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Die Ermittlung des Bruttoinlandsprodukts und seiner KomponentenSeite 2
Quantitative Folgen: Wertschöpfung in forschungsintensiven Bereichen erhöht, Rückstand des Ostens vergrößert Auf einer Seite lesenQuantitative Folgen: Wertschöpfung in forschungsintensiven Bereichen erhöht, Rückstand des Ostens vergrößert
Eine Spitzenstellung unter den Wirtschaftsbereichen, in denen FuE als Nebenproduktion erbracht werden, nimmt das Verarbeitende Gewerbe ein. Vor allem in der chemischen und pharmazeutischen Industrie, im Maschinen- und Fahrzeugbau sowie in der Herstellung von Datenverarbeitungsgeräten, elektrotechnischen, elektronischen und optischen Erzeugnissen werden viele Mittel und viel Personal für FuE eingesetzt. Daneben gehört der Wirtschaftszweig Freiberufliche, wissenschaftliche und technische Dienstleistungen per se zu den forschungsintensiven Bereichen. Auf diese beiden Bereiche konzentriert sich die folgende Datenauswertung. Andere Wirtschaftszweige, in denen ebenfalls intensiv geforscht wird, wie Information und Kommunikation, die öffentlichen Verwaltungen mit ihren Ressorteinrichtungen, Erziehung und Unterricht mit den Universitäten sowie das Gesundheitswesen mit den Hochschulkliniken, können aus Platz- und Datengründen hier nicht näher untersucht werden.
Im Verarbeitenden Gewerbe wurde die Bruttowertschöpfung im Jahr 2000 infolge der Datenrevision prozentual im Westen Deutschlands doppelt so hoch wie in den ostdeutschen Flächenländern aufgestockt, in den folgenden Jahren bis achtmal so hoch. Eine Ausnahmestellung nimmt Berlin mit seinen forschungsintensiven Industriebranchen ein. Die Anhebungen für Sachsen und Thüringen bewegen sich im Mittelfeld, für Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg und Sachsen-Anhalt am unteren Rand (vgl. Abbildung 2).
Eine stärkere Aufwertung gegenüber dem Westen erfährt dagegen der Zweig Freiberufliche, wissenschaftliche und technische Dienstleistungen. Hier sind die Zuwächse in den ostdeutschen Flächenländern prozentual doppelt so hoch wie im Westen. Spitzenreiter ist Mecklenburg-Vorpommern, Schlusslicht ist Sachsen-Anhalt. Brandenburg, Sachsen und Thüringen stellen das Mittelfeld (vgl. Abbildung 3). Generell schlägt in dieser Änderung das große Gewicht der öffentlichen und öffentlich geförderten FuE-Einrichtungen zu Buche.
Diese Ausschnitte vermitteln noch kein Gesamtbild über die Bedeutung der Neuverbuchung von Forschungs- und Entwicklungsleistungen. Dazu gibt die Veränderung der Größe der investiven Verwendungskomponente des Bruttoinlandsprodukts, und zwar der Investitionen in neue Ausrüstungen und sonstige Anlagen, nähere Auskunft. Hier schwankt die revisionsbedingte Anhebung für die ostdeutschen Flächenländer seit dem Jahr 2000 zwischen 11% und 21%, während sie für den Westen 23% bis 31% beträgt. Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt teilen sich im Jahresdurchschnitt mit rund 14% die hinteren Ränge, während Sachsen mit 22% die Spitze bildet. Dazwischen liegen Thüringen (20%) und Brandenburg (19%). Zum Vergleich: Berlin liegt bei 40%. Damit fällt der Osten (ohne Berlin) bei dieser Wachstumsressource gegenüber dem Westen deutlich zurück, ist also relativ „ärmer“ geworden.
Ein Fazit
Mit dem Einbezug von FuE in die Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen als Investition in ein Vermögensgut kann ihr Beitrag zur wirtschaftlichen Gesamtleistung kompakter als vordem dargestellt werden. Die Neuberechnung zeigt, dass der Rückstand der ostdeutschen Flächenländer gegenüber dem Westen bei FuE größer ist als bisher bekannt, auch wenn er nicht auf der ganzen Linie besteht. Er wird vom Forschungsdefizit im Unternehmenssektor, und hier vor allem im Verarbeitenden Gewerbe dominiert. Das ist keine Überraschung, da einzelne Fachstatistiken seit längerem auf einen ähnlichen Tatbestand verweisen. So berichtet der Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft seit Jahren über geringe Ausgaben der Unternehmen für FuE in den ostdeutschen Flächenländern. Die Gründe für diesen Rückstand sind weitgehend bekannt: die Dezimierung der Industrieforschung bei der Privatisierung der früheren Staatsbetriebe der DDR in den Neunzigern, die Kleinteiligkeit der privatisierten und der neugegründeten Industrieunternehmen, die wenig Raum für eigene FuE lässt, das Defizit an Großunternehmen, die eigene FuE-Abteilungen unterhalten, und der Werkbankcharakter vieler Filialen von auswärtigen Konzernzentralen, die kaum FuE vor Ort betreiben, sowie der geringe Anteil forschungsintensiver Zweige an der Gesamtwirtschaft.
Die gesamtwirtschaftlichen Wachstumsaussichten des Ostens, die an sich schon durch die Alterung und Schrumpfung der Einwohnerzahlen eingeschränkt sind, erfahren eine weitere Zügelung durch die Rückstände bei FuE. Die staatliche Förderung von FuE-Leistungen mildert zwar den Abstand, sie kann jedoch das Streben eines dynamischen Unternehmertums nach Innovationen nicht ersetzen.