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Wirtschaftspolitische Herausforderungen für Sachsen-Anhalt: Toleranz, Talente und Technologie

Das Wirtschaftswachstum in Sachsen-Anhalt war in den vergangenen Jahren schwach. Der wichtigste Erklärungsfaktor ist die demographische Entwicklung; die Alterung und die Schrumpfung der Bevölkerung dämpfen die Anzahl der Erwerbstätigen. Es gibt eine Reihe von ökonomischen Ansatzpunkten für die Verbesserung der wirtschaftlichen Perspektiven. Dazu ist es erforderlich, die Ursachen der schwachen Entwicklung zu analysieren und ursachengerechte Maßnahmen zur Stärkung der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit zu ergreifen. Die größten Chancen bieten Investitionen in die Bildung, mehr Internationalität sowie die Förderung von Forschung und Innovation.

30. Juni 2015

Autoren Oliver Holtemöller

Inhalt
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Das Wirtschaftswachstum in Sachsen-Anhalt
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Das Wirtschaftswachstum in Sachsen-Anhalt

Das Wirtschaftswachstum in Sachsen-Anhalt war in den vergangenen Jahren schwach. Seit dem Jahr 2000 ist das Bruttoinlandsprodukt in Sachsen-Anhalt lediglich um 7,4% gestiegen, während es in den Neuen Bundesländern (ohne Berlin) um 14,5% und in den Alten Bundesländern (mit Berlin) um 15,8% zugenommen hat (vgl. Abbildung 1).

Der wichtigste Erklärungsfaktor für das vergleichsweise geringe Wirtschaftswachstum ist die ungünstige demographische Entwicklung, also die Alterung und Schrumpfung der Bevölkerung. Die Anzahl der Erwerbstätigen in Sachsen-Anhalt ist seit dem Jahr 2000 um 5,9% zurückgegangen; in den Neuen Bundesländern insgesamt stagniert sie seit einigen Jahren in etwa, und in den Alten Bundesländern stieg sie um 8,4% (vgl. Abbildung 2).

Das Bruttoinlandsprodukt je Erwerbstätigen liegt hingegen in Sachsen-Anhalt wie auch in den übrigen ostdeutschen Flächenländern bei etwa 77% bis 78% in Relation zum Durchschnitt der westdeutschen Länder (vgl. Abbildung 3). Welche Möglichkeiten hat die Landespolitik, um das Wirtschaftswachstum zu stärken? Die größten Chancen bieten Investitionen in Bildung, mehr Internationalität sowie die Förderung von Forschung und Innovation. 

Mehr Investitionen in Bildung

In Sachsen-Anhalt sind 10,7% der Erwerbspersonen arbeitslos; in den Alten Bundesländern sind es nur 6,2% (vgl. Abbildung 4). Die höhere Arbeitslosigkeit in Sachsen-Anhalt ist ein Indikator dafür, dass das Land sein wirtschaftliches Potenzial nicht ausschöpft. Gelänge es, mehr Menschen in die Arbeitsprozesse zu integrieren, so stiege auch das Bruttoinlandsprodukt.

Ferner liegen die Löhne in den Neuen Bundesländern deutlich unter denen in den Alten Bundesländern, und das Armutsrisiko ist höher. Die Teilnahmechancen auf dem Arbeitsmarkt werden vor allem von der persönlichen Qualifikation bestimmt. Ein Schulabschluss ist dabei eine notwendige Voraussetzung für die weitere Ausbildung und für die Integration in den Arbeitsmarkt. In Sachsen-Anhalt ist aber der Anteil derjenigen Abgänger, die die Schule ohne Abschluss verlassen, fast doppelt so hoch wie im Bundesdurchschnitt. Die positive Korrelation zwischen dem Anteil der Schulabgänger ohne Abschluss und der Arbeitslosenquote (vgl. Abbildung 5) ist ein Indikator dafür, dass eine Reduktion des Anteils der Schulabbrecher zur Reduktion der Arbeitslosenquote beitragen könnte.

In diesem Bereich sind Fortschritte nur langfristig zu erzielen. Große Erfolgschancen haben Investitionen in frühkindliche Bildung. Die Förderung der frühkindlichen Bildung erhöht insbesondere über sozio-ökonomische Faktoren die Arbeitsmarktchancen von Kindern aus benachteiligten Familien. Hierbei ist auch wichtig, dass die Eltern in entsprechende Programme integriert werden.

Insgesamt kommt es darauf an, die Ergebnisse des Schulbesuchs zu verbessern, denn deren Einfluss auf das Wirtschaftswachstum ist erheblich. Eine Fokussierung auf den Mittelaufwand für Erziehung und Schulen wäre zu kurz gegriffen.

Außerdem in diesem Heft

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Aktuelle Trends: In den meisten deutschen Bundesländern stieg die Exportintensität der Industrie – aber die ostdeutschen Flächenländer verbleiben auf hinteren Rangplätzen

Gerhard Heimpold

in: Wirtschaft im Wandel, Nr. 3, 2015

Abstract

Die Industrie konnte im Jahr 2014 im Vergleich zum Jahr 2010 in den meisten Bundesländern die Exportintensität steigern. Besonders kräftig nahm die Auslandsorientierung in Berlin und in Mecklenburg-Vorpommern zu. Trotzdem bleiben alle ostdeutschen Flächenländer auf hinteren Rangplätzen. Im Schnitt lag im Jahr 2014 die Exportintensität in Ostdeutschland bei rund 35%, in Westdeutschland bei ca. 48%.

