischen dem 90. und 10. Perzentil, zunächst in West- und Ostdeutschland stark zugenommen; im Westen v. a. durch Lohneinbußen in Betrieben mit relativ geringer Entlohnung; in Ostdeutschland zusätzlich auch durch Lohnzuwächse in gut zahlenden Betrieben. Seit etwa 2013 geht die Ungleichheit innerhalb der beiden Regionen jedoch wieder zurück und liegt im Jahr 2017 nur knapp über dem Niveau von 1997.