Aktuelle Trends: Ungewöhnliche Zeiten in der Geldpolitik: Niedriges Zinsniveau begleitet von hohen Zentralbankreserven
Mit dem Ausbruch der Finanzkrise 2007/2008 und der sich anschließenden Staatsschuldenkrise kam es zu zahlreichen Veränderungen in der Implementierung der Geldpolitik im Euroraum. Oberstes Ziel der Europäischen Zentralbank (EZB) ist dabei die Wahrung der Preisstabilität und ein funktionierender Geldtransmissionsmechanismus.
15. Dezember 2016
Um dies auch in den zuletzt krisengezeichneten Jahren zu erreichen, erweiterte die EZB ihr Set an geldpolitischen Instrumenten um unkonventionelle Maßnahmen wie zum Beispiel Anleihenkaufprogramme. Gleichzeitig kamen auch konventionelle Maßnahmen wie Änderungen im Leitzins zum Einsatz. Und obwohl der Beginn der Finanzkrise bald ein Jahrzehnt zurückliegt, zeichnet sich keine Normalisierung in der Geldpolitik des Euroraums ab. So liegt die Einlagefazilitätsrate, also der Zins, den Banken für Zentralbankreserven erhalten, im negativen Bereich. Trotz dieser Entwicklung sind die Reserven, die Banken in der Einlagefazilität oder auf ihrem Girokonto bei der Zentralbank halten, in letzter Zeit stark angestiegen. Dies ist unter anderem darin begründet, dass die EZB mehr Liquidität bereitstellt, als im Bankensystem benötigt wird. Profitieren dürften vor allem Banken mit hohem Liquiditätsbedarf, da sie sich sehr günstig refinanzieren können. Ob diese Geldpolitik erfolgreich weitergegeben wird, hängt im Wesentlichen davon ab, inwiefern die zusätzliche Liquidität den Realsektor erreicht, anstatt im Bankensystem vorgehalten zu werden.