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Kommentar: Der Europäische Gerichtshof und der Grexit

Reint E. Gropp

in: Wirtschaft im Wandel, Nr. 3, 2015

Abstract

Die Europäische Zentralbank hat vom Europäischen Gerichtshof (EuGH) grünes Licht für den Ankauf von Staatsanleihen bekommen. Wie der EuGH ent-schied, dürfen die Zentralbanker unter Einhaltung bestimmter Bedingungen Staatsanleihen der Euroländer aufkaufen. Die Richter billigen damit ein Programm, das auf eine Entscheidung des EZB-Rats im September 2012 zurückgeht: Die Notenbank werde notfalls unbegrenzt Staatsanleihen von Euroländern kaufen, um die Währung zu stützen, hatte damals EZB-Präsident Mario Draghi verkündet. Allerdings darf die Zentralbank nur tätig werden, wenn das betroffene Land bestimmten Qualitätsansprüchen genügt oder unter den Euro-Rettungsschirm geschlüpft ist und folglich strenge Reformvorgaben erfüllen muss. Die Richter argumentieren, dass das Programm die währungspolitischen Befugnisse der EZB nicht überschreite. Es verstoße nicht gegen das Verbot der monetären Finanzierung von Mitgliedstaaten, sondern es handele sich dabei um ein Programm, das dem Bereich der Währungspolitik zuzuordnen sei und zu dem Ziel der EZB beitrage, die Preisstabilität in den Mitgliedstaaten zu gewährleisten. Die Entscheidung gibt der EZB auch Rückendeckung beim aktuell laufenden Anleihekaufprogramm (quantitative easing) vom Frühjahr dieses Jahres. Dieses hat zum Ziel, bis Ende September 2016 Staatsanleihen und Anleihen anderer staatlicher Einheiten aller Eurostaaten im Wert von bis zu einer Billion Euro anzukaufen. Damit soll Deflations-tendenzen entgegengewirkt werden.

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Im Lichte neuer Daten: Ostdeutschland absolut „reicher“, beim Wachstumspotenzial jedoch relativ „ärmer“

Udo Ludwig Franziska Exß

in: Wirtschaft im Wandel, Nr. 3, 2015

Abstract

Die amtliche Statistik hat die Angaben zum Bruttoinlandsprodukt der ostdeutschen Flächenländer für die Jahre seit 2000 um jährlich rund 3% erhöht. In dieser Korrektur kommen auch konzeptionelle Erweiterungen des gesamtwirtschaftlichen Rechnungswesens zum Tragen. Insbesondere betrifft das Forschungs- und Entwicklungsleistungen, die jetzt wie eine Investition in ein Vermögensgut behandelt werden. Es zeigt sich, dass der Osten in diesem Zukunftsbereich gegenüber dem Westen stärker zurückliegt, als bisher beziffert worden ist.

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Negative Bonitätsbewertungen und Zinsen auf Staatsanleihen – Gibt es einen Teufelskreis?

Makram El-Shagi Gregor von Schweinitz

in: Wirtschaft im Wandel, Nr. 3, 2015

Abstract

Kann es nach einer Herabstufung der Bonität eines Staates zu einer Dynamik von steigenden Zinsen auf Staatsanleihen und weiter fallenden Ratings kommen, die unausweichlich in einem Staatsbankrott endet? Die hohe Persistenz von Ratings sowie die Beobachtung, dass Zinsen häufig negativ auf eine Herabstufung reagieren, legen die Möglichkeit einer solchen Abwärtsspirale nahe. Empirisch ist diese Dynamik allerdings nicht zu sehen. In den Daten ist im Gegenteil ausschließlich eine sehr langsame Annäherung an ein langfristiges Gleichgewicht von guten Ratings und niedrigen Zinsen zu beobachten. Gleichzeitig ist die Persistenz von Ratings allerdings hoch genug, um nach einer Herabstufung auf ein hochspekulatives Niveau (Rating von B oder schlechter) massive und langandauernde Zinsaufschläge zu erzeugen. Da eine solche Herabstufung in der Realität allerdings äußerst selten erfolgt, ist die Existenz des oben beschriebenen Teufelskreises zu verneinen. Eine negative Entwicklung wie zum Beispiel in Griechenland in den Jahren 2010 und 2011 lässt sich nicht als Ergebnis der Wechselwirkung von Ratings und Zinsen erklären.

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Perspectives for Future Research on European Urban Development: Workshop im Rahmen eines deutsch-russischen Kooperationsprojekts

A. Förtsch Albrecht Kauffmann

in: Wirtschaft im Wandel, Nr. 3, 2015

Abstract

Das im September 2012 auf Initiative der damaligen Abteilung Stadtökonomik gestartete Projekt zur Anbahnung gemeinsamer Forschungsarbeiten des Leontief Centre St. Petersburg (LC) und des IWH zu Fragen der wirtschaftlichen Neupositionierung post-sozialistischer Städte fand am 25. und 26. Februar 2015 mit einem Workshop in Halle (Saale) seinen vorläufigen Abschluss. Neben den beteiligten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des LC und des IWH nahmen auch Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler anderer Forschungseinrichtungen teil, deren Forschung Bezüge zur Fragestellung des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Projekts aufweist. In den vorangehenden zweieinhalb Jahren gab es einen intensiven Austausch zwischen beiden Instituten u. a. in Form von Gastaufenthalten, gegenseitiger Hilfe bei der Datenbeschaffung und ­aufbereitung und gemeinsamen Auftritten bei wissenschaftlichen Veranstaltungen. Im Rahmen des Abschlussworkshops wurden Ergebnisse der gemeinsamen Arbeit wie auch thematisch verwandter Untersuchungen vorgetragen und diskutiert.

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